Für die Entsorgung von Küchenabfällen und Speiseresten Energie bekommen statt Geld zu bezahlen? Nassmüllentsorgung im geschlossenen System kann es möglich machen und zur Kreislaufwirtschaft ohne Müll führen. Welche Lösungen es dafür gibt, stellen wir im Folgenden vor.
Vision Kleinbiogas-Anlage für Großküchen
Wie wäre es, wenn gar keine Lebensmittelabfälle mehr in Großküchen entstünden? Und Speisereste, die unvermeidbar sind, in Form von Energie und Wärme direkt vor Ort in Kreislaufwirtschaft genutzt werden könnten? Utopie? Nein! Betriebe, bei denen große Mengen an Nassmüll anfallen, werden sich bald selbst anhand einer Kleinbiogas-Anlage im Container mit Energie und Wärme versorgen können. Erste Pilotprojekte, bei denen Meiko beteiligt ist, gehen in den Testlauf. Zukünftig können Lebensmittelabfälle dort zu Energie umgewandelt werden, wo sie entstehen: im eigenen Unternehmen. An drei Projektstandorten werden voraussichtlich in diesem Jahr drei Anlagen installiert und in Betrieb genommen. Wo genau, will Torben Wittbrodt von Meiko noch nicht verraten. Machbarkeitsstudien werden gemeinsam mit den Betrieben durchgeführt. Erst wenn alle Zahlen und Informationen validiert sind, geht Meiko in die Fläche. Das Interesse und der Bedarf an solchen Anlagen sei groß. Fakt ist: Küchenabfälle lassen sich sinnvoller verwerten, sodass umweltfreundliches Biogas, Strom und Wärme sowie organischer Dünger entstehen. Soweit die Zielsetzung.

Status quo der Nassmüllentsorgung
Derzeit ist es üblich, den Nassmüll in einer Biogas-Anlage zusammen mit anderen biogenen Stoffen aus Landwirtschaft und Industrie zu verwerten und damit Energie zu gewinnen, selbst Kläranlagen nehmen Lebensmittelabfälle und mischen diese mit Fäkalien und Abwässern, die Rückstände von Medikamenten und anderen schädlichen Stoffen enthalten, etwa von Verpackungsmaterial.
Sortenreine Lebensmittelreste könnten aber weit sinnvoller und ökologischer genutzt werden. Wer heute noch Speiseabfälle und Küchenreste mit Mülltonnen abholen lässt, ist auf dem falschen Weg, denn Nassmülltonnen sind eine kostenintensive, noch dazu unangenehm riechende, oft unhygienische Sache. Die Tonnen müssen gekühlt werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Lebensmittelabfälle werden von Gastronomen in Abfallbehältern gesammelt und von Unternehmen wie Remondis, ReFood, oder Entsorgung.de abgeholt, wodurch zusätzlich hohe Kosten anfallen. Und oft gelangen Stoffe in die Tonne, die nicht hineingehören. Das geht besser.
„Wir hören nicht auf zu sagen, weg von der herkömmlichen Speiserestetonne, hin zu nachhaltigen ökonomischen Systemen und zur Kreislaufwirtschaft.“
Torben Wittbrodt, Meiko
Gerade was moderne Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Energiemanagement anbelangt, ist es gut zu wissen, welche Anlagen und Technologien zukunftsfähig sind und dem Betreiber helfen ökonomisch und ökologisch zu handeln. Bei der betrieblichen Umsetzung einer Nassmüllentsorgungs-Anlage ist die technische Gebäudeausrüstung (TGA) entscheidender Erfolgsfaktor: Je besser die Planung im Vorfeld, desto besser die Lösung an sich.
Biogas-Anlagen, die speziell auf Küchenabfälle ausgerichtet sind, können biogene Stoffe zu Energie, Wärme und Dünger für den Acker umwandeln. Im Großen, wie im Kleinen.
Stand heute braucht es dazu ein geschlossenes System, also:
- eine Entsorgungsstation in der Küche und Spülküche sowie
- Tanks für die zerkleinerte homogenisierte Biomasse, die dann, wenn der Tank voll ist, von Entsorgungsunternehmen der Biogasanlage zugeführt werden.
Führend sind hier Meiko und Hobart, weniger bekannt Rothenburg, ACO Passavant und Kessel.
Precycling & Analyse
Am besten ist es, wenn Müll erst gar nicht anfällt. Unbegreiflicherweise haben sich Unternehmen wie Winnow und Orbisk, die Lebensmittelabfälle durch KI-Technologie bekämpfen wollen, auf die herkömmliche Mülltonne fixiert, sodass diese Analysetools bislang nicht direkt in Kombination mit geschlossenen Systemen in Kreislaufwirtschaft kombiniert werden können, sondern in der Regel vorgeschaltet werden müssen. Dabei ist der Müllvermeidungsgedanke an sich sehr gut. Winnow und Orbisk bieten KI-basierte, kameragesteuerte Überwachungssysteme, die Art und Menge der Speiseabfälle definieren, sodass der Wirtschaftsleiter genau weiß, was am häufigsten in der Tonne landet. Davon kann er dann weniger kaufen und spart Kosten. Beispielsweise Guckenheimer Catering aus Dover/USA, ein Kunde von Winnow, konnte im letzten Jahr Einsparungen von Lebensmittelabfällen von 64 Prozent erzielen.
Auch kann man den Produktionsprozess optimieren und zielgerichteter produzieren, wenn man mit KI-Absatzprognosen erstellt. Zahlreiche Start-ups der KI-Szene wie Foodforecast, PreciTaste, FoodNotify, oder Suppli.one haben Lösungen dazu entwickelt.
70 Prozent unvermeidbar
Fakt ist: Es fällt trotzdem Müll an. Torben Wittbrodt, Meiko, geht davon aus, dass rund 30 Prozent an Resten durch KI-gesteuerte Systeme im Vorfeld vermieden werden können. Bleiben 70 Prozent, die unvermeidbar sind. Eine innovative Lösung für die Nassmüllentsorgung dieser 70 Prozent stellen geschlossene Systeme von Hobart und Meiko dar, wobei beide Hersteller für Profispültechnik mit verschiedenen Ansätzen an das Thema Nassmüllentsorgung herangehen.
Bei Hobart zählt klar die Effizienz und Hygiene im Küchenprozess. Küchenabfälle werden gesammelt und für den Abtransport bereitgehalten. Es geht um die hygienische Entsorgung und Reduktion von Lager- und Kühlbedarf.
Meiko denkt weiter. Hier geht es um Kreislaufwirtschaft und Energiegewinnung – bestenfalls direkt vor Ort. Küchenabfälle werden als Energiequelle aufbereitet und idealerweise anhand einer eigenen Kleinbiogas-Anlage, die Meiko gerade mitentwickelt, im eigenen Unternehmen selbst genutzt. Das lohnt sich ab ca. 5.000 Essen am Tag.
Nachdem Meiko Biotrans übernommen und mit einem eigenen Start-up Meiko Green Solutions in die Testphase gegangen war, wurde Meiko Green im März 2024 als Professional Business Unit Green in die Meiko-Gruppe integriert. „Die Akzeptanz am Markt ist da. Alle Gastronomiebereiche nutzen das System. In unterschiedlichen Anlagen und Dimensionierungen“, so Wittbrodt. Meiko legt Wert darauf, dass auch kleinere Küchen ein wirtschaftliches Restemanagement einrichten können, welches finanziell stemmbar ist. Das Angebot ist modular aufgebaut, sodass von der kleinsten Küche bis zum großen GV-Betrieb alle Betreiber die Systeme nutzen können. „Die Nassmüllanlage kann direkt an der Geschirrspülmaschine integriert werden“, betont Wittbrodt.


Über eine Aufgabestation direkt an der Spülmaschine gelangen die Speisereste beim BiComTec-System von Hobart per Druckluft und Kunststoffleitung mit bis zu 8 bar in den Tank.
Auch Hobart hat die Speisereste-Aufbereitungsanlage integriert. Da unterscheiden sich die Systeme nur wenig. Ein gravierender Unterschied ist vielmehr: Hobart setzt auf Großbetriebe, Kosteneinsparung und Effizienz. „Das Thema Nassmüllentsorgung mit geschlossenen Systemen wird sich durchsetzen“ ist sich Michael Korta von Hobart sicher. Hobart bewirbt besonders zwei Modelle: BiVaTec (Vakuum) und BiComTec (Druckluft). Der Nassmüll wird in beiden Modellen in einem geschlossenen System verarbeitet, Abfälle direkt an der Aufgabestation zerkleinert, über Rohrleitungssysteme zum Tank gefördert, im Tank gelagert und im besten Fall in einer externen Biogasanlage weiterverarbeitet.
Pump- versus Vakuumtechnik
Um kleinen wie großen Betrieben, Neubau und Bestandsküche, ein System zur nachhaltigen Resteverwertung bieten zu können, hat Nassmüllpionier Meiko verschiedene Lösungen im Portfolio.
Biomaster
- Bei den Biomastern dienen kleine Mengen Wasser als Transportmedium.
- Gearbeitet wird mit Pumptechnik.
- Das ist günstig,
- braucht keine Energie und der
- Eingriff ins Gebäude ist minimiert.
- Dezentral aufgestellt: Die komplette Technik ist in die Eingabestation verbaut, sodass gerade Bestandsobjekte einfacher ausgestattet werden können.
- Besonders platzsparend: Der neue BioMaster Flex mit einer Breite von 500 mm und einer Leistung von 3 kW. Die Richtung der Rohrleitungen ist frei gestaltbar, das Gerät ist sockelbaufähig, oder steht auf vier Beinen und ist flexibler, da kleiner.
Waste Star
- Die großen Anlagen WasteStar FC arbeiten mit Vakuumtechnik.
- Sämtliche Eingabestationen laufen zentral zusammen.
- Wirtschaftlicher für große GV-Betriebe wie Kliniken und Studentenwerke, die viele Eingabestationen haben. Bei Großprojekten setzt Meiko auf Vakuum- statt Pumptechnik.
Ob Biomaster oder WasteStar: „In beiden Fällen erzeugen wir perfekte Korngrößen und eine pumpfähige Masse für die Biogaserzeugung“, resümiert Torben Wittbrodt. „Wir hören nicht auf zu sagen, weg von der herkömmlichen Speiserestetonne, hin zu nachhaltigen ökonomischen Systemen und zur Kreislaufwirtschaft“, schließt Torben Wittbrodt. Daher hat das Unternehmen neben Spültechnik und Nassmülltechnik auch Fettabscheider ins Portfolio aufgenommen, um Fette und Schlamm aus dem Fettabscheider in die Nassmülltechnik zu übernehmen.

Stop Food Waste mit KI
Wer schon vor der Nassmüllentsorgung ansetzen und Food Waste vermeiden möchte, der kann sich dabei von intelligenten Tools unterstützen lassen, die teils mit KI arbeiten:
- Foodforecast: Die KI-Technologie berechnet die optimale tägliche Bestellmenge und stellt sicher, dass nur Artikel mit prognostiziertem Absatz produziert werden.
- PreciTaste: Basierend auf Automatisierung beschleunigt die Lösung tägliche Entscheidungen, optimiert die Effizienz und reduziert Lebensmittelabfälle.
- FoodNotify: Lösung für Bestell-, Rezept- und Bestandsverwaltung, Catering und Analytik (s. S. XX)
- Supply.one: Die Küchenmanagement-Plattform digitalisiert und optimiert den gesamten Prozess – von der Planung über Einkauf, Lagerung bis hin zur Verarbeitung.
- Winnow Systems: KI-Kameras mit Bewegungssensoren und intelligente Waagen zur Abfall-Erfassung liefern Feedback zu Gewicht und Kosten des Lebensmittelabfalls.
Quelle: Petra Pettmann für B&L MedienGesellschaft
KI-Tool zur Absatzprognose
Digitalisierungsexperte Markus Wessel, Inhaber von Küchenherde, stellt für die Redaktion GVMANAGER ausgewählte, praxiserprobte KI-Lösungen vor, die den Arbeitsalltag deutlich erleichtern. In Teil 2 geht es um Food Waste.