Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler analysiert in ihrem neuen Food Report 2024 die aktuelle Lage sowie Zukunftsaussichten für die Bio-Branche.
Quelle: Markus Spiske auf Unsplash

Bio-Branche vor 7 Herausforderungen

Die Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler analysiert in ihrem neuen Food Report 2024 die aktuelle Lage sowie Zukunftsaussichten für die Bio-Branche. Ihr Fazit: Nachdem Bio jahrzehntelang die Debatte zur Lebensmittelqualität angeführt hat und damit ein bedeutender Innovator im Food-Sektor war, gerät die Erfolgsgeschichte nun ins Stocken.

Bio-Landbau, biologische Viehzucht und nach Bio-Maßgaben erzeugte Lebensmittel schienen bislang die richtigen Lösungen für die Probleme der Zeit zu sein. Doch die Prioritäten beim bewussten Konsum haben sich in den letzten Jahren verschoben. Es gibt Kriterien, die heute für viele Konsumierende wichtiger erscheinen als die biologische Erzeugung: natürlich, vegan oder vegetarisch, regional, nachhaltig. Zudem erwächst Bio Konkurrenz im eigenen Hause – in Form der „Regenerativen Landwirtschaft“.

Bio-Markt hat ein oder andere Entwicklung verschlafen

Während innovative Food-Tech-Start-ups in den Fokus rücken und es auch konventionellen Erzeugern immer besser gelingt, den Markt für „natürliche“ und nachhaltig produzierte Lebensmittel zu erobern, hat es Bio in den letzten Jahren verpasst, Themen wie Tierwohl, vegane und vegetarische Ernährung als ureigene zu besetzen. Bio ist längst im Mainstream angekommen, das schwindende Alleinstellungsmerkmal in Sachen Nachhaltigkeit, die Themenführerschaft von Plant-based Food, eine verbreitete Technologieskepsis sowie die anhaltende Inflation bedrohen aber aktuell die Bio-Erfolgsgeschichte.

Hanni Rützler (Quelle: Zukunftsinstitut)

„Tierfrei oder nicht tierfrei heißen die zentralen Antonyme, die den aktuellen öffentlichen Diskurs bestimmen – nicht mehr biologisch oder konventionell.“

Hanni Rützler

Bio allein ist nicht die Lösung – Die Zeit ist reif für Plan B

Aufgrund des Klimawandels werden in Zukunft weitere Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung verloren gehen und mit ihrem vergleichsweise hohen Flächenbedarf kann die biologische Landwirtschaft im Hinblick auf die globale Ernährungssicherheit keine überzeugende Lösung anbieten. Auch aus der Bio-Szene werden daher zunehmend Forderungen laut, Biotechnologie und biologische Produktion nicht grundsätzlich als Gegensätze wahrzunehmen, sondern auch als Chance, um die nötige Ökologisierung der Landwirtschaft weiter voranzubringen. Bio ist angesichts des Klimawandels ein wichtiger Teil der Lösung, mit Blick auf die globale Ernährungssicherheit aber nicht die eine.

Tabubrüche, um Entwicklung zu ermöglichen

Vor allem Grüne Gentechnik erhitzt die Gemüter, doch die Bio-Tabus betreffen nicht nur gentechnische Verfahren. Auch Vertical Farming oder Hydrokultur ist mit den geltenden Bio-Regeln nicht vereinbar. Massive Vorbehalte äußern Teile der Bio-Szene auch gegenüber Cultured Meat & Fish, obwohl sie in weiterer Zukunft zu einer deutlichen Reduktion konventioneller Viehzucht führen und der biologischen Weidewirtschaft ganz neue Potenziale eröffnen könnten. Auch im Hinblick auf die Präzisionsfermentation und andere molekularbiologische Verfahren herrscht noch große Zurückhaltung. Da viele dieser Methoden auf Technologien setzen, die in den Bio-Richtlinien nicht zugelassen sind, droht Bio hier eine weitere Chance zu verpassen, die Rohstoffketten für die entsprechenden Nährlösungen biolandwirtschaftlich mitzugestalten. Denn auch Bio-Reaktor-basierte Verfahren sind sehr stark auf Nährlösungen landwirtschaftlichen Ursprungs angewiesen.

Quo vadis, Bio?

Food Report 2024 Bio-Branche
Zur Vollansicht klicken (Quelle: Food Reprt 2024 – Zukunftsinstitut)

Nach Pionierphase, Adaption, Kommerzialisierung und Ausdifferenzierung wird Bio bis 2040 eine Phase von Krise und Innovation durchlaufen (siehe Grafik), inklusive einer Öffnung in Richtung vegan, klimaneutral und regenerativ und einer Öffnung für neue Technologien (Präzisionsfermentation, CRISPSR/cas, In-Vitro-Fleisch, Aqua- und Vertical Farming, etc.). Auf diesem Weg warten laut Hanni Rützler sieben Herausforderungen auf die Bio-Branche. Eine Reihe von Best Practices aus der ganzen Welt, aus Deutschland (u. a. Organic Garden, Bio-Vollsortiment, Respectfarms), Österreich (Oxymel, Luvi Fermente, Sonnberg Biofleischerei, Planteen, EcoSafe, PatchCrop) und der Schweiz (Aldi Suisse) machen Hoffnung und zeigen, welche Lösungsansätze es bereits gibt.

Die 7 Herausforderungen für die Bio-Branche

  1. Vegan Challenge
  2. Planetary Health Challenge
  3. Price Challenge
  4. Routine Challenge
  5. Local and Natural Challenge
  6. Sustainability Challenge
  7. Climate Challenge

Quelle: Zukunftsinstitut

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