Viele Gastgeber zögern, sich online zu zeigen – aus Angst vor Kritik oder fehlender Professionalität. Jessica Lackner und Dr. Natalia Wiechowski ermutigen, den eigenen Weg zu mehr Sichtbarkeit mit Herz und Haltung zu gehen.
Jessica Lackner und Dr. Natalia Wiechowski über den Weg zu authentischer Sichtbarkeit
Was macht eine authentische Gastgeber-Persönlichkeit auf Social Media aus?
Jessica Lackner (J. L.): Eine Gastgeber-Persönlichkeit zeigt online, was sie offline schon lebt: Nähe, Offenheit und Wertschätzung. Das kann ein Blick hinter die Kulissen, ein ehrlicher Moment im Alltag oder ein kleines Missgeschick sein, Dinge, die zeigen: „Hier arbeiten Menschen für Menschen.“ Fehler sind immer noch Helfer.
Welche Rolle spielt dabei Storytelling über Werte, Vision, Haltung?
J. L.: Storytelling macht deine Werte greifbar. In der Gastronomie geht es um Emotionen. Geschmack, Atmosphäre, Begegnung. Wenn du diese Erlebnisse in Geschichten verpackst, fühlen sich Gäste eingeladen, Teil deiner Welt zu werden, noch bevor sie einen Fuß in dein Restaurant gesetzt haben.
Wie finde ich meinen eigenen „Ton“ – ohne mich zu verstellen oder wie andere zu wirken?
Dr. Natalia Wiechowski (N. W.): Indem du aufhörst, zu kopieren, und anfängst, zuzuhören: dir selbst und deiner Sprache. Dein Ton entsteht, wenn du so schreibst und sprichst, wie mit einer guten Freundin.
Welche inneren Barrieren hindern Menschen oft daran, sich zu zeigen – vor der Kamera, im Netz, vor dem Team?
J. L.: Viele Gastgeber haben gelernt, im Hintergrund zu wirken – das Geschäft spricht für sich. Social Media fühlt sich dann wie ein fremder Raum an. Dahinter steckt oft die Angst, zu privat zu werden oder nicht „professionell genug“ zu wirken. Dabei wollen Gäste genau das Menschliche sehen.
Welche Rolle spielt das Selbstbild in der Sichtbarkeit – und wie kann ich es stärken, ohne mich zu verbiegen?
N. W.: Dein Selbstbild ist das Fundament deiner Sichtbarkeit. Um es zu stärken, lohnt es sich, zuerst zu erkennen, was es schwächt: etwa alte Geschichten oder Vergleiche. Es wächst, wenn du dich in kleinen, machbaren Schritten zeigst, positive Resonanz annimmst und lernst, dir selbst eine wohlwollende Erzählerin zu sein.
Welche Routinen oder Perspektiven empfehlen Sie, um mit Social Media souveräner und gelassener umzugehen?
J. L.: Lege kleine, realistische Schritte fest: ein Posting pro Woche, feste Tage für Fotos und klare Offline-Zeiten. Und erinnere dich daran: Du bist nicht rund um die Uhr Gastgeber im Netz – deine Online-Präsenz darf ein Ausschnitt deines Lebens sein, kein Dauer-Livestream.
Viele Gastgeber zögern, weil sie Angst haben, bewertet oder kritisiert zu werden – von Gästen, Kollegen oder Fremden im Internet. Wie geht man mit dieser Angst um?
N. W.: Den größten Kritiker findest du nicht im Außen, sondern in dir selbst. Unsere innere Richterin bewertet und kritisiert ununterbrochen, solange wir nicht lernen, mit ihr umzugehen. Je liebevoller du mit dir selbst wirst, desto leiser werden auch die Stimmen von außen, denn sie sind oft nur ein Spiegel deiner inneren Welt.
Welche Rolle spielt das Selbstbild für die eigene Sichtbarkeit – und wie kann man es so stärken, dass man sich nicht verbiegt?
N. W.: Dein Selbstbild ist das Fundament, auf dem deine Sichtbarkeit steht. Wenn dieses Fundament brüchig ist, fällt es schwer, souverän aufzutreten. Es wächst, wenn du dich in kleinen, machbaren Schritten zeigst, positive Resonanz annimmst und lernst, dir selbst eine wohlwollende Erzählerin zu sein. Sichtbarkeit ist nicht die Belohnung für Perfektion, sondern der Weg, um Selbstvertrauen aufzubauen.
Social Media lebt von Vergleichen – wie kann man damit umgehen, ohne sich entmutigen zu lassen?
J. L.: Vergleiche dich nur mit deiner eigenen Version von gestern. Frag dich: „Bin ich heute sichtbarer, klarer oder authentischer als vor einer Woche?“ Das ist die einzige Messlatte, die wirklich zählt.
Viele haben gute Vorsätze, aber der erste Schritt bleibt schwer. Was hilft konkret, um ins Handeln zu kommen?
N. W.: Der erste Schritt scheitert selten an Disziplin, sondern an einem gesunden Mind- und Feelset. Ist deine innere Motivation groß genug? Hält dich eine alte Erfahrung, Scheitern oder Schmerz zurück? Sobald du das erkennst und bewältigst, wird Handeln leichter.
Welchen einen Gedanken möchtet ihr Gastgebern zum Thema Sichtbarkeit mitgeben?
N. W.: Sichtbarkeit ist keine Eitelkeit, sie ist ein Werkzeug, um die Menschen zu erreichen, die dich wirklich brauchen.
J. L.: Wenn du dich nicht zeigst, verpasst du die Chance, dass die richtigen Menschen zu dir finden. Sichtbarkeit ist kein Ego-Trip. Es ist Service am Gast, Mitarbeiterbindung und Klarheit deiner eigenen Vision.
Danke für das Gespräch!
Über die Expertinnen
Jessica Lackner (im Bild l.) ist Business Coach für Sichtbarkeit, Wirkung und Purpose – für Frauen, die ihre Botschaft klar, authentisch und mit echter Wirkung auf den Punkt bringen wollen. Bereits mit 21 Jahren leitete sie drei Betriebe mit über 150 Mitarbeitenden. Heute ist sie Keynote-Speakerin, Podcasterin und zweifache Autorin.
Dr. Natalia Wiechowski (im Bild r.) ist Business Embodiment Mentorin für leistungsstarke Frauen, die bereit sind, vom Hustle in die Ganzheit zu wechseln. Sie begann ihre Karriere in Dubai und wurde später als LinkedIn-Unicorn und internationale Rednerin für Marken wie BCG, SAP und Bosch bekannt. Heute unterstützt sie Frauen dabei, ihr Business in Einklang mit ihrer Wahrheit auszurichten – als Zuhause für authentischen Ausdruck, emotionale Klarheit und verkörperte Sichtbarkeit.
Zusammen zeigen sie in ihrem Buch „Machs richtig oder lass es bleiben!“, wie wichtig (Online-)Sichtbarkeit heute ist – vor allem für Frauen. Zusammen unterstützen sie ihre Leserinnen dabei, die Angst vor dem Social-Media-Dschungel zu überwinden.
München: Redline Verlag, 240 Seiten, 20 Euro.
Noch mehr Know-how gibt es in der Ausgabe 5 des Gastronomie-Fachmagazins 24 Stunden Gastlichkeit.
Quelle: Redaktion 24 Stunden Gastlichkeit