Seit mehr als 55 Jahren engagiert sich die Lebenshilfe im Kreis Heinsberg für eine vielfältige Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung. Rund 1.200 Menschen werden in Werkstätten, aber auch in gastronomischen Betrieben unter dem Motto „Gemeinsam arbeiten in Vielfalt“ begleitet, gefördert und ihnen so Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht. Zum gastronomischen Bereich der Lebenshilfe Heinsberg, in dem mehr als 100 Mitarbeiter mit und ohne Behinderung angestellt sind, gehören neben drei Großküchen und einer Konditorei auch drei inklusive Cafés.
Räume der Begegnung
Mit der Eröffnung des ersten Cafés 2007, dem Café der Begegnung, unter dem Dach der Werkstätten am Standort Heinsberg, öffnete ein Ort der Begegnung und Teilhabe. 2016 folgte das Café Lesbar, angeschlossen an die Werkstätten am Standort Oberbruch, mit dem Zusatz, Literatur und kulturelle Angebote vor allem in leichter Sprache zugänglich zu machen. Im 2014 eröffneten Museumscafé Samocca, in der Innenstadt von Heinsberg gelegen und an das Museum Haus Begas angebunden, stehen u. a. kulturelle Teilhabe und Bildung für alle Menschen im Mittelpunkt. Die Einrichtungen des Cafés der Begegnung sowie des Lesbar wurden in der Schreinerei der Lebenshilfe Werkstätten entworfen. Das Museumscafé gehört zum Samocca Netzwerk, einer sozialen FranchiseIdee des Samariterstifts Aalen, mit deutschlandweit 17 Cafés unterschiedlicher sozialer Träger. Das Café Konzept umfasst die gemeinsame Ausrichtung der Produktion, der Einrichtung sowie die berufliche Bildung von Menschen mit Behinderung im gastronomischen Bereich.
Hier bietet die Lebenshilfe Heinsberg ein besonders breit gefächertes Angebot mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten. „Jeder Mitarbeiter kann sich in den verschiedenen Arbeitsfeldern ausprobieren und weiterentwickeln,“ betont Sebastian Erfurth, Leiter der Großküche und Cafés der Lebenshilfe Werkstätten in Heinsberg. Teamarbeit, Hygiene und die tägliche Bearbeitung von (Groß)Aufträgen unter fachlicher Anleitung stehen in der Großküche und Konditorei im Vordergrund. In den Cafés liegt der Fokus auf Verkauf und Service, sowie der Röstung von Kaffeebohnen.
Vielfalt leben
Menschlich wie kulinarisch wird bei der Lebenshilfe Heinsberg Vielfalt und Fairness gelebt. Das Museumscafé Samocca hat sich dank der sorgfältig ausgewählten Kaffeebohnen und deren schonender Röstung als Rösterei etabliert. Man pflegt den persönlichen Kontakt zu den Kaffeeproduzenten und importiert ausschließlich handgepflückte Bohnen zu fairen Preisen per Direktimport. Zusätzlich unterstützt die Lebenshilfe soziale, kulturelle und ökologische Projekte in den Herkunftsländern.
Für die frisch gerösteten Kaffeespezialitäten werden die Bohnen in traditioneller Trommelröstung verarbeitet. Die Produktion ist mit einer umfangreichen Bildung von Menschen mit Behinderung verbunden. Bildungsangebote reichen von Wissen über Anbau, Umweltschutz und Rohstoffverarbeitung bis hin zur Handwerks vermittlung im Rösten oder von Aufbrüh und Verkostungsmethoden. „Wir befähigen unsere Mitarbeiter auch, ihr Wissen an die Kunden weiterzugeben“, sagt Sebastian Erfurth und ergänzt: „Die Herausforderung sehen wir aber nicht nur in der Röstung, sondern viel mehr darin, neben der eigenen Note in Produktion und Geschmack, auch unsere Philosophie der Teilhabe und Bildung zu leben und den Kunden im Café erlebbar zu machen.“
Im Mittelpunkt des Café-Angebots stehen die Kaffeespezialitäten, die im Café Lesbar und im Café der Begegnung per WMF-Vollautomaten zubereitet werden. Im Samocca sind eine Siebträgermaschine von Kees van der Westen und ein Vollautomat von Cimbali im Einsatz. Eine ausgefallene Getränkeauswahl und Kooperationen mit lokalen Produzenten sowie anderen Lebenshilfen ergänzen das Angebot. Tee gibt es in Bio-Qualität der Marke Teegarten, Bier kommt von einer lokalen Brauerei, Milch von Selfkant-Bauern und inklusiv produzierter Wein von der Partner-Lebenshilfe Bad Dürkheim. Begleitend dazu kocht die Großküche auch für die Cafés täglich wechselnde warme Mahlzeiten.
Eine breite Auswahl an Kuchen und Torten fertigt die angegliederte Konditorei. Snacks und Delis wie Bagel oder Paninis bereitet man vor Ort zu. Eigenproduzierte Feinkost, etwa Liköre, Öle oder Marmeladen, sind u. a. in den Lebenshilfe-Cafés erhältlich und runden das Sortiment ab.
Kaffee, Kultur und Kino
Wer mehr über die Kaffeebohnen, deren Herkunft und Röstung erfahren möchte, kann an regelmäßig stattfindenden Vorführungen und Verkostungen mit fachlicher Begleitung im Museumscafé Samocca teilnehmen. Weiterhin gibt es einen Veranstaltungsservice, auch für externe Events, mit reichhaltigem Buffet und Kaffeespezialitäten etwa für Hochzeiten, einen Kuchen und Tortenservice für Feste und ein umfangreiches To-go-Angebot. Während der Lockdowns war die Konditorei geschlossen und die Kuchen und Torten für das To-go-Geschäft wurden in den Cafés produziert. „Dies gab uns auch die Möglichkeit, zum einen sehr flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren und zum an deren mit unseren Mitarbeitern neue Sachen wie trendige Törtchen oder belgische Waffeln auszuprobieren“, erläutert Sebastian Erfurth. Zudem fokussierte man sich in dieser Zeit auf den Verkauf des Kaffees und weiterer Eigenprodukte, die einen stetigen Zuwachs an Stammkunden verzeichnen.
Das Museumscafé ist auch als kultureller Ort in der Region bekannt. Sobald es die pandemische Lage erlaubt, sollen Ausstellungen, künstlerische Veranstaltungen sowie Programmkino-Abende wieder stattfinden. Sowohl das überregional bekannte 14-tägige Kulturfestival, welches im Sommer auf dem Außengelände veranstaltet wird, als auch das Apfelfest der Großküche mit Speisen und Getränken rund um den Apfel sollen zurückkommen und Gäste, Bewohner und Mitarbeiter der Lebenshilfe Heinsberg wieder zusammenbringen.
Quelle: B&L MedienGesellschaft