Er gilt als Mister Food Waste schlechthin: Torsten von Borstel, Mitgründer und seit 13 Jahren Geschäftsführer von United Against Waste e.V. (UAW). Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins Ende November beendete er offiziell seine Tätigkeit für United Against Waste und reichte den Staffelstab weiter.
Frank Bußmann wird die Geschäftsführung übernehmen, Helena Dierkes die Projektleitung.
Unter der Leitung von Torsten von Borstel hat sich United Against Waste zu einer der wichtigsten Branchenplattformen für Lebensmittelabfallvermeidung und Nachhaltigkeit im Außer-Haus-Markt entwickelt. Anlass genug, dass ihn die 55 Teilnehmer der aktuellen Mitgliederversammlung, die in den historischen Räumen des Kasinos der Bayer Gastronomie in Leverkusen stattfand, gebührend verabschiedeten – mit Standing Ovations.
„Ich durfte in den vergangenen 13 Jahren in so viele Mülltonnen schauen und vor Ort mit den Köchen in den Austausch gehen. Das war immer sehr schön und bereichernd, aber geruchstechnisch manchmal grenzwertig. Nichtsdestotrotz habe ich keinen Tag bereut.“
Torsten von Borstel, Geschäftsführer, United Against Waste
Rückblick auf 13 Jahre Food Waste
Als 2012 United Against Waste e. V. gegründet wurde, interessierten sich noch Wenige für das Thema Lebensmittelabfall in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) – entsprechend lückenhaft war auch die Datenlage.
Nach ersten Abfall-Analysen 2013, durchgeführt von UAW, wurde die Branche jedoch hellhörig. Das Interesse am Verein und die Mitgliederzahl wuchs.
Gemeinsam entwickelte man die Idee, anhand transparenter Messbehälter den Lebensmittelabfall sichtbar und messbar zu machen – für viele die eigentliche Geburtsstunde des Vereins. Für die Mitglieder war es nun möglich, die theoretischen Ansätze in der Praxis anzuwenden und „Klimaschutz zum Anfassen“ zu betreiben. Infolgedessen konnte UAW deutschlandweit erstmalig eine belastbare Datenbasis zu Lebensmittelverlusten in der AHV vorlegen.
Einheitliche Methodik begründet
Unter der Leitung von Torsten von Borstel entwickelte United Against Waste e.V. unter anderem im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (damals noch BMEL) – eine einheitliche Methodik zur Erfassung und Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Dazu gehört auch der CO₂-Indikator für Speiseabfälle, der branchenweit Anwendung findet.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Forschungsprojekte bildeten die Grundlage für diese Arbeit. Etwa die Zwischenbilanz 2017 und 2020 mit über 1.400 erfassten Betrieben, aus der sich erstmals belastbare Benchmarks für Großküchen ableiten ließen. Diese und weitere Forschungsarbeiten schufen die Basis für die heutigen Standards und Messmethoden, die mittlerweile in vielen Betrieben deutschlandweit Anwendung finden.
Die Mitarbeit 2019 bei der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung war nur folgerichtig.
Enger Dialog als Erfolgsfaktor
Der Erfolg von United Against Waste beruht nicht nur auf der wissenschaftlichen Fundierung, sondern auch auf dem engen Dialog mit der Branche, den Verbänden und politischen Entscheidungsträgern. Dieses Zusammenspiel aus Forschung, Praxis und politischer Vernetzung ermöglichte es, Nachhaltigkeit dauerhaft im Außer-Haus-Markt zu verankern.
„Wir haben eine gesamte Branche innerhalb der letzten 13 Jahre zum Umdenken gebracht. Inzwischen ist das Thema Abfallvermeidung in der Mitte der Gesellschaft angekommen”, resümiert der scheidende Geschäftsführer.
Prägende Zeit für Torsten von Borstel
Torsten von Borstel beschreibt seine Zeit bei United Against Waste als „eine unglaublich spannend und prägend.“ Er dankt dem Team, den engagierten Mitgliedern und mutigen Betrieben und unterstreicht: „Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung steht nicht nur auf dem Blatt Papier.“ Für ihn sei nun „der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzugeben und neue Wege im Bereich digitaler Nachhaltigkeit zu gehen.“
Zum Abschluss bedankte er sich beim Vorstand, bei allen Mitgliedern und Wegbegleitern für die Unterstützung. Humorvoll bemerkte er: „Ich durfte in so viele Mülltonnen schauen und vor Ort mit den Köchen in den Austausch gehen. Das war immer sehr schön und bereichernd, aber geruchstechnisch manchmal grenzwertig.“ Er habe keinen Tag bereut. Für seine Verdienste erhielt er Standing Ovations.
Von 30 auf 100 Mitglieder
Klaus Ridderbusch, 1. Vorsitzender von United Against Waste, hob in seiner Ansprache die Bedeutung des Vereins hervor: „Dieser Verein war vor 13 Jahren eine Idee auf Basis einer Satzung. Wir hatten gehofft, irgendwann mal 30 Mitglieder zu haben, und heute sind es über 100. Das zeigt, dass United Against Waste keine Eintagsfliege ist.“
Er lobte insbesondere Torsten von Borstel als „eine prägende Figur“ für den Verein, die gesamte Branche und die Umwelt mit einem humorvollen Verweis darauf, dass von Borstel eigenhändig den Lebensmittelabfall um mindestens eine Million Tonnen gesenkt habe.
Ab 2026 übernimmt Frank Bußmann die Geschäftsführung und wird gemeinsam mit Helena Dierkes als Projektleitung die Weiterentwicklung von United Against Waste vorantreiben.
Einblicke in die Praxis: Bayer Gastronomie
Während der Mitgliederversammlung erhielten die Teilnehmer darüber hinaus einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Bayer Gastronomie. Kathrin Lutter gab Einblicke in die vielfältigen Geschäftsbereiche und die Herausforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit Heiko Leonards und Klara Kulisch führten sie durch die Kantina im Kasino Leverkusen, die täglich bis zu 2.300 Mitarbeitende verpflegt.
Auf einen Blick
Meilensteine von United Against Waste
- 2012: Am 31. August 2012 wird United Against Waste e.V. (UAW) von folgenden Mitgliedern gegründet:
- Unilever Deutschland GmbH
- Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)
- Transgourmet Deutschland GmbH & Co. OHG
- Sodexo Services GmbH
- Rational Großküchentechnik GmbH
- Dehoga Bundesverband e.V.
- SGS Institut Fresenius Germany GmbH
- Chefs Culinar GmbH & Co. KG
- Compass Group Deutschland GmbH
- 2013: UAW gewinnt den Internorga-Zukunftspreis: Als erste Initiative gegen Lebensmittelverschwendung im Außer-Haus-Markt erhält UAW den „Spezialpreis“.
- 2016: UAW veröffentlicht gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW und Corsus Corporate Sustainability die bundesweite Studie „Situationsanalyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) sowie in privaten Haushalten und zum Verbraucherverhalten“. Fazit der Studie: In der AHV gibt es erhebliche Potenziale zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten durch gezielte Managementmaßnahmen.
- 2017: UAW publiziert die erste Zwischenbilanz zum Lebensmittelabfall in der AHV.
- 2018: UAW stellt ein Aktionsprogramm zur Reduzierung von Lebensmittelabfall vor.
- 2019: UAW unterstützt das Dialogforum zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung.
- 2020: UAW publiziert die zweite Zwischenbilanz. Mittlerweile liegen über 720 Analysen vor, mit dieser Vielzahl an Daten hat UAW aussagekräftige Durchschnittswerte und Einsparpotenziale generiert, die der Branche eine Orientierung und Vergleichsmöglichkeiten an die Hand geben und Betriebe bei der Implementierung von Lösungen zur Reduzierung unterstützen.
- 2022: Seit 1. Januar betreibt UAW im Auftrag des BMEL gemeinsam mit dem Thünen-Institut die Kompetenzstelle zur Vermeidung von Lebensmittelabfall in der Außer-Haus-Verpflegung (KAHV).
- 2023: Inzwischen haben 100 Betriebsstandorte die von der KAHV festgelegten Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfall umgesetzt und den gesamten Prozess durchlaufen.
- 2024: Bis November schlossen sich 45 Unternehmen mit insgesamt 262 Betriebsstandorten aus sieben verschiedenen Branchenkategorien der KAHV an. Ende 2024 läuft die Förderung der KAHV aus.
- 2025: Aufgrund des großen Erfolgs und der hohen Relevanz für die AHV-Branche, hat sich UAW entschieden, die KAHV eigenständig ab 2025 fortzuführen. Die KAHV ist weiterhin Teil der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Weniger Food Waste in der Praxis
Wie geht ein Foodwaste von nahezu Null in der Schulmensa? Kennziffern und Praxistipps aus der Schul-, Betriebs- und Hochschulgastronomie finden Sie im folgenden Beitrag.
Quelle: B&L MedienGesellschaft/United Against Waste
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