Hinter Alrighty Caretrade Coffee in München stehen Volker Meyer-Lücke, Daniel Rizzotti und Sebastian Kroth, die gemeinsam mit Schirmherrin und Umweltaktivistin Jane Goodall sowie Gesellschafter Manuel Neuer versuchen, ein neues Bewusstsein für Qualität, für den Ursprung des Kaffees und für die Menschen, die dahinterstehen, zu schaffen.
Volker Meyer-Lücke hat 35 Jahre Erfahrung im Kaffeehandel – von seinen Anfängen bei den Gebrüdern Westhoff bis zuletzt im Top-Management von Dallmayr, wo auch Daniel Rizzotti 20 Jahre lang als Marketingleiter tätig war. In einer Branche, die vor allem im Einzelhandel von Preis und Masse angetrieben wird, versuchen die beiden einen anderen Weg einzuschlagen. „Wir wollen Dinge machen, die es so noch nicht gibt“, erklärt Volker Meyer-Lücke mit einer Überzeugung, die aus seiner langjährigen Leidenschaft für das braune Gold spricht. „Mich hat das Produkt Kaffee von Beginn an fasziniert, das Handwerkliche dabei“, schwärmt er. „Für mich ist das jetzt also back to the roots. Man röstet und erlebt wie sich das Produkt entwickelt.“
Alrighty im hippen Werksviertel
So ist die Rösterei auch ein Eventraum, ein Ort des Austauschs und der Bildung. Hier wird das Ziel verfolgt, den Konsumenten das komplexe Thema Kaffee näherzubringen – vom Anbau bis zur Tasse. „Wir wollen zum Beispiel Kaffeereisen zu den Kaffeebauern bieten, damit die Leute verstehen, was alles passieren muss, bevor ein qualitativ guter Kaffee in einem Regal steht“, erklärt Volker Meyer-Lücke.
Das Produktportfolio umfasst vier Houseblends mit Sorten wie Espresso, Filterkaffee, Crema und Decaf. Zudem bietet Alrighty wechselnde Single-Origin Projektkaffees an, die von ausgewählten Farmen bezogen werden. Diese werden nicht nur hier in drei ressourcenschonenden E-Röstern mit grünem Strom geröstet, sondern auch in einer Partnerrösterei in Norddeutschland. „Wir denken daher durchaus größer, um auch einen möglichst großen Impact zu erzielen“, erklären Daniel Rizzotti und Volker Meyer-Lücke.
Noch ist die Rösterei inklusive Coffeeshop innerhalb des Werkviertel-Areals etwas „ab vom Schuss“, dennoch sind die Betreiber jetzt schon mit dem Gästeaufkommen sehr zufrieden. Dazu kommt, dass hier Unternehmen wie Wacker oder KPMG ihre Büros beziehen und auch im neuen Werk1.4 zahlreiche Start-Ups einziehen werden sowie viele Events geplant sind.
Weiblich, jung, afrikanisch
Das Thema Nachhaltigkeit liegt den Gründern sehr am Herzen, wobei sie weniger von Fairtrade & Co. sprechen, sondern eher dem Responsible Sourcing Prinzip folgen. Sie verfolgen zum Beispiel die Idee einer „partizipativen Landwirtschaft“ des Kaffees, zu dem die Studienreisen in Kaffeeursprungsländer gehören, um das Verständnis für den Kaffeeanbau zu fördern. Sie legen Wert auf Vielfalt und Gerechtigkeit in der Kaffeeproduktion und unterstützen gezielt Frauen in Führungsrollen auf Kaffeeplantagen und die jüngere Generation von Kaffeefarmern.
„Es gibt eine zu große Konzentration auf die Top Erzeuger Brasilien und Vietnam. Und auch wenn es dort gute Kaffees gibt, ist es trotzdem eine Disbalance“, ist Volker Meyer-Lücke überzeugt. Deswegen versuchen sie, zum Beispiel afrikanische Kaffeebauern zu unterstützen.
Durch seine Arbeit bei Dallmayr, das schon immer eine enge Beziehung zu Äthiopien und den Kaffeebauern dort pflegte, lernte er das afrikanische Land lieben und engagierte sich damals schon, zusammen mit Karlheinz Böhms Stiftung Menschen für Menschen. Gemeinsam mit der NGO hat Alrighty nun ein Aufforstungsprojekt in Äthiopien ins Leben gerufen, welches einen integrierten Ansatz verfolgt, mit dem die Bevölkerung vor Ort eingebunden wird. Damit wird nicht nur der eigene CO2-Verbrauch kompensiert, es entsteht darüber hinaus ein Beitrag zum Klimaschutz.
Mutig und laut
Alrighty ist mehr als eine lokale Mikrorösterei. Mit Jane Goodall als Schirmherrin und einem bewussten Branding, das sich an ein internationales Publikum richtet, strebt das Unternehmen nach globaler Reichweite. „Alrighty war bewusst in Englisch gedacht, weil wir uns langfristig als internationalen Player sehen“, so Volker Meyer-Lücke über die Namensgebung.
Der Anspruch von Alrighty ist es, nicht in der Masse unterzugehen. „Wir wollen frecher sein, mutiger sein, lauter sein“, erklärt Daniel Rizzotti und unterstreicht damit die progressive Einstellung des Unternehmens. „Die Frage der Haltung war immer ganz oben“, betont er. „Um da wirklich was voranzubringen, muss man das selber machen“, erklärt er den Antrieb, eine eigene Kaffeemarke zu gründen. „Im Münchner Werksviertel ziehen zahlreiche nachhaltige Unternehmen ein, die zeigen, wie es in Zukunft funktionieren könnte. Jeden Tag die Welt ein Stück besser machen, wie das Jane Goodall eindringlich sagt. Und hier im Werksviertel ist Nachhaltigkeit ganz oben“, erklärt er weiterhin, warum die Alrighty-Philosophie gut dazu passt.
Mehr Wertschätzung
„Wir sind definitiv Unternehmer. Und ein Unternehmen muss man auch für die nächsten Jahre aufstellen“, weiß Daniel Rizzotti. Ihre unternehmerische Reise ist geprägt von dem Wunsch, Veränderungen herbeizuführen und die Kaffeekultur nachhaltig zu gestalten. Deswegen sei Marketing ebenfalls wichtig. „Wir haben eine sehr coole Location hier geschaffen, die zum Beispiel von Influencern für ihre Storys und Reels genutzt wird“, erklärt der Marketingexperte.
Auch Gastronomen und Hoteliers sind wichtige Botschafter der Marke. So wird der Alrighty Kaffee über eine Partnerschaft mit Feinkost Käfer im Gut Kaltenbrunn, dem Deutschen Theater und der Bayerischen Staatsoper München ausgeschenkt, darüber hinaus in der Community Kitchen, im Ayinger Bräustüberl und im Restaurant Fischer am Ammersee. Hier war der Betreiber sofort von der Qualität und vom Projekt im Allgemeinen überzeugt und trägt das auch über Social Media weiter. „Wir beraten Hotels und Restaurants auch, wenn sie marketingtechnisch nicht so gut aufgestellt sind“, erklärt Daniel Rizzotti. „Wir sind mit unserem Kaffee dann auch nur ein Puzzleteil in ihrer Nachhaltigkeits-Strategie, aber wir unterstützen uns da gegenseitig – dazu gehören Social Media und Events.“
Das Bewusstsein für nachhaltigen Kaffee sowie die Wertschätzung für das Produkt sind gewachsen. „Das ist aber immer noch sehr in der Nische“, weiß Volker Meyer-Lücke. „Wir wollen versuchen, dieses Thema aus der Nische rauszuholen und Qualitäten und Nachhaltigkeit einer breiteren Masse zugänglich zu machen.“
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Mit dem neu aufgelegten New Food Festival Stuttgart findet von Mittwoch, 28. Februar bis Freitag, 1. März 2024 die bisher als „Food Startup Summit“ bekannte Start-up-Konferenz und -Messe des Verbandes Crowdfoods erstmals in Stuttgart statt. Mehr dazu hier.
Quelle: Michael Teodorescu