Im Rahmen des Forschungsprojekts zur Zukunft des Wirtshauses fรผhrte GfK im Auftrag des Bayerischen Zentrums fรผr Tourismus (BZT) eine bevรถlkerungsreprรคsentative Umfrage zum Thema โWie Deutschland essen gehtโ durch. Dabei wurden 2.024 Mรคnner und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren zu ihrem allgemeinen Konsumverhalten im Gastgewerbe befragt. Der Befragungszeitraum war vom 11. bis zum 22. Januar 2024.
Wie hรคufig wird auรer Haus gegessen?
24 % der Befragten gehen mindestens einmal oder hรคufiger in der Woche auรer Haus Essen, weitere 28 % machen dies mindestens einmal im Monat. Fast ein Drittel der Teilnehmer gibt an, dass sie โseltener als monatlichโ in gastronomischen Einrichtungen speisen. 16 % essen โnie/so gut wie nieโ auswรคrts.
Betrachtet man die Ergebnisse der Fragestellung nach Altersgruppen, wird deutlich, dass die Befragten in den Altersklassen 18 bis 29 Jahren und 30 bis 39 Jahren prozentual รถfter โmindestens einmal pro Wocheโ auรer Haus essen als die รคlteren Teilnehmer. Auch beim Blick auf das Nettohaushaltseinkommen zeigen sich Unterschiede. 29 % der Personen, deren Einkommen unter 2.000 Euro liegen, speisen โnie/so gut wie nieโ auรer Haus, wรคhrend jeder Sechste bzw. nahezu jeder Fรผnfte mit einem Haushaltseinkommen von 4.000 Euro und mehr, einmal (16 %) bzw. mehrmals wรถchentlich (18 %) essen geht.
Die Hรคlfte der Befragten, die โnur selten bzw. nie auรer Haus essen gehenโ, kรถnnen sich einen Besuch in gastronomischen Einrichtungen finanziell nicht leisten. 34 % schmeckt ihr selbst gekochtes Essen besser und 32 % finden es bequemer, zu Hause zu essen. 11 % ziehen die Bestellung bei einem Lieferdienst dem Besuch eines gastronomischen Betriebs vor.
Was ist bei der Auswahl von gastronomischen Betrieben entscheidend?
Fรผr Personen, die auรer Haus essen gehen, ist mit 73 % das Preis-Leistungs-Verhรคltnis entscheidend bei der Auswahl eines gastronomischen Betriebs, ein Stellenwert, der auch in vergleichbaren Studien zum Ausdruck kommt (BMEL 2023). Des Weiteren sind โGemรผtlichkeit/Ambienteโ (63 %), die โArt/Nationalitรคt des Speisenangebotsโ (53 %) sowie โGastlichkeitโ (49 %) wesentliche Grรผnde bei der Auswahl eines Gastronomiebetriebes. Allerdings nimmt die Relevanz dieser Kriterien ab, je hรคufiger auรer Haus essen gegangen wird, wรคhrend andere Kriterien an Bedeutung zunehmen.
So sind Befragten, die tรคglich essen gehen, tendenziell Faktoren wie โOnline-Tischreservierung-Optionโ sowie โKinderfreundlichkeitโ wichtiger als Personen, die seltener auรer Haus speisen. Auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen variieren die Grรผnde. รlteren Personen sind Aspekte wie โGastlichkeitโ bzw. โGemรผtlichkeitโ wichtiger, wohingegen bei den jรผngeren Befragten die Aspekte โOnline-Reservierungs-Optionโ und โKinderfreundlichkeitโ eine grรถรere Rolle spielen.
Die favorisierte kulinarische Ausrichtung aller Befragten ist die italienische Kรผche (64 %). An zweiter Stelle folgt die deutsche/regionale Kรผche (54 %), wobei auch asiatische (47 %) und griechische (46 %) Gastronomieangebote bei den Teilnehmern beliebt sind. Allerdings zeigen sich in Bezug auf die โArt/Nationalitรคt des Speisenangebotsโ zum Teil deutliche altersbedingte Unterschiede in den Konsumprรคferenzen. Ist die italienische und asiatische Kรผche noch durch alle Altersgruppen hinweg weitestgehend konsensfรคhig, bevorzugen รคltere Befragungsteilnehmer gegenรผber Jรผngeren die deutsch/regionale und griechische Kรผche. Dem gegenรผber zeigt sich bei den jรผngeren Befragungsteilnehmern eine deutliche Prรคferenz fรผr amerikanische, tรผrkische, indische und mexikanische Gastronomieangebote.

(Quelle: Colourbox/Dmitrii Shironosov)
Wie wirken die Preissteigerungen auf das Konsumverhalten?
Preissteigerungen fรผhren in vielen Bereichen zu Verรคnderungen im Konsumverhalten (GfK 2024; Capterra 2023) und so ist es vor dem Hintergrund verschiedenster รถkonomischer Entwicklungen in den vergangenen zwei Jahren auch in der Gastronomie zu stรคrkeren Preiserhรถhungen gekommen. Entsprechend geben in der vorliegenden BZT-Umfrage 52 % der Befragten an, aufgrund der Preiserhรถhungen seltener essen gegangen zu sein, wรคhrend bei 35 % das Konsumverhalten unverรคndert geblieben ist. Nur 3 % haben hรคufiger gastronomische Betriebe aufgesucht, wรคhrend 8 % angeben, davon nicht betroffen zu sein. Diese Ergebnisse korrespondieren mit den Resultaten รคhnlich gelagerter Studien, die vergleichbare Effekte auf das Konsumverhalten in der Gastronomie nachweisen konnten (NDR 2023).
Zum Jahreswechsel 2024 wurde im Gastgewerbe der temporรคr verminderte Mehrwertsteuersatz von 7 auf 19 Prozent fรผr Speisen wieder angehoben, wodurch viele gastronomische Betriebe sich genรถtigt sahen, ihre Preise zu erhรถhen (BR24 2024; Dehoga 2023). Die Wirkung der Mehrwertsteuererhรถhung zeigt sich auch in der BZT-Umfrage, wo 51 % der Befragten angeben, aufgrund der erwarteten Preiserhรถhungen voraussichtlich seltener essen zu gehen. 4 %Vier Prozent geben an, hรคufiger gastronomische Betriebe aufsuchen zu wollen, wรคhrend weitere 4 % keine Angaben hierzu machen. รhnliche Effekte der Mehrwertsteuererhรถhung weist auch eine aktuelle Dehoga-Studie nach (Dehoga/Insa Consuler 2023).
Mit wem werden gastronomische Betriebe besucht?
Gemeinsam essen zu gehen ist ein sozialer Akt und bedeutet zwischenmenschliche Beziehungen zu festigen. Dementsprechend werden gastronomische Besuche mehrheitlich mit Personen aus dem privaten Umfeld gemacht. So zeigt die BZT-Umfrage das circa 59 % der Teilnehmer, die auswรคrts essen gehen, einen gastronomischen Betrieb mit ihrem Partner besuchen, 56 % der Teilnehmer gehen mit ihrer Familie essen, wรคhrend 44 % der Befragten angeben, mit Freunden speisen zu gehen. Je 10 % der Befragten geben an, alleine oder mit Kollegen einen gastronomischen Betrieb aufzusuchen.

(Quelle: Colourbox/#185712)
Wie hรคufig werden Lieferdienste genutzt und warum?
Auรer dem klassischen Besuch eines Gastronomiebetriebs, wurden die Teilnehmer auch zur Nutzungsintensitรคt von Lieferdiensten befragt. Dabei gibt circa 1 % der Befragten an, dass sie tรคglich einen Lieferdienst fรผr Speisen nutzen. 12 % lassen sich ein- bzw. mehrmals die Woche und 18 % mindestens einmal im Monat Speisen nach Hause liefern. 34 % machen keinen Gebrauch von dieser Dienstleistung.
Unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen der Teilnehmer wird deutlich, dass vermehrt Jรผngere zur Nutzung von Lieferdiensten tendieren, was mit den Ergebnissen vergleichbarer Studien korrespondiert (BMEL 2023). Nahezu ein Drittel der Jรผngeren im Alter von 18 bis 29 Jahren bestellen sich mindestens einmal die Woche (19 %), mehrmals (7 %) bzw. tรคglich (4 %) Essen nach Hause, wรคhrend 61 % der 60- bis 69-Jรคhrigen und 74 % der 70- bis 74-Jรคhrigen nie auf Lieferdienste zugreifen.
Im Weiteren wurden die Befragten gebeten, die wesentlichen Grรผnde fรผr die Nutzung eines Lieferdienstes anzugeben. Am hรคufigsten geben die Teilnehmer an, dass sie einen Lieferdienst nutzen, weil es bequem ist (53 %), sie keine Lust haben zu kochen (46 %) und es gut schmeckt (29 %). Des Weiteren spielt die Schnelligkeit der Lieferung eine Rolle (25 %) und auch der Besuch von Freunden und Verwandten fรผhrt dazu, sich Speisen liefern zu lassen (23 %). Ebenso ist der Preis von Bedeutung. 20 % der Beteiligten geben an, dass das gelieferte Essen gรผnstiger als der Besuch eines gastronomischen Betriebes ist.
Fazit
Die BZT-Umfrage zeigt, das Konsumverhalten der deutschen Bevรถlkerung im Gastgewerbe polarisiert sich in zunehmendem Maรe. Wรคhrend 52 % der Deutschen mindestens einmal im Monat oder รถfters auรer Haus essen gehen, sucht die andere Hรคlfte (47 %) seltener als monatlich bzw. nie einen gastronomischen Betrieb auf. Der jรผngere Teil der deutschen Bevรถlkerung (18 bis 49 Jahre) geht dabei hรคufiger auรer Haus essen als der รคltere Teil (50 Jahre und รคlter). Die Preissteigerungen der vergangenen zwei Jahre und die Mehrwertsteuererhรถhung zum Jahresbeginn 2024 tragen dazu bei, dass immer weniger Menschen gastronomische Leistungen in Anspruch nehmen. Das gemeinsame Essen auรer Haus mit Partnern, Freunden und Familie droht exklusiver zu werden.
Neben dem Preis-Leistungs-Verhรคltnis spielt die kulinarische Ausrichtung der gastronomischen Einheit eine entscheidende Rolle fรผr oder gegen die Wahl eines Lokals. Die italienische und die deutsch/regionale Kรผche gehรถren dabei zu den beliebtesten Gastronomieangeboten in Deutschland, mit etwas Abstand gefolgt von der asiatischen und griechischen Kรผche. รberwiegend gehen die Deutschen mit Partnern, Familienmitgliedern oder Freunden essen. Die monatliche oder hรคufigere Nutzung von Lieferdiensten liegt mit einem Wert von 31 % deutlich unter den Auรer-Haus-Besuchen von gastronomischen Betrieben. Wenn die Teilnehmer jedoch bestellen, geschieht das hauptsรคchlich aus Bequemlichkeit und der fehlenden Lust am Kochen, wobei Jรผngere deutlich รถfter Lieferdienste in Anspruch nehmen als รltere.
Methodik der BZT-Umfrage
Dieser Untersuchung liegt methodisch eine Quotenstichprobe zugrunde. Die Ermittlung der Quoten erfolgte auf der Basis amtlicher Statistiken (Mikrozensus 2021) sowie eigener GfK-Berechnungen. Zur Gewรคhrleistung einer reprรคsentativen Stichprobe werden die Merkmale Geschlecht, Alter, Bundesland, Ortsgrรถรe und Haushaltsgrรถรe quotiert. Die Befragung der Panel-Teilnehmer erfolgte anhand eines strukturierten Fragebogens per CAWI (Computer Assisted Web Interview), also Online.
Zielpersonen/Stichprobe:
Die Grundgesamtheit der BZT-Umfrage umfasst Mรคnner und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in Deutschland. Der Umfang dieser Gesamtheit betrรคgt ca. 58.554.000 Personen (deutschsprachige Bevรถlkerung). Daraus wurde eine reprรคsentative Stichprobe im Umfang von 2.024 Personen gezogen.
Auswahl der Probanden
Auf Grundlage des aktuellen Mikrozensus werden fรผr jeden GfK eBUS die Teilnehmer aus dem Accesspanel der GfK SE (โaskGfKโ) per Quota-Auswahl angefiltert. Die Probanden werden per E-Mail zur Befragung eingeladen und erhalten zusรคtzlich auf ihrer Eingangsseite zu โaskGfKโ die Mitteilung, dass ein Fragebogen zur Verfรผgung steht. Itembatterien wurden randomisiert abgefragt.
Gen Z
Die BZT-Umfrage zeigt, das Zoomer eher auswรคrts essen als andere befragte Generationen, daher lohnt es sich diese Zielgruppe im Auge zu haben. Tipps, wie man als Gastgeber die Gen Z anlocken kann, finden Sie hier.
Quelle: BZT Bayern