Das DNSV vergibt seit 2013 an Einzelpersonen und Teams im Bereich Kita- und Schulverpflegung den Goldenen Teller.
Quelle: Hercht

Goldener Teller – und dann?

Seit 2013 ehrt das Deutsche Netzwerk Schulverpflegung e. V. (DNSV) herausragende Schulessensprojekte und engagierte Einzelpersonen mit einem Goldenen Teller.

Drei Preisträger berichten, was sich seit der Auszeichnung bei ihnen getan hat und wie ihre Sicht auf die Branche der Kita- und Schulverpflegung ausfällt, darunter Kerstin Bocklage, Direktorin der teilgebundenen Ganztagsschule Emstek, Landkreis Cloppenburg (OBS Emstek) – Preisträger des Goldenen Teller 2023, Danilo Bodendorf, Küchenchef, Bad Tabarz – Preisträger 2024, sowie Wilfried Hänchen, Hänchen Unternehmensgruppe – Preisträger des Goldenen Teller Lebenswerk in 2019.

Nachgehakt bei 3 Preisträgern des Goldenen Tellers

Kerstin Bocklage, Direktorin der teilgebundenen Ganztagsschule Emstek, Landkreis Cloppenburg (OBS Emstek) – Preisträger des Goldenen Teller 2023.
Kerstin Bocklage (Quelle: Polster)
Danilo Bodendorf, Küchenchef, Bad Tabarz – Preisträger 2024.
Danilo Bodendorf (Quelle: Hercht)
Wilfried Hänchen, Hänchen Unternehmensgruppe – Preisträger des Goldenen Teller Lebenswerk in 2019.
Wilfried Hänchen (Quelle: Polster)

Frau Bocklage, was hat sich verändert, seit Ihre Schulmensa den Goldenen Teller erhalten hat?

Wirklich verändert an der Verpflegung hat sich nicht viel – wir bemühen uns weiterhin um eine qualitativ hochwertige ausgewogene Schulverpflegung, die möglichst allen Schülern schmeckt, sodass sie weiterhin regelmäßig mittags bei uns in der Mensa essen. Unser Ziel war und ist es, das Thema gesunde Schulverpflegung auch über die Mittagspause hinaus nachhaltig in unseren Schulalltag zu integrieren und kontinuierlich weiter auszubauen.

Wir wurden nach der Auszeichnung häufiger von anderen Schulen und Schulträgern angefragt, haben unser Konzept auf verschiedenen Veranstaltungen vorstellen dürfen und es gab entsprechende Medienberichte (Spiegel, RTL, ZDF usw.). Sicher war das auch eine gute Werbung für unsere Schule, für alle Beteiligten aber auch eine Anerkennung und Wertschätzung der geleisteten Arbeit – und eine gute Motivation, am Erreichten festzuhalten und den Weg weiterzugehen.

Wie sehen Sie den aktuellen Stand der Schulverpflegung bei Ihnen und im ganzen Land?

Unsere Schulverpflegung ist sehr gut aufgestellt, weil sich Kolleginnen und Kollegen mit dem Thema identifizieren und sich – auch weit über den normalen Einsatz hinaus – sehr dafür einsetzen und einbringen. Nicht zuletzt aber auch durch das Engagement unseres Schulträgers, der verstanden hat, dass gute Schulverpflegung Geld kostet und uns mit den entsprechenden Mitteln, Möglichkeiten und ausreichend Personal versorgt.

Im Land stellt sich die Situation sicher sehr unterschiedlich dar. In vielen Kommunen fehlt es an den nötigen Mitteln, manchmal aber auch an der Bereitschaft, dem Thema Schulverpflegung den Stellenwert einzuräumen, den es eigentlich bräuchte.

Wo sehen Sie Stellschrauben für die Umsetzung Ihres Konzeptes?

Ein Konzept kann nur umgesetzt werden, wenn es von der Schulgemeinschaft getragen wird. Es benötigt engagierte Kollegen, die sich auch über die reine Unterrichtszeit einsetzen. Wichtig ist auch die kontinuierliche Weiterarbeit; nur so wird die Ernsthaftigkeit des Themas nachhaltig verdeutlicht.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie verändern?

Es gäbe dann eine dritte Ausgabe, einen Outdoor-Essbereich, mehr Platz und mehr Erholungswert.

Herr Bodendorf, was hat sich seit der Vergabe des Goldenen Tellers verändert?

Seit der Ehrung mit dem Goldenen Teller im Februar 2024 haben sich die Anfragen für gesunde Kinderernährung erhöht. Wir sind mittlerweile bei 500 Essen pro Tag, somit ist unser Kontingent komplett erschöpft. Allein in diesem Jahr mussten wir leider schon sechs Einrichtungen absagen, weil die Kapazität dafür fehlt. Das Positive an dieser Entwicklung ist, dass wir momentan in der Planung einer neuen Küche mit einer Kapazität von 1.000 Essen pro Tag sind.

Des Weiteren unterstütze ich momentan zwei Projekte in unserer näheren Umgebung, die unser Konzept der gesunden Kinderernährung übernehmen möchten.

Aufgrund der Ehrung habe ich sehr viele Pressetermine gehabt bzw. habe diese nach wie vor – sie tragen die positive Wirkung gesunder Kinderernährung ins Land. Politisch – etwas, das ich eigentlich nie machen wollte – habe ich sehr viele Gespräche, die den Ansatz vertreten, das Konzept der gesunden Kinderernährung immer wieder in den Fokus zu rücken, hierbei ist mir auch immer wichtig zu erwähnen, dass Kinderernährung in einem Industrieland wie Deutschland kostenfrei sein sollte.

Wie sehen Sie den aktuellen Stand der Schulverpflegung bei Ihnen und im ganzen Land?

Der aktuelle Stand der Schulverpflegung ist bei uns durchweg positiv, bei anderen Anbietern im Bundesland merke ich verstärkt, dass sie sich aufgrund unserer Konkurrenz auch Gedanken über eine bessere Versorgung der Schüler machen.

Wo sehen Sie Stellschrauben für die Umsetzung Ihres Konzeptes?

Die Stellschrauben für die Umsetzung unseres Konzeptes sehe ich ganz klar bei politischen Entscheidungsträgern auf kommunaler und Landesebene. Hierzu begleite ich gerade ein Konzept in der Stadt Ruhla im Thüringer Wald.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von der Politik im Land und im Bund für das Thema Kita- und Schulverpflegung?

Wünschenswert wäre, das klare Parameter zur gesunden Kinderernährung deutschlandweit festgelegt werden. Hierzu arbeite ich intensiv mit unserem Bürgermeister auf kommunaler und Landesebene. Es wäre zudem sehr wünschenswert, wenn bundesweit die Kita-und Schulverpflegung unter zu Grundelegung der Parameter kostenfrei wäre. Wir versuchen momentan für den Landkreis Gotha eine Bezuschussung von 50 Cent pro Tag und Kind durchzusetzen, dies gestaltet sich allerdings recht langwierig.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sofort verändern wollen?

Dass in allen Schulen deutschlandweit von Pädagogen, Politikern und Caterern ein größerer Fokus auf die Ernährung der Kinder gelegt werden würde.

Herr Hänchen, wie sehen Sie den aktuellen Stand der Schulverpflegung im ganzen Land?

Das dringendste Problem, was ich derzeit sehe, ist, dass wir unsere Wirtschaft in allen Bereichen wieder so stärken, dass wir dadurch in die Lage versetzt werden, all die Schwerpunkte, die jetzt auf dem Tisch liegen, umzusetzen. Dabei sollten wir auf keinen Fall wieder unsere Kinder vergessen. Für viele Millionen Kinder und Eltern ist es seit vielen Jahren ein wichtiges Thema, dass die Schul- und Kinderspeisung qualitativ hochwertig und ernährungsphysiologisch angemessen ist – und dass sie für alle bezahlbar bleibt. Dies war und ist auch für die kommenden Jahre gültig.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von der Politik im Land und im Bund für das Thema Kita- und Schulverpflegung?

Früher haben die Kommunen den Kostenanteil für die Ausgaben in ihren Schulen und Kindergärten übernommen. Jetzt müssen die gesamten Kosten zum großen Teil vom Caterer getragen werden, und diese müssen sie anschließend an die Eltern weiter berechnen. Dadurch wird der Preis für das Essen, egal ob Frühstück, Mittagessen oder Vesper, extrem hoch.

Hinzu kommt, dass jede Erhöhung des Mindestlohns von den Caterern auch an die Essenteilnehmer weitergegeben werden muss. Es kann nicht sein, dass eine Erhöhung des Mindestlohns im Bereich der Schul- und Kinderversorgung, die jeder einzelne Mitarbeiter verdient hat, auf die Kinder abgewälzt wird. Hier muss der Staat in gewissem Maße seiner Verantwortung nachkommen. Es sind seine Kinder. Hinzu kommt, dass wir täglich mit drastischen Preissteigerungen konfrontiert sind (aktuell auch bei Lebensmitteln, Energie, Logistik, Reparaturen und Investitionen). Die steigenden Kosten für eine ständig verstärkte bürokratische Administration in Unternehmen stellen jedoch ebenfalls eine erhebliche Belastung für alle Unternehmen dar. Es sind leider Millionen von Kindern, die letztlich unter diesen Bedingungen die Lasten zu tragen haben. Meine Hoffnung ist nach wie vor groß, dass der Staat, nachdem er so viel Geld für alles Mögliche ausgegeben hat, nun dringend auch an seine Kinder denkt.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sofort verändern wollen?

Die Zahl der an Krankheiten wie Diabetes, Allergien, Herz-Kreislauf-Problemen, Übergewicht und Adipositas leidenden Kinder nimmt jährlich zu. Zur selben Zeit ist es jedoch unser aller Wunsch, dass die Kinder gesund und leistungsstark sind und zudem glücklich – schließlich sind sie die Zukunft unseres Landes. Was für ein großer Widerspruch! Damit eine gesunde Ernährung für alle gelingt, müssen wir Eltern und deren Kinder unterstützen und der Staat muss entsprechende Leistungen bereitstellen, damit Caterer gutes Fachpersonal engagieren können und mehr hochwertige Lebensmittel auf den Tellern der Kinder landen. Nur so kann es uns gelingen, eine gesunde Ernährung für unsere Kinder sicherzustellen und damit auch indirekt ihre künftige Entwicklung zu fördern.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: B&L MedienGesellschaft

Jetzt uneingeschränkten Zugang
zu allen News bekommen!

Einfach kostenfrei registrieren.

Die Registrierung beinhaltet unsere kostenlosen Newsletter für den Außer-Haus-Markt. Den Newsletterbezug können Sie jederzeit über Ihren Account anpassen.

Sie haben jederzeit die Möglichkeit der Verwendung Ihrer Daten zu wiedersprechen. Benutzen Sie dazu den in der Newsletter-Mail befindlichen Abmelde Button. Hier finden Sie unsere Datenschutzerklärung und die Widerrufsbelehrung.

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
DSGVO Einwilligung