Fehlende Bewegung, Stress und inadäquate Arbeitsplätze – Alltag in der Gastro-Küche? Abhilfe schafft Gesundheitsmanagement.
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Gesundheitsmanagement im Gastro-Team

Um gute Mitarbeiter im Betrieb zu halten und attraktiv für neue Talente wie auch Azubis zu sein, ist Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) eine sehr gute Maßnahme. So ist es erwiesen, dass sich erfolgreiches BGM positiv in den Kennzahlen niederschlägt. Neben der Reduzierung der Kosten durch krankheitsbedingte Ausfälle beeinflusst BGM auch die Altersstruktur und die weichen Kennzahlen, also Aussagen über die Motivation, Engagement und Commitment der Mitarbeiter.
Warum das Thema auch und gerade in Krisenzeiten nicht vernachlässigt werden sollte, hat uns die Expertin für Prävention und Gesundheitsmanagement Annika Franke berichtet, die Unternehmen in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement unterstützt.

Annika Franke. (Quelle: Franke)

„Insbesondere langes Stehen sowie schweres Heben und Tragen sind zentrale Probleme, die zu einer körperlichen (Über-)Belastung führen können. Infolgedessen verursachen sie Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems.“

Annika Franke, M.A. Prävention und Gesundheitsmanagement

Frau Franke, wie schlägt sich die Außer-Haus-Verpflegung und Hotelbranche, wenn es um Gesundheitsmanagement in Küchenteams geht?

Wir beobachten, dass die Einführung von BGM häufig an die Unternehmensgröße und Mitarbeiterzahl gekoppelt ist. Ein Nachteil für Küchenteams in kleinen Betrieben. Zudem führt der erste Schritt in Richtung Betriebliches Gesundheitsmanagement häufig über Interventionen der betrieblichen Gesundheitsförderung, wie Präventionskurse. Da dies nur ein Baustein des BGM ist, gehen solche Betriebe die Gesundheit ihrer Mitarbeiter noch nicht strategisch an – es ist aber dennoch ein Schritt in die richtige Richtung.

Küchenmitarbeiter, deren gastronomisches Angebot auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausgerichtet ist, profitieren zudem selbst von den gesunden Speisen, die sie produzieren. Das zeichnet sich besonders in familiär geführten Unternehmen oder GV-Betrieben mit entsprechendem Speisenangebot ab.

Welche Belastungen können in der Gastro-Küche entstehen und wie kann diesen entgegengewirkt werden?

Insbesondere langes Stehen sowie schweres Heben und Tragen sind zentrale Probleme, die zu einer körperlichen (Über-)Belastung führen können. Infolgedessen verursachen sie Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems.

Präventiv eignen sich zwei Maßnahmen:

  • Zum einen die ergonomische Planung der Küche. Das bedeutet, dass in Zusammenarbeit mit einem Ergonomie-Experten etwa die Höhe von Arbeitsflächen entsprechend angepasst wird: das Kochfeld braucht beispielsweise eine andere Arbeitshöhe als Flächen, auf denen geschnitten wird. Schneideflächen sollten 15 Zentimeter unter dem Ellbogen liegen. Da Küchenteams oft sehr heterogen zusammengesetzt sind, sind die Arbeitsflächen im Optimalfall höhenverstellbar und somit an jede Körpergröße anpassbar.
  • Zum anderen helfen leichte Kräftigungs- und Dehnübungen bei regelmäßiger Durchführung.

Damit die Mitarbeiter eines Betriebes gesund durch den Arbeitsalltag kommen, hat Annika Franke weitere Tipps parat.

Sportliche Gesundheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz

  • Küchenmitarbeiter sollten aus passiver Körperhaltung herausgeholt werden:
    diese entsteht durch fehlende Bewegung und einseitige Arbeitsschritte.
    Langes Stehen und Kochen oder Schneiden (Bewegungen, die vor dem Körper ausgeführt werden) müssen mit Streck- oder Rotationsübungen ausgeglichen werden.
    Beispiel: Anheben der Fersen hilft gegen schwere Beine, da die Venenpumpe aktiviert wird.
  • Minipausen einbauen, also Übungen zwischendurch direkt am Arbeitsplatz.
  • Ergänzend hilft gezieltes Training außerhalb des Arbeitsplatzes.
  • Passende Arbeitsschuhe wählen, z. B. mithilfe individueller Fuß- und Ganganalyse und einem gezielten Fußtraining (vgl. System Pedalys).

Gezieltes Stressmanagement

  • Ziel: Stärkung der individuellen Bewältigungskompetenzen
  • Maßnahmen:
    • Identifikation von persönlichen (negativen) Stressoren
    • Erlernen des systematischen Problemlösens
    • Besseres Zeitmanagement
    • Erlernen von Stressbewältigung
  • Methode während der Arbeit: Atementspannung
    Nach einem gezielten Training in ruhiger Atmosphäre lässt sich die Methode sehr gut in die Arbeitswelt transportieren > Atmung in verschiedene Körperregionen lenken, angefangen mit der Unter-/Oberbauchatmung und der Brustatmung. Ein gezieltes Atmen lässt die Herzfrequenz und das wahrgenommene Stresslevel sinken.

Förderung bei der Finanzierung

  • Auftrag an die Krankenkassen: Im Präventionsgesetz ist verankert, dass Unternehmen und Krankenkassen zur Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter bzw. der Versicherten zusammenarbeiten sollen. Krankenkassen wiederum beauftragen oft externe Dienstleister vor Ort.
  • Die verantwortliche Krankenkasse ist diejenige, bei der die Mehrheit der Beschäftigten des jeweiligen Unternehmens versichert ist – die Maßnahme selbst schließt dann aber alle Beschäftigten ein.
  • Welche Kosten dabei von der Krankenkasse übernommen werden, ist abhängig vom Bedarf des Unternehmens. Sowohl Beratungsleistungen, Präventionsangebote als auch Gesundheitsanalysen sind förderfähig.

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Mitarbeiter mental fördern

Zeitdruck, über- oder unterfordernde Arbeitsbeanspruchung, ungelöste Konflikte und finanzielle Ängste – all das belastet viele Arbeitnehmer derzeit. Die Covid-19-Pandemie hat die ganze Situation noch verschärft. Kein Wunder also, dass 2021 ein neuer Höchststand an psychischen Erkrankungen erreicht wurde. Gerade Arbeitnehmer im Gastgewerbe sind davon stark betroffen.

Wie Arbeitgeber ihre Beschäftigen in Sachen psychische Gesundheit effektiv unterstützen, lesen Sie im Beitrag Mitarbeiter psychisch gesund halten.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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