Der Azubi-Tag im The Liberty Hotel verlief turbulent, aber am Ende gut.
Quelle: Antje Schimanke

Meerzukunft3 – Azubi-Tag und Austausch in Bremerhaven

Meerzukunft3 – unter diesem Motto haben sich drei Hotels in Bremerhaven zusammengetan. Das The Liberty Hotel, das Atlantic Hotel Sail City und das Im-Jaich Boardinghouse. Bei dem Projekt geht es darum, Azubis noch besser auszubilden, ihnen in verschiedene Häuser Einblick zu geben und sie langfristig für eine Zukunft in der Hotellerie zu begeistern. Dazu gehört auch der Azubi-Tag, an dem sich die Auszubildenden der drei Häuser zusammenschließen und für einen Tag allein das Hotel führen. Die Idee kam von Christian von Rumohr, dem Hoteldirektor des The Liberty. Als er zum Ende der 80er-Jahre im Baseler Hof Hamburg seine Ausbildung begann, erlebte er 1990 dort selbst auch einen Azubi-Tag – eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägte.

Dieses Jahr war der 29. Januar der Stichtag, an dem die Azubis aus den drei Häusern das The Liberty führten. Damit alles reibungslos funktioniert, organisieren sie sich Wochen im Voraus: „Mitte Dezember haben wir uns das erste Mal getroffen, um uns zu besprechen“, erzählt Franziska Eden. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch Auszubildende im Atlantic Hotel Sail City und hat zusammen mit Elizaveta Razzhigaeva aus dem The Liberty am Azubi-Tag die Rolle der Direktorin übernommen. Für das Ehrenamt wurden sie von den anderen Azubis gewählt.

Bei der Organisation unterstützten sie die beiden Azubi-Coaches vom Smile Training. Das pädagogische Smile Training gibt es im Atlantic Hotel seit zehn Jahren. Dieses gehört ebenfalls zum Meerzukunft3-Programm. „Die Treffen mit den Coaches lehren die Azubis Konfliktmanagement, Verantwortung und vor allem Selbstreflexion“, erklärt Rüdiger Magowsky, Hoteldirektor vom Im-Jaich Boardinghouse. Auch am Azubi-Tag selbst standen die beiden Coaches dem Hotel-Nachwuchs zu Seite.

Schock – kein Strom, keine Lieferung

„Der 29. Januar war ein normaler Tag mit regulärem Betrieb“, erzählt Elizaveta Razzhigaeva, dann stockt sie. „Naja, abgesehen davon, dass wir während der Mittagszeit einen Stromausfall hatten und die Essenslieferung nicht planmäßig kam.“ Ob das ein Zufall war oder eher eine kleine Extraherausforderung von Seiten der Hoteldirektoren, bleibt offen. Wie sich herausstellte, war eine Sicherung ausgefallen und die Azubis mussten den Stromkasten suchen. „Da waren wir nervös. Immerhin war nur ein Drittel der Azubis aus dem The Liberty, die anderen kamen ja aus dem Atlantic Hotel Sail City und dem Im-Jaich Boardinghouse. Sie kannten sich nicht aus.“ Trotzdem bekamen die Azubis die Situation schnell in den Griff, denn bei der Planung hatten sie auch ein Technikteam aufgestellt, das sofort reagierte und den Sicherungskasten fand.

Wenn die Essenslieferung faxen macht, muss man als „Direktorin“ mit anpacken. (Quelle: Antje Schimanke)

Doch wie reagierten die Gäste? „Obwohl der Azubi-Tag offiziell ausgeschrieben war, ist fast niemandem etwas aufgefallen“, erzählt Franziska Eden. Der Hotel-Nachwuchs trat professionell auf und die Gäste akzeptierten das Azubi-Team als vollwertiges Fachpersonal. „Wir haben anonyme Feedbackbögen ausgelegt, in denen die Gäste uns eine Rückmeldung geben konnten. Das Feedback war durchweg positiv“, sagt Franziska Eden. Am Abend kamen dann auch die Hoteldirektoren Christian von Rumohr (The Liberty), Tim Oberdieck (Atlantic Hotel Sail City) und Rüdiger Magowsky (Im-Jaich Boardinghouse) auf ein Bier vorbei und beobachteten, wie ihr Azubi-Nachwuchs sich schlug. „Ich hatte mich tagsüber in einem Zimmer versteckt und abgewartet. Aber am Abend wurde ich dann neugierig und musste nachsehen“, sagt Christian von Rumohr. „Vielleicht wären wir besser unsichtbar geblieben“, ergänzt Tim Oberdieck. „Es bleibt ja nicht unbemerkt, wenn der Chef plötzlich auftaucht. Wir wollten eigentlich keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“

Am Azubi-Tag lernt jeder Verantwortung

Wie lautet nun das Resümee nach all der Aufregung? „Wir fanden es großartig“, stimmten Franziska Eden und Elizaveta Razzhigaeva überein. Sie haben gelernt, sich als Team selbstverantwortlich zu organisieren. Für ihre Zukunft gibt ihnen das Selbstvertrauen. Auch ihre Vorgesetzten verstehen sie nun besser: „Man muss einmal erlebt haben, was es bedeutet, Chef zu sein“, sagt Franziska Eden. „Angestellte geben ja gerne ihren Vorgesetzten die Schuld, wenn Dinge nicht optimal laufen. Aber wenn man selbst erlebt hat, wie schwer es ist, die Verantwortung für ein Projekt zu tragen und den Druck auszuhalten, dann hat man mehr Respekt davor.“

(Quelle: Antje Schimanke)

„Die ersten beruflichen Lehrherren prägen junge Menschen stark. Wenn man seine Rolle nicht gut ausfüllt, ist der Nachwuchs für die Branche schnell verloren.“

Christian von Rumohr

Auch die drei Direktoren waren begeistert. Christian von Rumohr resümierte: „Unser oberstes Ziel ist es, junge Menschen für die Hotellerie zu begeistern und Auszubildende in der Branche zu halten. Viele Hoteliers monieren, dass ihnen die Fachkräfte weglaufen. Wir möchten etwas dagegen tun, indem wir den Azubis Einblick in verschiedene Häuser und Führungsstile geben.“

Aber nicht nur zum Azubi-Tag kommen die Auszubildenden in ein fremdes Haus. Das Programm Meerzukunft3 sieht vor, dass die Azubis mehrere Wochen im Jahr in einem der Partnerhotels am Hafen verbringen. So lernen sie ganz unterschiedliche Konzepte kennen: Während das Atlantic Hotel Sail City sehr groß und auf Veranstaltungen mit mehreren Hundert Personen ausgelegt ist, sind die anderen beiden Häuser kleiner. Das Im-Jaich Boardinghouse ist ein Sporthotel für Segler und das The Liberty ist ein Individualhotel der gehobenen Klasse mit einem Fine Dining-Restaurant. Gemeinsam ist den drei Hotels die Lage am Hafen in räumlicher Nähe zueinander. Das erleichtert den Austausch und die Partnerschaft. Nächstes Jahr findet der Azubi-Tag im Im-Jaich statt – und alle freuen sich schon darauf.

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Trendradar

Im Trendradar von Hanni Rützler, geht diese auf die unterschiedlichen Trends aus der Gastronomie ein und stellt die These auf, dass man mittels Analyse dieses Wissens aus der Krisenstimmung in der deutschen Gastronomieszene herausfinden kann. Mehr dazu hier.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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