Laure Berment engagiert sich seit mehreren Jahren für eine bessere Welt. Nach ihrem BWL-Studium in Paris war sie fünf Jahre als Country Managerin im Sozialunternehmen Marktschwärmer tätig. Seit 2019 leitet sie das deutsche Too Good To Go-Team und setzt sich für die Rettung von Lebensmitteln ein.
Im Interview haben wir ihr Fragen rund ums Thema Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie gestellt. Wertvolle Tipps, wie sich Gastronomen selbst für die Rettung von Lebensmitteln engagieren können, gibt es oben drauf.
Frau Berment, inwieweit beeinflusst Sie Ihre Arbeit im alltäglichen Leben, zum Beispiel wenn Sie außer Haus essen gehen?
Beruflich bin ich viel auf Events unterwegs und sehe die Mengen an Lebensmitteln bei Buffets und Catering, von denen ich ganz genau weiß, dass sie später in der Tonne landen. Das thematisiere ich häufig in Gesprächen mit den anderen Veranstaltungsteilnehmern. Ich habe eigentlich fast immer eine Frischhaltedose dabei: Falls Essen übrig bleibt, kann ich es mit nach Hause nehmen. Im Grunde ist alles nur eine Frage von Gewohnheiten.
Lebensmittelverschwendung im Gastgewerbe: Muss das sein?
Lebensmittel werden an jedem Punkt der Wertschöpfungskette verschwendet und die Gründe dafür sind vielfältig. Im Gastgewerbe ist es beispielsweise das üppige Angebot am Frühstücksbuffet, das für alle Gäste immer voll bestückt sein soll. Es ist fast unmöglich, ohne Überschuss genügend Ware für alle Gäste anzubieten.
Kein Gastgeber möchte wirklich sein Essen in die Tonne werfen. Die Kalkulationen werden dank Digitalisierung besser. Auch Angebote wie Too Good To Go helfen, um das überproduzierte Essen doch noch auf den Teller zu bringen statt es am Ende des Tages zu entsorgen.
In welchen gastronomischen Betrieben fällt am häufigsten Lebensmittelabfall an und warum?
In allen gastronomischen Betrieben fällt Lebensmittelverschwendung an: Das kann etwa an einem fehlenden Bewusstsein für das Problem liegen oder an ungenauen Mengenkalkulationen, mangelnder Planung, Missverständnissen bzgl. der Lebensmittelkennzeichnung oder falscher Lagerung.
Welche Gastgeber leisten Ihrer Meinung nach auf dem Gebiet der Lebensmittelverschwendung schon Pionierarbeit?
In Berlin gibt es das Zero Waste-Restaurant Frea. Das Konzept ist denkbar simpel: Alles Essbare wird verwertet. Das finde ich spannend. Ein weiteres gutes Beispiel sind für mich Restaurants, die ihre Speisen à la carte kochen: Weil sie nur auf Bestellung kochen, entsteht weniger Lebensmittelmüll als beispielsweise in der Systemgastronomie, die viel Essen vorproduzieren muss.
Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit der App?
Unsere Vision ist es, eine Welt ohne Lebensmittelverschwendung zu kreieren. Das ist noch ein langer Weg: Allein in Deutschland werden 18 Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr entsorgt. Nur gemeinsam können wir das große Problem angehen. Wir haben es uns zum Ziel gemacht bis zum Jahr 2025 insgesamt global 1 Milliarde Portionen vor der Tonne zu retten. Bisher sind wir auf einem guten Weg.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Wie funktioniert Too Good To Go im Gastgewerbe?
Lebensmittelrettung über Too Good To Go funktioniert in jedem gastronomischen Betrieb: Hotel, Restaurant, Café, Bäckerei und Betriebscasino. Einzige Voraussetzung ist, dass am Ende des Betriebstags überproduziertes Essen übrigbleibt, das über die App angeboten werden soll.
Wie fange ich als Gastronom mit der Rettung von Lebensmitteln an?
u Beginn sollte man sich als Gastronom bewusst machen, wie viel im eigenen Betrieb tatsächlich entsorgt wird. Ein erster Schritt kann also sein, Lebensmittelverschwendung im Küchenalltag greifbarer zu machen: Wenn man sich die Mengen einmal vor Augen führt, wird auch erst klar, um wie viel es sich tatsächlich handelt und welcher Warenwert täglich in die Tonne wandert.
Und dann ist natürlich eine Kooperation mit Too Good To Go eine einfache Variante, um damit zu beginnen: Sobald das Profil online ist, muss man nichts weiter tun, als die Portionen an die Kunden auszugeben, wenn sie zur Abholung kommen. Bezahlt werden die Mahlzeiten direkt über die App.
So fangen Sie an!
Im Grunde ist die Teilnahme als Partnerbetrieb von Too Good To Go ganz einfach: Für die Betriebe wird einmalig ein Profil erstellt. Für dieses bespricht man zu Beginn, wie viele Portionen in der Regel am Tag übrig bleiben, wie viel eine Portion kostet und zu welchem Zeitpunkt sie abgeholt werden soll. Dieses Profil wird mit einer kurzen Beschreibung, zum Beispiel welche Speisen der Betrieb bietet, ergänzt.
Sobald das Profil online ist, müssen Sie nichts weiter tun, als die Portionen auszugeben, sobald sie gekauft wurden. Bei jedem Kauf bekommen Sie eine Benachrichtigung. Und sollten einmal mehr oder weniger Portionen übrig sein, können Sie das Angebot in der App selbstständig anpassen.
Quelle: B&L MedienGesellschaft