Mit Vision Mensa© hält die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in Sachsen ein Werkzeug bereit, mittels dem sich Schulklassen dem Thema nachhaltige Schulverpflegung widmen können. Vision Mensa besteht aus zwei Teilen: ein interaktives Brettspiel und eine Zukunftswerkstatt. Ersteres dauert ca. 90 Minuten. Für die Zukunftswerkstatt empfiehlt die Vernetzungsstelle mindestens fünf bis sechs Unterrichtsstunden. „Sie eignet sich also eher für Projekttage oder für mehrere Doppelstunden-Termine. Es ist auch denkbar eine Visionen-Collage in der Fantasiephase als Hausaufgabe anzufertigen und dann später im Plenum zu präsentieren“, schlägt Wiebke Helmcke, Projektkoordinatorin an der Vernetzungsstelle, vor.
Was steckt hinter Vision Mensa©?
Wiebke Helmcke hat uns im Interview einen Einblick zu Vision Mensa© gegeben: Was ist das Ziel des interaktiven Brettspiels, wie ist der Ablauf und wer kann dieses nutzen?
Frau Helmcke, wieso wurde Vision Mensa© entwickelt? Warum ist es wichtig, die Schüler bei der Thematik mitzunehmen?
Die Akzeptanz der Schulverpflegung sinkt mit steigendem Alter, besonders ab Klasse 8 nehmen häufig nur noch wenige Schüler am Schulessen teil. Ein Teil der Schüler würde aber wieder in die Mensa gehen, wenn das Angebot, die Essenszeit und die Atmosphäre ihnen persönlich mehr zusagen würden. Um herauszufinden, was das heißt, bietet es sich an, die Thematik mit der Schülerschaft gemeinsam zu erarbeiten und sie im besten Fall in Verbesserungsprozesse einzubeziehen und mitgestalten zu lassen, sie sind schließlich die Experten.
Mit Vision Mensa© wollten wir ein Medium schaffen, was das möglich macht, nämlich die Schüler partizipiert und motiviert die eigene Verpflegung unter die Lupe zu nehmen und gemeinsam mit den Entscheidern einen Qualitätsentwicklungsprozess in Gang zu setzen.
Wie funktioniert Vision Mensa©?
Schüler ab Klasse 8 sollen sich wieder für ihre Verpflegung in der Schule interessieren. Das Brettspiel bringt dazu den nötigen Spaß und erschließt das Thema: In Zweier-Teams treten die Schüler gegeneinander an. Sie lösen dabei digitale Challenges und treffen Entscheidungen, die ihnen Nachhaltigkeitspunkte einspielen, Geldverluste oder -gewinne bringen. Punkte werden in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Ökologie gesammelt. Der Wirtschaftsaspekt ist durch Spielgeld abgebildet.
In der Zukunftswerkstatt geht es dann ans Eingemachte, sie verläuft in drei Phasen:
- Kritikphase: Was läuft gut, was nicht? Probleme und positive Aspekte werden aus Schülersicht konstruktiv aufgedeckt. Ungenaue Kritik à la „das Essen schmeckt nicht“ gehört damit der Vergangenheit an.
- Fantasiephase: Was ist unsere Vision? Wie sieht die Zukuftsmensa aus? Hier sollen die Schüler gerne „out of the box“ denken und den Kopf frei machen für neue Ideen.
- Umsetzungsphase: Welche konkreten Ideen sollen wie umgesetzt werden? Wer muss dafür angesprochen werden? Was sind die ersten Schritte, die heute schon erledigt werden können?
Mit welchen Methoden die Werkstattphasen gestaltet werden, kann die Moderation (Lehrkraft) je nach Zeitbudget und Gruppengröße aus den Vorschlägen in der Handreichung für Lehrkräfte auswählen, z. B.: Brainwriting, Plakatwanderung, Visionen-Collage oder Ideen-Steckbriefe. Die Handreichung zeigt da einige Ideen auf.
Wie lang hat die Entwicklung insgesamt gedauert?
Die Projektlaufzeit betrug insgesamt zwei Jahre von Anfang 2021 bis Ende 2022. Einige Schulen wurden während der Konzeption, in der ersten Testphase, bei den Werkstatt-Tests und der Namensgebung eingebunden.
Haben Schulen, die in der Entwicklungsphase beteiligt waren, bereits eine Veränderung ihrer Verpflegungssituation vorgenommen?
Die Schüler, die das Brettspiel gespielt haben, konnten im Anschluss die Impulse gut auf die eigene Verpflegungssituation vor Ort übertragen und haben angegeben, dass sie Spaß hatten und sie das Spiel sogar gerne auch mal zuhause spielen würden.
Die Schulen, die zusätzlich eine Zukunftswerkstatt durchgeführt haben, teilten mit, dass sie wichtige Impulse mitnehmen konnten, sich mit Ideen und Kritiken weiterhin auseinandersetzen wollen. In einer Schule wünschten sich Schüler beispielsweise Sitzkissen für den Außen-Essbereich. Ihre Idee dazu war, diese im Wirtschaft-Technik-Haushalt selbst zu fertigen und das haben sie dann auch gemacht.
Interessant für uns war, dass einige Schulen in allen Testphasen dabei sein wollten, sowohl Lehrkräfte als auch Schüler. Was wir als Zeichen dafür sehen, dass unsere Idee zumindest gut angekommen ist.
Welche Wirkung Vision Mensa hat, wollen wir in den nächsten Monaten aber noch mehr evaluieren. Hierzu erhalten wir Unterstützung von der Uni Leipzig mit einer Staatsexamensarbeit und holen Feedback von den Schulen ein, die bereits Spielexemplare von uns erhalten haben.
Ob die Schulen am Ende Veränderungen an ihrer Verpflegungssituation vornehmen, bleibt am Ende stark abhängig von der Veränderungsbereitschaft und Motivation der Entscheider wie den Trägern, Schulleitungen, Caterern. Wir wollen mit Vision Mensa das nötige Handwerkszeug für einen schwungvollen, partizipativen Start anbieten. Und da Nachhaltigkeitsaspekte einbezogen werden, können mit Vision Mensa nicht nur Bildungsziele erreicht werden, sondern auch ein Beitrag zur BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung – geleistet werden.
„Sächsische Schulen, die mit oder ohne Vision Mensa© in den Qualitätsentwicklungsprozess gehen wollen und weitere Unterstützung möchten, können sich gerne an die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in Sachsen wenden.“
Wiebke Helmcke
Wer kann Vision Mensa© nutzen? Welche Voraussetzungen müssen für die Nutzung gegeben sein?
Vision Mensa© kann von Gymnasien und Oberschulen/Realschulen ab Klasse 8 genutzt werden. Denkbar wäre auch der Einsatz in Berufsschulen.
Für das Brettspiel ist zu beachten, dass man für eine Klasse mehrere Spielexemplare benötigt, denn es können maximal acht Schüler an einem Spielbrett spielen. Weiterhin werden Schreibmaterialien, ein digitales Endgerät, idealerweise ein Tablet mit QR-Code-Scanner und Internet benötigt, denn das Spiel enthält 45 digitale Spielelemente.
Für die Zukunftswerkstätten empfehlen wir Moderationsmaterialien, aber dies kann man entscheiden, wenn klar ist, mit welchen Methoden die Werkstatt gestaltet wird.
Zukünftig werden wir das Spiel verkaufen, der Preis für ein Spiel wird vermutlich bei ca. 70 Euro liegen. Vorerst bieten wir eine kostenfreie Ausleihe an. In den Vernetzungsstellen Schleswig-Holstein, Hamburg und Rheinland-Pfalz steht ebenfalls jeweils ein Klassensatz von vier Spielen zur Ausleihe bereit. Die Handreichung und Druckvorlagen für Lehrkräfte stehen schon jetzt online für alle kostenfrei zu Verfügung.
Inwiefern begleiten Sie Schulen bei der Durchführung und geben Handlungsempfehlungen?
Alle Infos zur Umsetzung sind in der Handreichung zu lesen, sie steht zum Download auf unserer Website bereit.
Sächsische Schulen, die mit oder ohne Vision Mensa in den Qualitätsentwicklungsprozess gehen wollen und weitere Unterstützung möchten, können sich gerne an die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in Sachsen wenden. Andere Schulen wenden sich an die Vernetzungsstellen in den jeweiligen Bundesländern an. Eine Übersicht findet sich hier.
Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: B&L MedienGesellschaft