Energiemanagement System
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Energiemanagement Systeme: Check-in für Nachhaltigkeit

In Zeiten hoher Energiekosten und einem stärkeren Augenmerk auf Nachhaltigkeit können Hotel- und Gastronomiebetriebe erheblichen Nutzen aus einem Energiemanagement System ziehen. Manche sind sogar dazu verpflichtet.

Die meisten Betriebe wissen zwar, wie viel Energie in ihren Häusern verbraucht wird, aber höchstens ungenau, wo und wann. Versuche, den Verbrauch zu reduzieren, sind dann weitgehend Glücksache. Auch auf grobe Berechnungen des Energieverbrauchs sollte man sich nicht verlassen: In vielen Projekten sind Unternehmen überrascht, wenn sie anhand von Messungen und Auswertungen ihre tatsächlichen Verbräuche sehen. Das liegt daran, dass Laufzeiten oft falsch eingeschätzt werden oder der Verbrauch einer Anlage nicht (mehr) den Herstellerangaben entspricht.
Besteht hingegen Transparenz über die Verbräuche, können Maßnahmen definiert, priorisiert und umgesetzt werden, die die Energiekosten und CO2-Emissionen signifikant und nachhaltig reduzieren. Diese Transparenz liefert ein Energiemanagement System. Ein solches System besteht im Wesentlichen aus Messgeräten und einer Software zur Visualisierung der Daten.
Den Nutzen eines Energiemanagement Systems sieht auch der Gesetzgeber: Im Rahmen des Energieeffizienzgesetzes sind alle Betriebe mit einem Gesamtendenergieverbrauch von über 7,5 GWh dazu verpflichtet, bis spätestens 18. Juli 2025 ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen. Zum Gesamtendenergieverbrauch zählen alle Energieträger (z. B. Strom, Gas, Wärme, Kraftstoffe für Fahrzeuge) in allen Niederlassungen, Filialen und Betrieben bzw. Betriebsteilen der kleinsten rechtlich selbstständigen Einheit.
Das Gesetz betrifft damit vor allem first-class-Betriebe und solche mit mehreren Lokationen. In aller Regel empfiehlt sich für sie eher ein Energie- als ein Umweltmanagementsystem, weil der Aufwand hierfür geringer ist.
Ein Energiemanagement System lohnt sich aber oft auch für Betriebe mit einem geringeren Verbrauch – zumal die Systeme derzeit noch über die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) des BAFA gefördert werden. Erfahrungsgemäß amortisieren sie sich bereits nach wenigen Monaten.

Der Weg zum passgenauen System

Wer sich dazu entschließt, ein solches System einzuführen, sollte ein paar Dinge beachten: Meist sind schon einige Zähler vorhanden, z. B. für Gas, Wasser oder Strom. Um sie weiter nutzen zu können, muss das System die entsprechenden Schnittstellen mitbringen und Geräte herstellerunabhängig integrieren können. Auch Offenheit hinsichtlich der Energiearten und Zustandsdaten, z. B. Temperatur, erweist sich meist als extrem nützlich.
Wenn sich die zusätzlich benötigten Messgeräte schnell und einfach installieren lassen, ermöglicht das einen zügigen Einstieg und schnelle Erfolge. Ist das System außerdem modular aufgebaut, ist ein kleiner Start mit wenigen Messgeräten möglich.
Die Messdaten fließen dann über das Haus-Netzwerk in die Energiemanagement-Software. Sie macht aus den Daten anschauliche Berichte, die Effizienzpotenziale auf einen Blick zeigen. Bei der Software ist Nutzerfreundlichkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor. Denn umfangreiche Lösungen mit vielen Funktionen überfordern die Anwender häufig. Je intuitiver die Software bedient werden kann, desto mehr Spaß macht es, mit ihr zu arbeiten, Effizienzpotenziale herauszufinden und zu nutzen.
Dazu tragen auch ansprechende Auswertungen bei, die sich einfach an den eigenen Bedarf anpassen lassen. Wertvoll sind außerdem Spezialberichte, etwa Kostenberichte für das Controlling oder CO2-Analysen für die Nachhaltigkeitskommunikation. Die Software econ4 von econ solutions liefert zudem auch Kennziffern automatisch, z. B. den Energieverbrauch pro Gast.

Effizienzpotenziale in der Hotellerie und Gastronomie

Doch wo liegen die größten Effizienzpotenziale in der Hotellerie und Gastronomie? Sie finden sich üblicherweise in der Küche sowie der Wärme- und Kältetechnik; in Hotels auch im Spa-Bereich und der Wäscherei. Auch ohne Investitionen in neue Anlagen oder ähnliches lassen sich hier oft signifikante Mengen an Energie einsparen. Denn erfahrungsgemäß bestimmt die Technik nur rund 20 % des Energieverbrauchs, der Rest geht auf das menschliche Verhalten zurück – zum Beispiel in der Küche. Hier läuft der Herd vor allem in gehobenen Häusern oft den ganzen Tag hindurch, in der Annahme, das neu Aufheizen würde zu lange dauern oder sogar mehr Energie verbrauchen. Messungen zeigen, wie lange es wirklich dauert, bis der Herd heiß ist und wie viel Energie hierfür nötig ist. Ähnliches gilt für die Lüftung, die oft nicht bedarfsorientiert läuft.
Damit die Erkenntnisse im Alltag auch umgesetzt werden, sind Personal-Schulungen entscheidend. Die Auswertungen aus dem Energiemanagement System erweisen sich dabei oft als Schlüssel zum Erfolg: Wenn die Mitarbeitenden sehen, wieviel Energie sie bisher verschwendet haben, fällt es ihnen viel leichter, ihr Verhalten zu ändern.
Auch wenn solche Maßnahmen nicht nach einem Game Changer klingen, addieren sie sich über die Menge und Zeit oft zu erheblichen Einsparungen. Diese lassen sich mit einem Energiemanagementsystem sofort nachvollziehen und beziffern. Werden auch die Erfolge kommuniziert, motiviert das die Mitarbeitenden meist zu einem dauerhaft energieeffizienten Verhalten.

Eine weitere Stellschraube sind die Einstellungen von Geräten und Anlagen, beispielsweise im Spa. Viele Hotels haben hier schon in moderne Steuerungen investiert. Wie effizient diese aber tatsächlich arbeiten, hängt vor allem von ihrer Programmierung ab. Damit diese optimal ist, muss z. B. bekannt sein, wie lange die Sauna zum Aufheizen tatsächlich benötigt oder wie lange die Reinigungspumpen des Pools laufen müssen, bis die gewünschte Wasserqualität erreicht ist. In verschiedenen Projekten hat sich gezeigt, dass Geräte oder Anlagen oft erheblich länger laufen als nötig. Anhand der Messungen können die Steuerungen dann bedarfsgerecht eingestellt werden.
Weiterer Vorteil eines Energiemanagement Systems: Es zeigt auch die Auswirkungen einer veränderten Einstellung sofort an. So kann ggf. nachjustiert oder an veränderte Bedarfe angepasst werden, z. B. beim Wechsel von der Haupt- in die Nebensaison.
Ein nicht unerhebliches Einsparpotenzial haben viele Betriebe auch bei den Stromkosten. Vor allem im Gastronomiebereich entstehen häufig Lastspitzen durch zeitgleiches Einschalten der Küchengeräte bei Arbeitsbeginn – erst recht, wenn gleichzeitig noch Waschmaschinen, Trockner oder andere Großverbraucher hinzukommen durch die Reduzierung von Lastspitzen. Eine einzelne Lastspitze von wenigen Minuten kann den Strompreis für den gesamten Abrechnungszeitraum – meist ein Jahr – erhöhen. Mit einem dynamischen Lastmanagement wie dem econ peak lässt sich das verhindern. Denn das überwacht ständig den aktuellen Energiebezug und regelt im Bedarfsfall Verbraucher wie Lüftungsanlagen, Wallboxen etc. teils dynamisch zurück, um Lastspitzen und damit erhöhte Energiekosten zu vermeiden.

Das Thema Energie wird in den nächsten Jahren noch an Relevanz gewinnen. Mit einem Energiemanagement System sind Hotellerie- und Gastronomiebetriebe gut gerüstet, um wettbewerbsfähig zu bleiben – sowohl hinsichtlich der Kosten als auch den steigenden Ansprüchen von Kunden und Gesetzgebung in Sachen Nachhaltigkeit.

Der Fachartikel stammt von Rolf Wagner, Prokurist und Leiter Vertrieb bei econ solutions GmbH

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