Bereits im vergangenen Oktober fand die FoodWeek statt, die im Jahr 2022 unter dem Motto โVom Rinde verwehtโ stand. Das bot den teilnehmenden Restaurants eine Gelegenheit, ihre Ideen fรผr Alternativen zu Rindfleisch zu prรคsentieren. Wir haben bei einigen dieser Restaurants nachgefragt. Was motivierte sie, an der FoodWeek teilzunehmen โ und welche Zukunft sehen sie fรผr den pflanzenbasierten Ernรคhrungstrend?
100/200 Kitchen ยญโ Hamburg
Das Fine-Dining** Restaurant 100/200 Kitchen stammt aus Berlin und hat ein ganz besonderes Konzept: Jeden Tag wird nur ein Gericht angeboten, das nicht angepasst werden kann. Gemรคร dem Motto: โEs wird gegessen, was auf den Tisch kommt!โ Die Gerichte passen dabei thematisch zum Titel der Saison, die auf der Webseite angekรผndigt wird. Bis Anfang Februar dauert die Saison โFeuer & Rauchโ an, zu der Koch Thomas Imbusch heimisches Wild und Krustentiere kocht.
Seine Partnerin Sophie Lehmann, die Geschรคftsleiterin der 100/200 Kitchen, hat mit uns รผber die FoodWeek gesprochen. โDie Gastronomie braucht dringend mehr hochwertige รffentlichkeitโ, antwortet sie auf die Frage, warum sie an der FoodWeek teilnimmt. โWir befinden uns gerade in unserer rein vegetarischen Saison, daher passt es perfekt. Wir kรถnnen zwar nicht nachvollziehen, warum man Fleisch nachbilden muss, aber eine bessere pflanzliche Ernรคhrung muss und wird wichtiger werden.โ Sie hofft, dass viele kleine Impulse zu einem Umdenken bei der Ernรคhrung fรผhren werden.
Kochu Karu โ Berlin
Eine ungewรถhnliche kulinarische Kombination bietet das Kochu Karu aus Berlin: Gefรผhrt von dem spanischstรคmmigen Koch Josรฉ Morillo und der Opernsรคngerin und Weinsommeliere Bini Lee aus Korea, bringt es die Kรผstenkรผche beider Lรคnder zusammen. Sie verwenden viel Fisch, Meeresfrรผchte und Gemรผse, das sie aus dem Berliner Umland beziehen. Bini Lee hat mit uns รผber die FoodWeek gesprochen:
โDie FoodWeek setzt auf Themen, die den Zeitgeist spiegeln. Auch wir beschรคftigen uns gerade mit der Frage, ob wir im Kochu Karu Fleisch anbieten sollen oder nichtโ, berichtet sie. โWir finden aber auch, dass es keinen Fleischersatz in dem Sinne gibt. Auch das von uns verwendete RedefineMeat bringt einen Eigengeschmack mit sich, den wir akzeptieren und positiv in unsere Gerichte integrieren mรถchten. Der Vergleich mit Fleisch ist dabei eher hinderlich. Wir merken, dass Alternativen zu Rindfleisch und neue Konsumgewohnheiten viel diskutiert werden. Dafรผr mรผssen die Produkte aber auch schmecken. Fรผr uns ist das eine groรe Verantwortung!โ


Noa โ Stuttgart
Das Noa vereint รผberregional die Levante-Kรผche des Orients: Hier findet man arabische Speisen ebenso wie Gerichte aus Jerusalem und Shiraz, Casablanca und Mumbai. Bevor sich das Restaurant im Jahr 2017 in der Tรผbinger Straรe niederlieร, reiste es als Pop-Up-Konzept durch die Stadt und brachte seine Gerichte auf die Straรe. Nima Nafeei hat mit uns รผber ihre Umsetzung des Stadtmenรผs gesprochen:
โWir achten schon seit Jahren auf mehr Nachhaltigkeit, denn fรผr uns ist das mehr als ein Trend. Weil uns das Thema so gut gefiel, haben wir dieses Jahr zum ersten Mal an der FoodWeek teilgenommen. Das Konzept ist allerdings in Stuttgart noch nicht so bekannt, deswegen wurde das Stadtmenรผ auch nicht stark wahrgenommen. Wir haben daher beschlossen, es lรคnger als eine Woche anzubieten. Neben dem Noa sind wir auch mit unserem italienischen Restaurant, dem OhJulia, an der FoodWeek beteiligt. Auf der Suche nach Alternativen zu Rindfleisch sind wir schnell auf RedefineMeat gekommen. Wir bieten das Flank Steak an und machen Kรถfte aus dem veganen Hack der Marke.โ
theNOname โ Berlin Mitte
Das Casual Fine Dining Restaurant theNOname vereint historische Details mit modernen Elementen โ und geht so eine perfekte Metamorphose mit der belebten Umgebung ein. Das versinnbildlicht ein Streetart-Kunstwerk des Berliner Kรผnstlerkollektivs Murales, das der Blickfang im Gรคsteraum ist. Darauf sieht man eine Frau, gefesselt nach der japanischen Bondage-Kunst Shibari. Wie dieses Bild sind Berlin und das theNOname weltoffen, kontrovers, lasziv, laut, spontan und unangepasst. Die Geschรคftsfรผhrerin Janina Atmadi hat uns von ihren Plรคnen fรผr die FoodWeek berichtet:
โWir finden, dass jeder Gastronom sich fรผr Nachhaltigkeit, Regionalitรคt und ressourcenschonende Produkte stark machen sollte. Dafรผr mรผssen wir uns zusammenschlieรen, dann bewirken wir mehr. Die FoodWeek ist dafรผr perfekt, denn sie schafft mediale Sichtbarkeit und spricht groรe Zielgruppen an. Anlรคsslich der FoodWeek gibt es bei uns ein 8-Gรคnge-Menรผ. Wir verwenden Zutaten wie Tempeh, Topinambur, Pilze, Spitzkohl und โ das besondere Highlight โ eine BBQ-Karotte. Zwar mรถgen auch Ersatzprodukte Alternativen zu Rindfleisch bieten, aber uns รผberzeugt der oft hohe CO2-Ausstoร bei der Entwicklung und Herstellung solcher Produkte nicht.โ

Nรธrds โ Dรผsseldorf
Das Nรธrds in Dรผsseldorf ist noch jung โ erst 2021 erรถffnete der 30-jรคhrige Sebastian Wego sein Restaurant mit nordisch-skandinavischer Kรผche. Karolina Landowski vom Dรผsseldorfer Regionalmagazin โThe Dorfโ beschreibt den Laden als minimalistisch, aber gemรผtlich. Hauptgerichte lassen sich flexibel auch als Vorspeise bestellen. Die Speisen selbst sind schnรถrkellos und dennoch ungewรถhnlich: Gรคste finden Edamame und Algen ebenso wie Kartoffelpรผree und heimische Gemรผsesorten. Wir haben Sebastian Wego gefragt, was ihm an der FoodWeek gefรคllt:
โWenn es bezรผglich der Ernรคhrung ein gesellschaftliches Umdenken gibt, dann mรถchte ich ein Teil davon sein und bei der Aufklรคrungsarbeit helfen. Ich denke, die FoodWeek kann ein Umdenken anregen, aber damit sich etwas รคndert, muss die Politik endlich aktiv werden. Was die Alternativen zu Rindfleisch betrifft, mรถchte ich allerdings lieber auf Gemรผse setzen. Auch damit bekommt man einen fleischรคhnlichen Geschmack hin, es dauert nur bei der Zubereitung etwas lรคnger. Trotzdem nehme ich an, dass Alternativprodukte bald nicht mehr wegzudenken sind โ ich hoffe nur, sie werden ohne Umweltschรคden produziert.โ

Quelle: B&L MedienGesellschaft