DGE-Positionspapier zu veganer Ernährung
Quelle: Colourbox/Elena Veselova

Neues DGE-Positionspapier zu veganer Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre Position zur veganen Ernährung neu bewertet. Neben aktuelleren Daten zur Gesundheit betrachtet sie darin erstmals alle vier Zieldimensionen einer nachhaltigeren Ernährung.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Dimensionen Gesundheit und Umwelt. Das DGE-Positionspapier berücksichtigt dabei neben Nährstoffzufuhr und -status auch weitere Gesundheitsparameter wie etwa Knochengesundheit und das Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen. Für die Dimensionen Soziales und Tierwohl werden einzelne relevante Aspekte thematisiert.

Sorgfältig gestaltet kann eine vegane Ernährung gesundheitsfördernd für Erwachsene sein

In dem DGE-Positionspapier wird erläutert, dass für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung neben anderen Ernährungsweisen auch eine vegane Ernährung eine gesundheitsfördernde Ernährung darstellen kann. Dies sollte jedoch unter der Voraussetzung der Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats, einer ausgewogenen, gut geplanten Lebensmittelauswahl sowie einer bedarfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe (ggf. auch durch weitere Nährstoffpräparate) erfolgen. Dabei ist besonders auf die Zufuhr potenziell kritischer Nährstoffe zu achten. Dazu gehören neben Vitamin B12 auch Jod, Protein, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin B2, Calcium, Eisen, Zink und Selen. Neu wird auch Vitamin A als gegebenenfalls kritisch eingeschätzt.

Keine Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren

Für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren kann die DGE aufgrund der weiterhin limitierten Datenlage keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung aussprechen. Aufgrund des Risikos für potenzielle, teilweise irreversible Konsequenzen bei inadäquater Durchführung müssen in vulnerablen Gruppen besonders fundierte Ernährungskenntnisse vorliegen, um sich vegan zu ernähren.

Für sie ist eine sorgfältig gestaltete Ernährung von noch größerer Bedeutung als in der gesunden erwachsenen Allgemeinbevölkerung. Für eine vegane Ernährung der neu berücksichtigten vulnerablen Gruppe der Senioren gibt es bislang keine umfangreiche Erhebung. Auch wenn unklar ist, wie viele Menschen in dieser Altersgruppe vegan leben, ist anzunehmen, dass dieser Anteil in Zukunft steigen wird.

Gesundheitliche Vorteile und Risiken

Die Ergebnisse des DGE-Positionspapiers weisen darauf hin, dass gesunde Erwachsene, die sich vegan ernähren, im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen von einigen gesundheitlichen Vorteilen profitieren, auch wenn die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse überwiegend als sehr niedrig bis niedrig eingestuft wird. Veganer weisen tendenziell eine bessere kardiometabolische Gesundheit auf, haben niedrigere BMI-Werte und Blutfettwerte wie HDL-, LDL- und Gesamtcholesterin sowie Nüchternblutzucker.

Bei der Gesamtsterblichkeit oder Krebshäufigkeit liegen Hinweise für Vorteile einer veganen Ernährung vor. Für die Häufigkeit von Schlaganfällen und Diabetes können aufgrund der aktuellen Datenlage keine eindeutigen Zusammenhänge abgeleitet werden. Allerdings kann eine vegane Ernährung zu einer potenziell schlechteren Knochengesundheit und einem höheren Frakturrisiko führen.

DGE-Positionspapier: Neben Vitamin B₁₂ auf Jodzufuhr achten

Für die Umsetzung einer gesundheitsfördernden veganen Ernährung gibt die DGE Handlungsempfehlungen. Dabei stehen besonders zwei Nährstoffe im Fokus: Neben der regelmäßigen und zuverlässigen Supplementation von Vitamin B12 ist vor allem auch auf eine ausreichende Zufuhr von Jod zu achten. Veganer haben im Vergleich zu Mischköstlern tendenziell eine geringere Jodzufuhr, da wichtige Jodquellen wie Seefisch sowie Milch und Milchprodukte entfallen. Pflanzliche Milchalternativen sind jedoch selten mit Jod angereichert.

DGE-Positionspapier zu Salz
Das DGE-Positionspaper betont die Wichtigkeit von jodiertem Salz.
(Quelle: Colourbox/#1733)

Für eine ausreichende Jodversorgung sollten Veganer jodiertes Speisesalz sowie damit hergestellte Lebensmittel oder alternativ mit Meeresalgen versetztes Meersalz mit definiertem Jodgehalt verwenden. Algen mit moderatem und deklariertem Jodgehalt können zur Bedarfsdeckung beitragen. Da die Jodgehalte in Algen sehr stark schwanken, ist eine übermäßige Jodzufuhr (>500 µg/Tag) allerdings nicht auszuschließen.

Daher sind Algen und Algenprodukte, bei denen der Jodgehalt nicht ausgewiesen ist, nicht zu empfehlen. Die DGE rät Erwachsenen in ärztlicher Absprache täglich 100 µg Jod als Präparat einzunehmen, wenn nicht genügend jodhaltige Lebensmittel verzehrt werden. Weitere Handlungsempfehlungen beziehen sich auf eine vielseitige Lebensmittelauswahl und die Berücksichtigung weiterer (potenziell) kritischer Nährstoffe.

Vegane Ernährung ist umweltfreundlich

Die Effekte einer veganen Ernährung auf die Umwelt haben die Wissenschaftler auf Basis von Ökobilanzierungen und Modellrechnungen dargestellt und mit anderen Ernährungsweisen verglichen. Die ausgewerteten Daten verschiedener Umweltfaktoren, u. a. Treibhausgas-Emissionen, Landnutzung und Biodiversitätsverlust zeigen insgesamt deutliche Vorteile einer veganen gegenüber einer omnivoren Ernährung. Eine vegane Ernährung ist äußerst umweltfreundlich und empfehlenswert, um Umweltbelastungen des Ernährungssystems zu verringern. Unter Berücksichtigung sowohl gesundheits- als auch umweltrelevanter Aspekte ist eine Ernährungsweise entsprechend den DGE-Empfehlungen mit einer deutlichen Reduktion tierischer Lebensmittel zu empfehlen.

DGE-Positionspapier zeigt: Vegan ist gut für die Umwelt
DGE-Positionspapier zeigt: Vegan ist gut für die Umwelt. (Quelle: Colourbox/Jakub Mrocek)

info

Aktualisierte DGE-Qualitätsstandards

Im vergangenen Jahr hat die DGE ihre fünf Qualitätsstandards aktualisiert. Neben neuen Rechtsgrundlagen sind insbesondere aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Nachhaltigkeitsforschung berücksichtigt worden, die sich wie ein roter Faden durch alle Kapitel ziehen. Den gesamten Beitrag finden Sie hier.

Quelle: DGE

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