Meinungen zum Image der Gastro-Branche (Quelle: Marian Vejcik/Colourbox.de)
Quelle: Marian Vejcik/Colourbox.de

Die Frage nach dem Image

Zu lange Arbeitstage, Arbeiten am Wochenende und an Feiertagen – wenn alle anderen frei haben. Schlechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung… die Gastro-Branche hat es bei dem Ruf, der ihr voraus eilt, nicht leicht, für junge Menschen als attraktiver Arbeitgeber in den Fokus zu rücken. Was ist dran am (schlechten) Image der Gastro-Branche? Trifft das negative Bild überhaupt noch zu? Wir haben bei Gastronomen nachgefragt.

Die Imagefrage

Wir haben Branchenvertreter gefragt, wie Sie über das Image der Gastro-Branche denken. Und was Gastronomen tun müssen/können, um junge Menschen für einen Beruf in der Branche zu begeistern. Lesen Sie nachfolgend die Antworten:

Was denken Sie über das Image der Gastro-Branche?

Marvin Böhm: Sicherlich gibt es auch mal lange Arbeitszeiten oder -tage. Aber das ist jetzt im Wandel, zum Beispiel mit der Vier-Tage-Woche. Ich finde, dass sich das recht gut entwickelt. Es gibt Gastro-Betriebe, die vom zeitlichen oder vom Führungsstil her nicht so optimal agieren. Aber dann muss man auch nicht unbedingt zu denen hin. Gastronomie ist breit gefächert, von Sterneküche über Landgasthaus bis zur Kantine.

Eva Eppard: Das Image ist verstaubt. Es gibt irrsinnig viele Betriebe, die schon lange dafür sorgen, dass es den Mitarbeitern gut geht. Wir reden nur nicht darüber.

Anton Gschwendtner: Es ist klassisch geprägt von negativen Vorstellungen wie Unterbezahlung, Überbelastung, zahllosen Überstunden, geringem gesellschaftlichen Ansehen und harter körperlicher Arbeit. Die Branche und die einzelnen Betriebe haben sich aber in den letzten Jahrzehnten gewandelt, hin zu: Neue Arbeitszeitmodelle, integrative Führungsstrategien, Ausbildungskonzepte, Karrieremöglichkeiten, Weiterentwicklungsmöglichkeiten u.v.m.

Anton Pahl: Es wurden jetzt jahrzehntelang alle ausgebeutet und da hat kaum einer noch Lust auf die Branche, weil das täglich harte Arbeit bedeutet. Ich versuche es eben anders zu machen. Ich würde niemals meine Mitarbeiter wegen Kleinkram runtermachen, sondern habe ein gutes Verhältnis mit ihnen. Ich versuche immer, vernünftige Wege zu finden. Es müsste politisch etwas passieren, damit es eine wirkliche Änderung gibt. Da glaube ich aber nicht dran. Die Gastronomie ist immer ein täglicher Konkurrenzkampf und ein Zusammenhalt zwischen Gastronomen eher nicht vorhanden. Aber auch die Gäste müssen wir weiter aufklären und ihnen unsere Branche schmackhaft machen, damit sie diese auch bei jungen Leuten weiterempfehlen. Es gibt so unglaublich viel in dieser Branche zu lernen und zu entdecken.

Fabio Toffolon: Das schlechte Image ist leider selbstverschuldet und ein Stück weit berechtigt.

Billy Wagner: Es gibt nicht DAS Image, sondern ganz viele Vorstellungen davon. Es gibt zum Beispiel das übliche Image vom alkoholabhängigen, schwarzgeld-hortenden Gastronomen. Wir zeigen, dass es nicht nur diese Realität gibt und dass wir ein ganz neues, anderes Auftreten haben.

Was müsste man als Gastronom machen, um junge Leute für den Job zu begeistern?

Marvin Böhm: Man muss recht früh anfangen, junge Leute fürs Kochen zu begeistern. Jeder isst gerne. Und wenn man zeigt, dass das jeder selbst machen kann bzw. wie einfach das ist, dann begeistert man schon mehr dafür. Und im Berufsleben kann man nicht einfach nur sagen, wie schlecht die Azubis sind – man muss ihnen zeigen, wie es geht, wie das Handwerk funktioniert und ihnen die positiven Dinge zeigen.

Eva Eppard: Ausbildung sollte wieder etwas wert sein, nicht nur in unserer Branche, sondern in allen Berufen. Es ist fast verpönt eine Ausbildung zu machen, stattdessen darf studiert werden.
Dabei sollte man jedoch nicht außer Acht lassen, dass ein Studium, so gut es auch sein mag, niemals die praktisch fundierte Arbeit und das damit verbundene Wissen ersetzen kann. Eine Ausbildung mit einem anschließenden (verkürzten) Studium ergibt meiner Meinung nach mehr Sinn.

Anton Geschwendtner: Die kommenden Generationen haben neue Erwartungen. Der berufliche Ausgleich ist so wichtig wie nie zuvor. Das Image der Gastronomie und Hotellerie hat direkten Einfluss auf die Attraktivität der einzelnen Betriebe als Arbeitgeber. Es ist wichtig, sich positiv und attraktiv zu positionieren und aktive Imagepflege zu betreiben. Der gute Name als Arbeitgeber zeigt den Bewerbern, wofür er steht und welche Werte gelebt werden.

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Quelle: B&L MedienGesellschaft

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