Als Markus Bauer 2022 während eines Geschäftsessens bewusstlos zusammenbrach, war er am Endpunkt angelangt. Die Diagnose: schweres Burnout.
Zuvor hatte es schon etliche Warnzeichen gegeben, doch der ehemalige Geschäftsführer des Unternehmens Mahavi Group hatte sie ignoriert. Er schlief seit Längerem schlecht, litt häufig an Infekten, war reizbar und antriebslos. Und vor allem: „Mir fehlte einfach immer Zeit“, berichtet er. Täglich erledigte er gewissenhaft seine übervollen To-do-Listen, doch am nächsten Tag warteten neue auf ihn. „Ich geriet zunehmend in Stress und verlor meine Kreativität. Dafür nahmen die Phasen der Traurigkeit zu. So ging das etwa drei Jahre.“ Ein Wochenende im Wellness-Hotel, ein Urlaub in Australien – er tat sich schwer mit dem Abschalten. „Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht arbeitete – es musste ja weitergehen“, sagt er.
Burnout ist häufiger Begleiter im Gastgewerbe
So wie Markus Bauer geht es vielen Menschen in der Gastronomie. Eine Studie von Quinyx aus dem Jahr 2023 ergab, dass 88 Prozent der Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe unter arbeitsbedingtem Stress leiden. Die Hauptursachen sind mangelnde Flexibilität bei der Dienstplanung (78 Prozent) und die Sorge, dass das Gehalt nicht die Lebenshaltungskosten deckt (71 Prozent). Quinyx ist ein Software-Unternehmen, das sich auf Workforce Management (WFM) spezialisiert hat.
Alarmierende allgemeine Zahlen kommen vom DAK-Psychreport 2024: Er zeigt, dass die Fehltage an deutschen Arbeitsplätzen aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten zehn Jahren um 52 Prozent gestiegen sind.
Die Hauptgründe für Burnout sind vielfältig und oft eine Kombination aus beruflichen und persönlichen Faktoren. Manche Menschen neigen eher dazu, sich zu überlasten und Warnsignale von Stress zu ignorieren. Unter den typischen Burnout-Persönlichkeiten finden sich meist Menschen mit starkem Verantwortungsbewusstsein, hochengagierte Workaholics, Personen mit einem hohen Bedürfnis nach Anerkennung, Menschen mit Helfersyndrom, perfektionistische Zweifler und Konfliktvermeider. Burnout ist damit nicht nur eine Folge der Arbeitsbedingungen, sondern auch der eigenen Denk- und Verhaltensmuster.
Burnout behandeln = alte Verhaltensmuster ablegen
Um seine Burnout-Erkrankung zu behandeln, setzte Markus Bauer zunächst auf einen Mix aus Natur- und Heilmedizin. In einem Heilzentrum musste er sich erstmals mit sich selbst auseinandersetzen. Ein langer Prozess, in dem er lernte, die Zeichen seines Körpers wahrzunehmen und ihm Gutes zu tun. „Es ging nicht um Wellness, sondern um existenzielle Notwendigkeiten. Ernährung, Bewegung, Entspannung, Selbstwahrnehmung – alles kam auf den Prüfstand“, erinnert er sich. „Ich erkannte, dass ich unter einer Art Dauer-ADHS litt und meinen Körper, meine Seele und die Menschen um mich herum überbeanspruchte.“
Doch eine wirkliche Heilung erfordert eine weitreichende Lebensumstellung, eine Abkehr von alten Verhaltensmustern. Das war die bittere Erkenntnis, als Markus Bauer nach seiner Rückkehr in den Job einen Rückfall erlitt. Zwar hatte er die Anzahl seiner Tätigkeiten reduziert, kümmerte sich aber nun um das Wenige mit dreifacher Akribie. Die Erschöpfungsspirale drehte sich wieder abwärts. „Es nutzt nichts, das Hamsterrad zu verlassen, wenn man Hamster bleibt“, sagt Markus Bauer. „Mit meinen alten Verhaltensmustern war ich einfach nur in einem anderen Hamsterrad gelandet.“
Der Weg aus einem Burnout erfordert Zeit, bewusste Veränderungen und meist auch professionelle Unterstützung.
„Es nutzt nichts, das Hamsterrad zu verlassen, wenn man Hamster bleibt. Mit meinen alten Verhaltensmustern war ich einfach nur in einem anderen Hamsterrad gelandet.“
Markus Bauer, Geschäftsführer, Tasteful Hospitality GmbH

Wie gelang Markus Bauer der Weg aus dem Burnout?
Markus Bauer, Geschäftsführer von Tasteful Hospitality, über sein Leben nach dem Burnout, bittere Erkenntnisse und wie er die energetische Gesundheit seiner Mitarbeitenden unterstützt.
Herr Bauer, was hat Ihnen letztlich am Allermeisten geholfen, der Burnout-Falle zu entkommen?
Letztlich war es der zweite Zusammenbruch, der den Weg zur Heilung öffnete. Ich war gezwungen, mich mit mir selbst und meinen Motiven zu befassen. Wofür tue ich das, was ich tue? Für die Antwort auf diese Frage musste ich viele Schritte zurückgehen. Heute ist meine Auseinandersetzung mit meiner Berufung viel feiner geworden. Ich bin heute sehr klar in meiner Meinung und Ausrichtung. Doch es bleibt eine Herausforderung, nicht mehr in alte Muster zu verfallen. Gesprächstherapie ist noch immer bei Bedarf mein Wegbegleiter.
Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert, als Sie plötzlich achtsamer mit sich selbst wurden und „Nein“ sagten?
Es sind tolle neue Begegnungen entstanden, in denen ich viel positiven Zuspruch erfuhr. Aber ich erlebte auch Menschen, die sich von mir abgewendet oder hämisch reagiert haben. Das war enttäuschend und bitter.
Doch letztlich habe ich gelernt, mein Ding zu machen. Wir Menschen verbringen viel zu viel Zeit, um anderen zu gefallen und uns zu fragen, was andere über uns denken. Das ist zum Glück bei mir vorbei.
Wie schaffen Sie heute eine Arbeitskultur, in der Ihre Mitarbeitenden energetisch gesund bleiben?
Wenn man in der Gastronomie arbeitet, dann gibt es einfach Stressfaktoren. Eine Vier-Tage-Woche ist keine Burnout-Prävention. Wenn ich als Führungskraft ein Ekel bin, dann nutzen mir auch kein unternehmenseigenes Fitnessstudio und keine sonstigen Benefits. Ich wertschätze meine Mitarbeitenden, behandele sie gut, integriere sie und vertraue ihnen. Ich glaube fest daran: Wenn man als Arbeitgeber Freude am Tun weckt, Potenziale fördert und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt, muss man über Work-Life-Balance nicht mehr reden. Lohnniveau, Arbeitszeiten und Wertschätzung müssen dabei immer stimmen.
Wie halten Sie sich selbst gesund?
Meine Blutwerte sind heute gut und ich schlafe besser. Ich habe eine Checkliste mit verschiedenen Punkten, nach der ich lebe. „Was will ich?“ – ist meine Schlüsselfrage bei vielen Situationen und Entscheidungen. Ich achte z. B. auf genügend Aminosäuren in meiner Ernährung, esse viel grünes Obst und Gemüse, nutze die Kraft frischer Luft und ätherischer Öle, trinke viel reines Wasser und umgebe mich mit Menschen, die mir guttun. Außerdem schaue ich schon lange kein Fernsehen mehr, lese keine Nachrichten und bin nicht dauernd auf Social Media aktiv. Meine Devise: Weg vom Negativen und einem Overload, der zu viel ist für unser menschliches Gehirn.
Was entgegnen Sie Burnout-betroffenen Menschen, die sagen: Aussteigen – das geht bei mir nicht?
Natürlich verstehe ich monetäre Situationen, die den Ausstieg erschweren. Doch es gibt immer auch Menschen, die sich von Auto oder Haus trennen oder sich Geld leihen, um neu anzufangen. Wir Menschen haben immer eine Million Ausreden, um etwas, was eigentlich notwendig wäre, nicht zu tun. Aber wenn immer nur „Ja, aber“ gesagt wird, ist der Schmerz offenbar noch nicht groß genug. Wer sein Leben wirklich ändern will, dem gebe ich gerne Impulse. Heilung ist möglich, immer! Aber man muss Heilung wollen!
Herzlichen Dank für das Gespräch!

Was steckt hinter Tasteful Hospitality?
Markus Bauer im Interview
Markus Bauer und Marc Uebelherr, Erfinder und Macher bündeln unter dem Dach der Tasteful Hospitality Group ihre Aktivitäten. Doch was macht das Unternehmen aus? Welcher Leitlinie folgt Tasteful Hospitality? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert Markus Bauer im Interview mit 24 Stunden Gastlichkeit.
Quelle: Cornelia Liederbach für B&L MedienGesellschaft