Quency de Leon Roa (r.) und Niclas Janus (l.) bringen mit TacoCraze mexikanisches Streetfood, Unternehmergeist und Tech-Denken zusammen. Ein Konzept, dass erst in diesem Jahr auch die Jury beim Deutschen Gastro-Gründerpreis überzeugte.
Wer in ihrem Restaurant in Düsseldorf einkehrt, muss sich auf eine saftige „Sauerei“ einstellen. Denn das mexikanische Streetfood von Koch Quency de Leon Roa und Geschäftspartner Niclas Janus wird mit den Händen gegessen, tropft garantiert und schmeckt dabei tierisch gut.
Genau darin liegt für die Gäste der Reiz des unkonventionellen Erlebnisses im grellbunt-pinken Tempel der Esslust, in dem aus hochwertigen Zutaten in der offenen Küche Tacos, Burritos und Quesadillas so zubereitet werden, wie Quency sie bei einer Mexiko-Reise kennen und lieben gelernt hat. Auf der Tortilla als essbarem Teller landet dabei alles, was Spaß macht, instagrammabel ist und Verfechter guter Tischmanieren ratlos zurück lässt. Am All You Can Eat-„Messy Sunday” kann man dem angesagten Birria-Kult beim gemeinsamen Tunken, Schlabbern und Schlürfen huldigen.
Damit schließt TacoCraze die Lücke zwischen lieblosem TexMex und teurem Fine Dining mit einer kulinarischen Spaßexplosion, die seiner mehrheitlich jungen Zielgruppe den Fun-Faktor eines Freizeitparks beschert. Neben dem unvornehmen Essen tragen dazu auch Gamification-Elemente bei, mit denen die beiden Gründer ihren Gästen die – meistens kurze – Wartezeit vertreiben. Ob durch das maßgeschneiderte Loyalty-Programm, am Glücksrad „Loco Wheel” oder beim Flappy Bird Taco Style.
Im Gespräch mit der Redaktion 24 Stunden Gastlichkeit sprachen die beiden Gründer über Mut, Mindset – und die Kraft guter Tacos.
Im Gespräch mit den TacoCraze-Gründern
Nehmt uns doch bitte einmal mit zurück an den Anfang: Wie und wann ist die Idee zu TacoCraze entstanden?
Die Idee zu TacoCraze ist vor etwa anderthalb Jahren entstanden – ein echter Fall von „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort“. Damals arbeiteten wir beide im Europateam von Topgolf und hatten regelmäßig tiefgehende Gespräche über Entwicklungen in der Gastro- und Entertainmentbranche. Quency war gerade frisch aus Mexiko zurück, vollgepumpt mit Eindrücken und kulinarischer Inspiration. Er erzählte von seinem Erlebnis mit authentischen mexikanischen Streetfood-Tacos – für ihn war es fast schon eine Art kulinarische Erleuchtung.
Was zunächst wie ein lockerer, halb ironischer Spruch begann – „Warum gibt’s sowas eigentlich nicht in Deutschland?“ – wurde schnell ernst. Je öfter wir darüber sprachen, desto klarer wurde uns: Das ist mehr als nur eine gute Idee. Das ist ein Konzept mit Potenzial. Von da an ging alles Schlag auf Schlag – Standortsuche, Businessplan, Finanzierungsgespräche. Aus einer Idee am Tresen wurde plötzlich ein echtes Unternehmen.
Was macht TacoCraze besonders – was ist das Alleinstellungsmerkmal?
Alles, was wir tun, basiert auf der Überzeugung, dass Fastfood wieder Good Food sein muss. Wir glauben, dass Essen mehr sein kann als sättigend – es kann ein Erlebnis sein, das überrascht, verbindet und Spaß macht.
Wir bringen Spaß auf den Tisch – mit frisch zubereiteten, hochwertigen Gerichten, interaktiven Erlebnisrestaurants und einem spielerischen Order-System, das jede Bestellung zur Überraschung macht, jede Wartezeit in ein Spiel verwandelt und jede Zahlung mit einem kleinen Überraschungsmoment krönt. Und nebenbei machen wir verdammt geile Tacos.
Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Eröffnung – und wie habt ihr diese gemeistert?
Die größte Herausforderung auf dem Weg zur Eröffnung war definitiv das klassische Henne-Ei-Problem zwischen Standort und Finanzierung. Banken wollen in der Regel erst einen unterschriebenen Mietvertrag sehen, bevor sie eine Finanzierungszusage geben – und Vermieter wiederum verlangen oft genau diese Finanzierungszusage, bevor sie sich auf Vertragsverhandlungen einlassen. Dieses Spannungsfeld hat uns gerade zu Beginn einige starke Locations gekostet und uns phasenweise wirklich gefordert. Es war ein Drahtseilakt zwischen Hoffnung und Frustration.
Was uns geholfen hat, war unsere strukturierte Herangehensweise und der feste Glaube an unser Konzept. Wir sind sehr fokussiert und geplant vorgegangen, haben unsere Learnings aus jedem Gespräch mitgenommen und immer weiter optimiert. Am Ende hatten wir verschiedene Business Szenarien für A/B/C Standorte und in dem Zuge viele Planungsschritte getätigt, die wir sonst übergangen hätten. Letztlich haben wir mit der Location in Düsseldorf-Pempelfort einen großartigen Startpunkt gefunden – kombiniert mit einer starken Finanzierung und einem verlässlichen Partner. Rückblickend war diese schwierige Phase vielleicht sogar entscheidend, um uns auf das vorzubereiten, was danach kam.
Gab es einen Moment, an dem ihr ans Aufgeben dachtet?
Ja, diese Momente gab es – und zwar nicht nur einmal. Besonders hart war die Zeit wenige Wochen nach der Eröffnung, als unsere komplette Lüftungsanlage plötzlich ausfiel. Das bedeutete nicht nur mehrere tausend Euro an Reparaturkosten, sondern auch einen direkten Umsatzausfall.
Gleichzeitig waren unsere Umsätze noch nicht auf dem Niveau, das wir in unserem Plan prognostiziert hatten, und die tatsächlichen Kosten lagen deutlich höher als erwartet. Trotz sorgfältiger Planung hatten wir einige Kleinigkeiten unterschätzt – was sich im Tagesgeschäft dann schnell zu einem riesigen Berg auftürmt.
In solchen Momenten steht man gefühlt allein vor einer unbezwingbaren Wand – aber Aufgeben war nie wirklich eine Option. Stattdessen haben wir gelernt, Schritt für vorzugehen, uns Hilfe zu holen – sei es durch Freunde, Berater oder erfahrene Gastronomen – und pragmatisch Lösungen zu finden. Ich glaube, genau in solchen Situationen zeigt sich, was Unternehmertum im Kern ausmacht: nicht, alles perfekt zu machen, sondern trotz Rückschlägen dranzubleiben und weiterzugehen.
Wie sieht ein typischer Tag bei TacoCraze aus?
Ein typischer Tag bei TacoCraze beginnt früh – schon um 7 Uhr steht die Crew in der Küche, denn bei uns wird fast alles selbst gemacht: Von den Saucen über die Fillings bis hin zu den Marinaden und Toppings. Nur die Tortillas lassen wir extern produzieren, alles andere entsteht in-house mit viel Liebe und Handarbeit. Es wird geschnibbelt, gerührt, mariniert und gegrillt, damit zur Öffnung um 11 Uhr alles frisch vorbereitet ist. Ab dann läuft der Betrieb: Bis 21 Uhr servieren wir täglich frische Tacos und Tortillas – schnell, lecker und mit jeder Menge guter Laune.
Quency und ich sind tagsüber meistens selbst mit im Laden, denn der persönliche Kontakt zu Gästen und Team ist uns extrem wichtig. Aber nach Ladenschluss beginnt der zweite Teil des Arbeitstages: Dann geht’s an Buchhaltung, Personalplanung, Lieferantenkommunikation, Marketing, Kostenanalyse und all die Dinge, die hinter den Kulissen laufen. Erst nach dem Kassenabschluss und dem letzten Wischmopp ist Feierabend – und selbst dann ist der Kopf selten ganz ausgeschaltet. So sieht der Alltag eines jungen Gastro-Start-ups aus: intensiv, lebendig und jeden Tag eine neue Herausforderung.
Wie groß ist euer Team – und wie findet ihr gute Mitarbeitende?
Unser Team besteht aus neun Crewmembern plus uns zwei. Anfang haben wir mit einer gut geschriebenen Stellenanzeige und jeder Menge Werbebudget bei den einschlägigen Jobportalen gesucht. Mittlerweile kommen die Leute eher zu uns oder es läuft über Empfehlungen.
Wo soll die Reise mit TacoCraze noch hingehen – gibt es Expansionspläne?
Ja, absolut – die Vision, TacoCraze über einen einzelnen Standort hinaus wachsen zu lassen, war von Anfang an teil unseres Denkens. Natürlich wollen wir langfristig expandieren, aber mit Bedacht und in gesundem Tempo. Der nächste realistische Zwischenschritt wird wahrscheinlich ein Foodtruck sein. Damit wollen wir die Randgebiete Düsseldorfs erreichen, erste Erfahrungen im Firmen-Catering sammeln und gleichzeitig testen, wie sich unser Konzept mobil und mit schlankem Kapitaleinsatz anfühlt.
Gleichzeitig sind wir offen für neue Möglichkeiten – sei es durch spannende Immobilien, strategische Partnerschaften oder Investoren, die an unsere Vision glauben. Wir haben definitiv Lust, TacoCraze weiter in die Welt zu tragen. Nicht nur, um mehr Menschen mit unseren Tacos glücklich zu machen, sondern auch, um zu zeigen: Moderne, leidenschaftliche Gastronomie kann wachsen – mit Haltung, Herz und einem verdammt guten Produkt. Or in short: We want to spread the Craze.
Danke für das Gespräch!

Deutscher Gastro-Gründerpreis geht
in die nächste Runde
Ihr habt auch ein zukunftsweisendes Gastronomiekonzept oder wollt den Betrieb auf das nächste Level heben? Dann nutzt die Chance auf den renommierten Deutschen Gastro-Gründerpreis 2026. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 8. Dezember 2025.
Alle Infos und Online-Bewerbung unter www.gastro-gruenderpreis.de