Quelle: Slow Food Deutschland

Slow Food fordert radikale Reform der EU-Agrarpolitik fรผr bessere Ernรคhrungssysteme

Slow Food hat Mitte Juni ein Positionspapier mit dem Titel โ€žWhatโ€™s the Deal? Making EU Agrifood Trade Work for Better Food Systemsโ€œ verรถffentlicht. Darin fordert die Organisation eine radikale รœberarbeitung der Agrar- und Lebensmittelhandelspolitik der Europรคischen Union, um gerechtere, widerstandsfรคhigere und zukunftsfรคhige Ernรคhrungssysteme zu ermรถglichen. Das Papier analysiert die Ursprรผnge der aktuellen Krise, benennt konkrete Reformfelder und skizziert politische Handlungsvorschlรคge.

EU-Agrarhandel unter Druck

Das Papier verweist auf โ€žvolatile globale Lebensmittelpreise und zunehmende Stรถrungen in den Lieferkettenโ€œ sowie auf Handelsspannungen im Jahr 2025, die durch US-Zolldrohungen ausgelรถst wurden. Dieses Umfeld habe laut Slow Food die โ€žFragilitรคt des globalen Ernรคhrungssystemsโ€œ offengelegt. Die EU spiele als โ€žbedeutende globale Handelsmachtโ€œ eine zentrale Rolle, da ihre Politik ein Modell stรผtze, das โ€žexportorientierte Landwirtschaft, deregulierte Mรคrkte und Unternehmenskonzentrationโ€œ begรผnstige.

Kritik am bestehenden Ernรคhrungssystem

Slow Food beschreibt das gegenwรคrtige Lebensmittelhandelssystem als Resultat โ€žkolonialer Ausbeutung, Deregulierung und dem Aufstieg von Konzernenโ€œ. Die Industrialisierung der Landwirtschaft, die Liberalisierung der Mรคrkte und die Behandlung von Lebensmitteln als โ€žbloรŸe Wareโ€œ hรคtten zu einer Situation gefรผhrt, in der Millionen Menschen von Hunger und Armut bedroht seien.

Forderung nach agrarรถkologischer Wende

Das Papier stellt Agrarรถkologie, Ernรคhrungssouverรคnitรคt und die Rรผckverlagerung von Ernรคhrungssystemen in den Mittelpunkt der geforderten Neuausrichtung. โ€žDie EU muss diesen Moment nutzen, um den รœbergang zu agrarรถkologischen, lokalisierten und sozial gerechten Ernรคhrungssystemen zu vollziehenโ€œ, erklรคrt Marta Messa, Generalsekretรคrin von Slow Food.

Drei zentrale Reformbereiche

Slow Food identifiziert drei Kernbereiche fรผr sofortige Reformen:

  1. Durchsetzung von SpiegelmaรŸnahmen
    Alle Importe sollen kรผnftig den Umwelt- und Sozialstandards der EU entsprechen


  2. Beendigung รถffentlicher Subventionen fรผr industrielle Massentierhaltung
    Fรถrdermittel sollen stattdessen in nachhaltige und tiergerechte Produktionsformen flieรŸen.


  3. Neuยญverteilung von Macht
    Mehr Unternehmensverantwortung und eine stรคrkere Mitbestimmung der Zivilgesellschaft in lokalen Ernรคhrungssystemen werden gefordert.


Politische Vorschlรคge im Detail

Das Papier endet mit detaillierten Handlungsempfehlungen fรผr eine Handelspolitik, die โ€žgerecht, klimavertrรคglich und in Ernรคhrungskulturen sowie gesellschaftliche Resilienz eingebettetโ€œ ist. Slow Food verlangt eine Politik, die:

  • Agrarรถkologie und faire Einkommen fรผr Landwirte รผber eine reformierte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) absichert,
  • Umwelt- und Sozialstandards fรผr importierte Lebensmittel mittels SpiegelmaรŸnahmen durchsetzt,
  • kรผrzere, gerechtere Lieferketten fรถrdert, die lokale Produzenten stรคrken,
  • Unternehmensverantwortung und Marktregulierung ausbaut,
  • Ernรคhrungssouverรคnitรคt und Agrarbiodiversitรคt verankert.

โ€žEuropa muss aufhรถren, die wahren Kosten seines Konsums auszulagern. Wir brauchen eine Handelspolitik, die Menschen nรคhrt โ€“ nicht Konzerngewinneโ€œ, betont Marta Messa.

Weiterfรผhrende Dokumente

Das vollstรคndige, englischsprachige Positionspapier ist unter folgender Adresse abrufbar:
https://www.slowfood.com/wp-content/uploads/2025/06/EN_SF-Policy-Brief_Whats-the-deal_.pdf

Eine deutsche Zusammenfassung steht hier bereit:
https://www.slowfood.com/wp-content/uploads/2025/06/DE_ExecSummary_SF-Policy-Brief.pdf

Bedeutung fรผr kรผnftige Handelsstrukturen

Slow Food fordert die EU auf, โ€žeine mutige Neuausrichtung der Handelspolitikโ€œ vorzunehmen. Im Zentrum stehen agrarรถkologische Prinzipien, faire Einkommen, robuste Umwelt- und Sozialstandards und die Stรคrkung regionaler Wertschรถpfungsketten. Diese Forderungen sollen laut Organisation die Grundlage fรผr โ€žgerechte und widerstandsfรคhige Ernรคhrungssystemeโ€œ bilden.

Weitere Informationen zu Slow Food und den laufenden Projekten finden sich auf der Website des Netzwerks.

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