Das Thema Integration bestimmt seit Monaten die innenpolitischen Debatten in Deutschland. Erfolgreiche Integration ist jedoch vielschichtig und begrenzt sich arbeitsmarktpolitisch nicht nur auf Migranten und Flรผchtlinge, sondern ist auch fรผr die Gruppe junger Menschen ohne Berufsabschluss besonders relevant. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts fรผr Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG).
Die Wissenschaftler zeigen auf, dass die Gastwelt der โIntegrationsmotorโ in Deutschland ist: Die 250.000 Betriebe des Dienstleistungssektors bringen nicht nur Migranten schnell und niederschwellig in Lohn und Brot, sondern ermรถglichen auch geringqualifizierten jungen Menschen die Mรถglichkeit, einen dauerhaften Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen. Und bei ihnen handelt es sich keineswegs um eine Randgruppe: Sage und schreibe jeder fรผnfte junge Erwachsene zรคhlt dazu.
Potenzial nutzen
Hierzulande gibt es knapp drei Millionen Ungelernte zwischen 20 und 35 Jahren, Tendenz steigend. 2018 machten sie noch weniger als 15 % ihrer Altersjahrgรคnge aus, 2022 bereits รผber 19 %, wie aus dem Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums fรผr Bildung und Forschung hervorgeht. โDas bedeutet, dass die Gruppe der ungelernten jungen Menschen lรคngst ein immenses Potenzial fรผr unseren Arbeitsmarkt darstellt. Ein Schatz, der darauf wartet, gehoben zu werdenโ, so die Aussage von DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge.
Voraussetzung sei, dass die neue Bundesregierung fรผr diese quantitativ sehr groรe Gruppe neue und breitangelegte Fรถrdermaรnahmen einleite, um dem konjunkturschรคdlichen Arbeitskrรคftemangel entgegenzuwirken und den betreffenden Menschen positive Zukunftsaussichten zu geben. Immerhin ist derzeit jeder Zehnte unter 25 Jahren ohne Job.
Dass die Bundesrepublik im Zuge des demografischen Wandels gut qualifizierte Arbeitskrรคfte benรถtigt, ist unstrittig: Die Personallรผcken, die sich in allen Wirtschaftszweigen mit dem Rรผckzug der geburtenstarken Jahrgรคnge mehr und mehr auftun, gefรคhrden langfristig Wertschรถpfung und Steuereinnahmen. Aufgrund der Tatsache, dass laut Bundesagentur fรผr Arbeit (BA) jรคhrlich mehr als 400.000 Personen einreisen mรผssten, um den Fach- und Arbeitskrรคftemangel national zu kompensieren und die Wirtschaft insgesamt am Laufen zu halten, kann auf diese drei Millionen Ungelernten unter 35 auf keinen Fall weiter verzichten werden, so die Studie.
Geringqualifizierte sind bereits da
Geringqualifizierte junge Menschen haben gegenรผber Migranten einen unรผbersehbaren Vorteil: Sie sind bereits im Land. โDie gezielte Aus- und Weiterbildung von geringqualifizierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen bietet erhebliches Potenzial, um den Arbeits- und Fachkrรคftemangel in Deutschland effektiv zu mildernโ, sagt Professorin Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Forschungsbereichs โStadtsystem-Gestaltungโ am Fraunhofer IAO und verantwortlich fรผr die Studie โIntegrationsmotor Gastweltโ. โGelingt es uns, einen Groรteil dieser Gruppe zeitnah zu qualifizieren und dauerhaft in Arbeit zu bringen, ist das ein unschรคtzbarer Beitrag, um unsere umlagefinanzierten Sozialsysteme und die Lohnnebenkosten zu stabilisieren.โ
Doch diese Mรถglichkeiten wรผrden bislang nicht richtig ausgeschรถpft, da berufliche Weiterbildung und die Schaffung von Ausbildungsplรคtzen bis dato unzureichend gefรถrdert werden. โDas muss nun eine vordringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung werdenโ, unterstreicht DZG-Sprecher Dr. Marcel Klinge.
Gleichwohl braucht es eine gezielte Aus- und Weiterbildung fรผr geringqualifizierter Menschen. Den Grund macht eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung anschaulich: Sie sagt aus, dass vor allem die hohen Kosten ein entscheidender Faktor sind, weshalb Geringqualifizierte kaum Weiterbildungen in Anspruch nehmen. Zudem fehlt es ihnen vielfach an Informationen รผber mรถgliche Angebote.
Hรถhere staatliche Investitionen in Bildung, Ausbildung, Training und Weiterqualifizierung kรถnnten also zum โGame-Changerโ werden, um Menschen unter 35 ohne Abschluss erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren โ mit vielen finanziellen Vorteilen fรผr den Steuerzahler. Solange diese Fรถrderung aber zu kurz komme, stรผnden viele geringqualifizierte Junge, die in der Regel รผber ein geringes Einkommen verfรผgen, vor einer unรผberwindlichen strukturellen Barriere.
Gastwelt-Unterstรผtzung verspricht schnelle Investitionserfolge
Angesichts von derzeit รผber 100.000 Arbeitskrรคften, die allein in der Gastwelt fehlen, sei durchaus Eile geboten. So geht das Fraunhofer IAO davon aus, dass sich die Arbeitskrรคftelรผcke bis Anfang der 2030er-Jahre auf bis zu 600.000 fehlende Beschรคftigen erhรถhen wird. Wissenschaftlerin Vanessa Borkmann plรคdiert daher dafรผr, bei der Implementierung von Integrations- und Weiterbildungsprogrammen sowie der Ausbildung Ungelernter konsequent auf die Gastwelt zu setzen. โAuch hier fungiert der Dienstleistungssektor als effektiver Integrationsmotor.โ
Zusรคtzliche staatliche Investitionen in diesen Bereichen sollten sich indes schnell auszahlen. Was daran liegt, dass knapp ein Viertel der aktuell offenen Stellen der Gastwelt โohne Weiteresโ in einem ersten Schritt durch geringqualifizierte Personen besetzt werden kรถnnen. Damit wรคre indirekt auch strauchelnden Betrieben geholfen, durch neues Personal ihr Geschรคft zu stabilisieren. Das unterstreicht auch eine Umfrage unter 750 Entscheidern, die das Fraunhofer IAO im Zuge seiner Studie โIntegrationsmotor Gastweltโ vorgenommen hat: Hier stuften deutlich mehr als die Hรคlfte der befragten Fรผhrungskrรคfte die Integration Geringqualifizierter fรผr den betrieblichen Erfolg als โsehr wichtigโ oder โwichtigโ ein.
Quelle: Fraunhofer-Institut fรผr Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, DZG
Hinweis: Die Studie โIntegrationsmotor Gastweltโ umfasst inhaltlich zwei Teile: Teil I wurde im November 2024 vorgestellt und zeigt auf, wie Menschen aus dem Ausland durch die Gastwelt in den Arbeitsmarkt schnell und unkompliziert integriert werden kรถnnten. Teil II mit dem Fokus auf die Integration von Menschen ohne Berufsabschluss unter 35 Jahren wird nun im Mรคrz 2025 prรคsentiert.

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