Produzenten und Anbieter von Milchprodukten führen immer häufiger auch pflanzliche Pendants zu Kuhmilch, Käse, Joghurt und Co. – verschiebt sich der Stellenwert klassischer Molkereiprodukte mehr hin in Richtung den Plantbased-Varianten? Wir haben bei vier Experten nachgefragt.
Claus Naarmann, Geschäftsführer, Privatmolkerei Naarmann:
„Die Produktentwicklung von veganen Produkten macht einen überproportionalen Anteil aus, da konventionelle Milchprodukte bereits etabliert und erfolgreich sind.“
Claus Naarmann, Geschäftsführer, Privatmolkerei Naarmann
Herr Naarmann, seit wann bieten Sie pflanzliche Alternativen zu gängigen Milchprodukten für den Außer-Haus-Markt an?
Seit 1903 produzieren wir, die Privatmolkerei Naarmann, hochwertige und haltbare Milchprodukte für Großverbraucher und Industriekunden. Im Jahr 2021 haben wir unser Sortiment um vegane Alternativen erweitert – mit den ersten drei Produkten unserer inzwischen sehr umfangreichen We love Plants-Range:
- We love Plants-Haferdrink – die pflanzliche Alternative zu Milch und Barista-Milch,
- We love Plants-Sour Creme – die pflanzliche Alternative zu Schmand und
- We love Plants-Kochcreme – die pflanzliche Alternative zu Küchensahne.
Was war für Sie ausschlaggebend, pflanzliche Produkte einzuführen?
Immer mehr Gastronomen waren auf der Suche nach hochwertigen, vielseitig einsetzbaren veganen Produkten, um der steigenden Nachfrage nach pflanzenbasierten, leckeren Gerichten gerecht zu werden und um ihre Gäste mit kreativ-pflanzlicher Küche zu begeistern. Mit unseren ersten drei veganen We love Plants-Produkten haben wir eine Lösung geschaffen, die speziell auf die Bedürfnisse von Profiköchen, Gastronomiebetrieben, Kantinen und Großverbrauchern zugeschnitten ist. Sie ermöglichen einen unkomplizierten Austausch klassischer Milchprodukte – ohne Kompromisse bei Geschmack oder Funktionalität. Damit bieten wir nicht nur eine zeitgemäße Antwort auf die wachsende Nachfrage nach veganer Ernährung, sondern sprechen auch die stetig wachsende Gruppe der Flexitarier an.
Warum haben Sie sich für Hafer als Basis entschieden?
Hafer war für uns die erste Wahl. Als hochwertiger Rohstoff aus Deutschland und europäischen Nachbarländern erfüllt er höchste Qualitätsstandards und überzeugt durch seinen milden, natürlichen Geschmack. Die klimafreundliche Herstellung und die kurzen Transportwege machen ihn zu einer idealen Zutat für die moderne und nachhaltige Küche.
Wie viele verschiedene pflanzliche Produkte sind mittlerweile in Ihrem Sortiment?
Aktuell umfasst die Range elf verschiedene vegane, glutenfreie Produkte, die teilweise auch in unterschiedlichen, bedarfsgerechten Gebindegrößen erhältlich sind. Insbesondere die We love Plants-Vanille Sauce, die servierfertigen Puddings im 5-kg-Eimer sowie HaYo, unsere Joghurtalternative, ermöglichen der Gemeinschaftsverpflegung die schnelle und unkomplizierte Zubereitung leckerer Desserts für unterschiedliche Geschmäcker. Dank ihrer ungekühlten Haltbarkeit vereinfachen die We love Plants-Produkte zudem die Lagerhaltung erheblich.
Der Anteil veganer Produkte im Vergleich zu unserem klassischen Milchsortiment liegt derzeit bei unter zehn Prozent.
Welchen Stellenwert nehmen pflanzliche Produkte schon heute in Ihrer Produktentwicklung ein?
Die Entwicklung von veganen Produkten macht einen überproportionalen Anteil aus, da konventionelle Milchprodukte bereits etabliert und erfolgreich sind. Bei veganen Artikeln ist noch mehr Entwicklungspotenzial vorhanden, allerdings können weiterhin alle Artikel in ihrer Rezeptur optimiert werden.
Nina Rempe, Head of Marketing Food-Service, Milram Food-Service:
„Bei der Rohstoffwahl setzen wir auf passgenaue Lösungen: Hafer für süße Produkte, Ackerbohne für neutrale Anwendungen.“
Nina Rempe, Head of Marketing Food-Service, Milram Food-Service
Frau Rempe, welches war das erste pflanzliche „Milchprodukt“, das Sie eingeführt haben?
Mit dem Launch unseres ersten pflanzlichen Produkts im Jahr 2022, einem Schoko-Desserts auf Haferbasis, haben wir frühzeitig auf die steigende Nachfrage im Außer-Haus-Markt reagiert. Die schnelle Anpassung der Gebindegröße zeigt, wie konsequent wir unsere Produktentwicklung bei Milram Food-Service an die Anforderungen professioneller Küchen ausrichten.
Was war für Sie ausschlaggebend, pflanzliche Produkte einzuführen? Welche Rohstoffe setzen Sie dafür ein?
Unsere Strategie im Foodservice-Segment ist klar: Wir bieten pflanzliche Alternativen, die sich funktional und geschmacklich nahtlos in bestehende Küchenprozesse integrieren lassen.
Ein Beispiel dafür ist unsere pflanzliche Schmand-Alternative auf Basis der Ackerbohne – vielseitig einsetzbar in herzhaften wie süßen Anwendungen und ideal für die Großverpflegung.
Bei der Rohstoffwahl setzen wir auf passgenaue Lösungen: Hafer für süße Produkte, Ackerbohne für neutrale Anwendungen. So schaffen wir ein Sortiment, das sich an den praktischen Anforderungen der Profiküche orientiert.
Wie hoch ist der Anteil pflanzlicher Produkte aktuell am Gesamtsortiment?
Aktuell umfasst unser pflanzliches Portfolio vier Produkte. Als Molkereigenossenschaft mit starker Milchkompetenz erweitern wir unser Angebot gezielt, um unsere Position im Außer-Haus-Markt weiter auszubauen.
Anja Voigt, Leitung Marketing, Frischli Milchwerke:
„Wir wachsen mit dem Markt und sind überzeugt, dass sich der prozentuale Anteil mehr und mehr zugunsten der Plant-based-Produkte verschieben wird.“
Anja Voigt, Leitung Marketing, Frischli Milchwerke
Frau Voigt, seit wann bieten Sie pflanzliche Alternativen an?
Als zukunftsorientiertes und innovatives Unternehmen hat Frischli im Herbst 2021 für Kunden aus der Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie erstmals ein 100 Prozent pflanzliches Produktsortiment auf den Markt gebracht. Zeitgleich wurden verschiedene Milchalternativen und Desserts gelauncht.
Was war für Sie ausschlaggebend, pflanzliche Produkte einzuführen?
Eine nachhaltige Unternehmensführung gehört für uns als Familienunternehmen in vierter Generation ganz selbstverständlich zur Unternehmenskultur. Alle Prozesse werden über lange Zeiträume betrachtet und geplant mit dem Ziel, auch zukünftigen Generationen ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge zu übergeben. Vor diesem Hintergrund war es uns ein wichtiges Anliegen, unser Angebot um eine rein pflanzliche Produktlinie zu erweitern und Profiköchen Lösungen zu bieten, wie sie den Anteil an pflanzenbasierten Lebensmitteln im Speiseplan erhöhen können.
Ob aus Gründen der Nachhaltigkeit, weil Gäste Milchprodukte nicht vertragen, sie diese nicht verzehren möchten oder weil sie gerne Neues ausprobieren – die Nachfrage nach einer Plant-based-Küche in der Gemeinschaftsverpflegung ist ungebrochen. Diese Ernährungsweise folgt auch dem globalen Konzept der EAT-Lancet-Kommission, das weitgehend den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht. Unter dem griffigen Schlagwort „Planetary Health Diet“ wird in diesem Konzept aufzeigt, wie eng gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit zusammenhängen. Schließlich profitiert von einer größtenteils pflanzlichen Ernährung, die Milch und Milchprodukte mit einem Anteil von durchschnittlich 250 Gramm pro Tag nicht ausschließt, nicht nur jeder Einzelne, sondern auch der Planet, da die Umwelt geschont wird. Unser Ziel ist, mit einer Range an pflanzlichen Milchalternativen und Desserts unseren Kunden in allen Segmenten des Foodservice Produktlösungen in dem stark nachgefragten pflanzlichen Segment zu bieten – und zwar in der Qualität, die sie von uns gewohnt sind.
Warum haben Sie sich für Hafer als Basis entschieden?
Unser langjähriges Know-how im Bereich von Molkereiprodukten können wir nutzen, um hochwertige und schmackhafte Produkte auf rein pflanzlicher Basis auf den Markt zu bringen. Unser Fokus liegt dabei auf Produkten, die wie herkömmliche Molkereiprodukte eingesetzt werden können und kein Umdenken beim Handling in der Profiküche erfordern. Ob Bio Haferdrink, die Naturjoghurtalternative Hafer Natur oder die Bio Hafer Kochcreme – dies sind wichtige Basisprodukte von Frischli, die sich vielseitig und unkompliziert einsetzen lassen.
Die Basis unseres pflanzenbasierten Sortiments bildet wertvoller Hafer, denn dieser ist bei Verbrauchern sehr beliebt, schmeckt hervorragend und bietet eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Aus der Überzeugung, dass Hafer die Zukunft gehört und die Plant-based-Produkte weiter an Bedeutung gewinnen werden, haben wir an unserem Hauptsitz in Rehburg-Loccum ein großes Invest getätigt: Gemeinsam mit dem Familienunternehmen Brüggen, dem Experten für Cerealien und die Rohware Hafer, hat Frischli im Dezember 2024 das neue Unternehmen The Oat Factory gegründet. In der neuen Plant-based-Produktion wird die Base für alle Haferprodukte hergestellt, u. a. Hafer Drink und Hafer Barista, auch in Bio-Qualität.
Zum Einsatz kommt dabei ein neuartiger Produktionsprozess, der eine besonders hochwertige Qualität der Produkte gewährleistet. Um den gesamten Verarbeitungsprozess von der Rohstoffauswahl bis zur Vermahlung und der eigenen Herstellung der Haferbase unter einem Dach zu kontrollieren, wurde vor Ort extra eine neue Hafermühle gebaut, die kürzlich in Betrieb genommen wurde.
Wie viele verschiedene pflanzliche Produkte sind mittlerweile in Ihrem Sortiment?
Aktuell umfasst unser Plant-based-Sortiment neben wichtigen Basisprodukten, wie dem Allrounder Bio Haferdrink und Bio Hafer Barista, der sich sehr gut in professionellen Kaffeevollautomaten oder mit dem Steamer aufschäumen lässt, auch die Joghurtalternativen Hafer Natur und Hafer Mango-Maracuja, Bio Hafer Kochcreme für die rein pflanzliche Verfeinerung von Suppen und Saucen sowie das Bio Hafer-Dessert Schoko im 5-kg-Gebinde und in der praktischen 85-g-Becherportion.
Wird es in absehbarer Zeit ggf. eine Verschiebung in Ihrem Sortiment hin zu mehr veganen Produkten geben?
Auch wenn wir stolz sind, wie gut wir rund vier Jahre nach dem Launch mit unseren Plant-based-Produkten aufgestellt sind, nehmen diese im Vergleich zu unseren herkömmlichen Milchprodukten aktuell nur einen kleinen Prozentsatz ein. Doch wir wachsen mit dem Markt und sind überzeugt, dass sich der prozentuale Anteil mehr und mehr zugunsten der Plant-based-Produkte verschieben wird. Schließlich verzehren nicht nur vegan lebende Menschen Milchalternativen, sondern auch Flexitarier.
Das innovative Sortiment aus 100 Prozent pflanzlichen Inhaltsstoffen rundet unser klassisches Sortiment perfekt ab und beide Segmente ergänzen sich sehr gut.
Bei der Neuentwicklung der pflanzlichen Range besteht die Herausforderung darin, ähnliche Produkte aus sehr unterschiedlichen Rohstoffen herzustellen. Aus Hafer bzw. Milch gut schmeckende, funktionierende Produkte zu entwickeln, ist eine Herausforderung, die besonderes Produkt- und Verfahrens-Know-how erfordern. Beides hat sich das Entwicklungsteam in den letzten Jahren erarbeitet.
Sebastian Weintritt, Leiter Foodservice & QSR, Alpenhain Käsespezialitäten:
„Die Mischung aus pflanzlichen Fetten und hochwertigem Ackerbohnenprotein sorgt für eine angenehm cremige Konsistenz und liefert wertvolles Eiweiß.“
Sebastian Weintritt, Leitung Foodservice & QSR, Alpenhain Käsespezialitäten
Herr Weintritt, welchen Grund gab es, mit dem Opflanzda ein pflanzliches Produkt einzuführen?
Als Marktführer für den Original Obazda seit über 30 Jahren war es uns wichtig, eine Alternative zu entwickeln, die geschmacklich überzeugt und gleichzeitig den steigenden Ansprüchen an eine nachhaltige Ernährung gerecht wird. Immer mehr Verbraucher wünschen sich pflanzliche Optionen, ohne dabei auf den vertrauten Geschmack klassischer Brotzeitprodukte verzichten zu müssen. Mit dem Opflanzda möchten wir diesen Bedürfnissen gerecht werden und die bayerische Genusskultur für alle zugänglich machen.
Welcher Rohstoff kommt bei Ihnen für den pflanzlichen Opflanzda zum Einsatz?
Für den Opflanzda setzen wir auf rein pflanzliche Zutaten. Die Basis bildet eine sorgfältig abgestimmte Mischung aus pflanzlichen Fetten und hochwertigem Ackerbohnenprotein. Diese Kombination sorgt für eine angenehm cremige Konsistenz und liefert wertvolles Eiweiß. Abgerundet wird das Rezept durch die Original Obazda-Gewürze und weitere natürliche Zutaten, die dem Aufstrich seinen authentischen Geschmack verleihen – ganz ohne tierische Bestandteile.
Wie wird die vegane Variante im Vergleich zum klassischen Obazda nachgefragt?
Natürlich erreicht der Opflanzda noch nicht die Nachfrage unseres Alpenhain-Klassikers, des Original Obazda. Dennoch beobachten wir ein stetig wachsendes Interesse an der pflanzlichen Alternative.
Besonders erfreulich ist, dass der Opflanzda bereits auf dem Oktoberfest als vegane Option angeboten wurde und immer mehr Fans gewinnt. Die Nachfrage kommt aus unterschiedlichen Bereichen: von der klassischen Gastronomie über Caterer und Betriebsrestaurants bis hin zu Bäckereien, die die Backstabilität des Produkts schätzen. Auch nationale Einrichtungen wie die Studierendenwerke zeigen großes Interesse. Wir sehen, dass vegane Alternativen immer gefragter werden und möchten unseren Kunden eine geschmackvolle Option bieten.
Wollen Sie weitere pflanzliche Produkte/Alternativen zu klassischen Milchprodukten aus dem Alpenhain-Sortiment entwickeln?
Die Entwicklung weiterer pflanzlicher Alternativen hängt maßgeblich von der Akzeptanz bei unseren Kunden ab. Unsere Käsespezialitäten werden jedoch weiterhin den Großteil unseres Sortiments ausmachen.
Als innovatives Unternehmen beobachten wir kontinuierlich die Entwicklungen und Trends im Markt. Wir investieren laufend in Forschung und Entwicklung, um unser Sortiment zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Wichtig ist für uns dabei stets: Wir bringen nur Produkte auf den Markt, die unseren hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden.
Quelle: B&L MedienGesellschaft