Mineralwassermarken unter die Lupe genommen.
Quelle: Tatiana Plotnikova โ€“ stock.adobe.com

Welches Wasser soll es sein: hip oder regional?

Welches Wasser passt zu meinem Gastro-Konzept? Oftmals nehmen Verantwortliche den bequemen Weg: Die Brauerei liefert auch das Wasser. Oder: Gรผnstig muss es sein. Vielleicht sollte man diese Entscheidungsgrundlagen รผberdenken. Denn die Managementberatung BrandTrust hat in einer Analyse herausgefunden, dass man mit dem richtigen Mineralwasser gezielt bei den verschiedenen Generationen punkten kann.

Jรผrgen Gietl, Partner bei der Managementberatung BrandTrust, erklรคrt, wie Gastgeber dies nutzen kรถnnen.

Jรผrgen Gietl von BrandTrust
(Quelle: BrandTrust)

โ€žStill oder sprudelnd ist die maximale Option. Wasser wird als Beiwerk behandelt.โ€œ

Jรผrgen Gietl, BrandTrust

Herr Gietl, braucht es verschiedene Mineralwassermarken fรผr verschiedene Generationen?

Mineralbrunnen sollten sich diesbezรผglich definitiv Gedanken machen. Denn wir sehen in unserer KI-basierten Markenanalyse klar, dass die Top 10 der relevantesten Wassermarken der Generation 50+ keine Rolle fรผr die Generationen Y und Z spielen. รœberraschend fรผr uns war, dass fรผr die sogenannte โ€žFridays-for-Futureโ€œ-Generation, also Jugendliche und Heranwachsende bis 24 Jahre, die regionale Herkunft des Mineralwassers keine groรŸe Bedeutung hat. Sie lieben Marken mit Flaschen, die sich โ€žinstagrammableโ€œ inszenieren lassen โ€“ auch im Restaurant oder in der Bar. Hier geht Lifestyle vor Nachhaltigkeit.

Was bedeutet das fรผr den Gastronomen: Nach welchen Kriterien soll er entscheiden, welche Wassermarke auf die Karte kommt?

Ein Restaurant oder auch eine Bar kann mit der Wahl der angebotenen Mineralwรคsser klare Statements setzen. Und zwar idealerweise mit einem Wasser, das fรผr das steht, was der Gastronom mit seinem Konzept vermitteln mรถchte. Zum Slow-Food-Restaurant passt ein Wasser aus der Region. Die hippe, hochpreisigere Fusion-Kรผche spricht global reisende Menschen an, hier wรผrde ein Selters eher irritieren.

Warum lรคsst die Sternekรผche nicht einen Wasser-Sommelier die Wahl treffen und man kommuniziert dies in der Getrรคnkekarte? Wenn in der Bar gezielt nach einem Fever Tree Tonic gefragt wird, warum nicht auch nach einem Voss Mineralwasser?

Mineralwasser ist in der Gastronomie oft Weinbegleitung โ€“ mehr nicht. Wie mรผsste Wasser dargestellt werden?

Der Gast ist es gewohnt, eine Auswahl zu haben. Beim Bier gibt es verschiedene Sorten, zuweilen auch von verschiedenen Brauereien. Wein wird nicht nur nach rot, weiรŸ oder rosรฉ unterschieden, sondern auch nach Land, Region, Lage, Jahrgang. Und Wasser? Still oder sprudelnd ist die maximale Option. Und schon bei der Bitte nach โ€žnicht aus dem Kรผhlschrankโ€œ ist mancher Servicemitarbeiter bereits รผberfordert. Wasser wird als Beiwerk behandelt.

Wie verkauft der Gastronom dem Gast Mineralwasser am besten? Und wie bekommt Wasser in der Gastronomie mehr Relevanz?

Es beginnt mit dem Bewusstsein, Wasser mehr Bedeutung zu geben. Ausgebildete Wasser-Sommeliers tun das. Engagierte Kรผchenchefs bieten zuweilen Saft-Begleitung zum Menรผ fรผr Gรคste an, die keinen Alkohol trinken, sich aber nicht als AuรŸenseiter bei der Weinbegleitung fรผhlen wollen. Das passt zum Zeitgeist. Warum wird das nicht fรผr Wasser angeboten? รœbrigens wรคre dies auch fรผr Bier ein interessantes Angebot. Hier gibt es Potenzial fรผr Storytelling zum Produkt โ€“ als persรถnlichen โ€žBerichtโ€œ an Freunde oder Familie oder als Post auf den lรคngst zum Alltag gehรถrenden Social Media-Kanรคlen.

Es ist klar, dass es nicht รผberall einen Wasser-Sommelier geben kann โ€“ das wรคre fรผr viele Gastro-Konzepte definitiv nicht passend, da es aufgesetzt wirken wรผrde. Doch jeder Servicemitarbeiter kann durch eine Schulung mehr Sensibilitรคt fรผr das Thema Mineralwasser bekommen: Bietet man einfach Wasser an oder ein Getrรคnk, das mit Bewusstsein vom Gastronom ausgewรคhlt wurde, weil er sicher ist, dass es dem Gast schmeckt, dass es zu seiner Kรผche passt, wirkt das ganz anders. Der Gastronom weiรŸ, wo die Quelle des Mineralbrunnens ist, die alle Mitarbeiter vielleicht sogar schon einmal besucht haben.

Braucht es spezielle Gastro-Marken bzw. -Gebinde?

Fรผr jeden Mineralbrunnen, der ein Bewusstsein fรผr seine Marke hat, ist der markenkonforme Auftritt in der Gastronomie ein wichtiges Thema: eine Flasche, die auch auf einem gedeckten Tisch optisch ansprechend ist, vielleicht speziell gebrandete Glรคser mit einer angenehmen Haptik und ungewรถhnlicher โ€“ und dennoch praktischen und spรผl-maschinentauglichen Form. Deshalb ein klares โ€žJaโ€œ zu speziellen Gebinden.

Zu viel Kreativitรคt kann hierbei aber auch schaden. Denn wenn die aus der Werbung und aus dem Fachhandel bekannte Flaschen- und Etikettenform und insbesondere die Marken-Farbe zu stark vom bekannten Original abweicht, kann der Gast die gedankliche Verbindung zur Marke nicht herstellen. Die Aktion liefe also โ€“ aus Sicht der Mineralbrunnen โ€“ ins Leere.

Vielen Dank fรผr das Gesprรคch!

Zum Interviewpartner: Jรผrgen Gietl

Jรผrgen Gietl ist Partner bei der Managementberatung BrandTrust. Der Markenexperte, Referent und Buchautor begleitet Unternehmen bei der Entwicklung zukunftsfรคhiger Markenarchitekturen, bei der Einfรผhrung von Produktmarken oder beim Thema Ertragssteigerung durch die Marke. Er ist seit รผber 20 Jahren im operativen und strategischen Management von Marken tรคtig. Gemeinsam mit Benedikt Streb, Senior Brand Consultant bei BrandTrust, hat er in einer KI-basierten Studie 104 Mineralwassermarken und deren Relevanz bei Konsumenten untersucht.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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