Ein Geburtstag ist alljรคhrlich eine passende Gelegenheit, um ein Resรผmee รผber Vergangenes zu ziehen – aber auch, um sich Gedanken รผber die Zukunft zu machen. Daher nahm die first class-Redaktion ihr 40-jรคhriges Jubilรคum zum Anlass, um einen Blick in die Zukunft der Hotellerie zu werfen und bat die drei Experten Andrew Fordyce, Pierre Nierhaus und Sven Gabor Janszky, ihre Prognosen abzugeben.
In einer wรถchentlichen, jeweils am Donnerstag erscheinenden Serie beantworten die Fachleute je eine Frage, die sich auf kรผnftige Entwicklungen in der Hotelbranche bezieht.



Im zweiten Teil unserer Serie gehen die Experten Sven Gabor Janszky, Pierre Nierhaus und Andrew Fordyce auf die Frage ein, wie sich die Wรผnsche der Gรคste kรผnftig entwickeln werden.
Herr Janszky, Herr Nierhaus, Herr Fordyce: Wie verรคndern sich die Bedรผrfnisse der Gรคste in der Zukunft?
Sven Gabor Janszky: Die Gruppe der Gรคste wird sich polarisieren. Die Einen wollen es fรผr den kleinstmรถglichen Preis nett haben, die Anderen wollen sich verbinden mit Identitรคten, die sie in sich spรผren oder die sie entdecken wollen.
In unserer Studie gibt es die etwas provokante รberschrift โHotels werden Zeitreisen bietenโ. Natรผrlich kann der Mensch nicht in der Zeit reisen, aber in diesem Segment wird es aus unserer Sicht Anbieter geben, die sich auf die Identitรคt einer Zeitepoche spezialisieren. So kann man zum Beispiel in das Berlin der 1920er-Jahre reisen. Es gibt dann eine Art Themenpark fรผr bestimmte Zeitepochen fรผr Menschen, die sich dort wohl fรผhlen.
Ich bin zum Beispiel in den 1980ern mit elektronischer Musik aufgewachsen. Und wenn ich in so ein Zeitreisen-Hotel fahre und dort quasi zwei Wochen in meiner Jugend verbringe, dann fahre ich in ein Hotel, in dem diese Identitรคt vorhanden ist und mit der ich mich verbinden kann. Deshalb buche ich das und andere auch โ es entsteht eine Community. Ich glaube, das Kundenbedรผrfnis, Zeitreisen zu machen und in eine andere Epoche zu reisen, um dort die Musik usw. zu spรผren, wird eines der รผberraschenden neuen Kundenbedรผrfnisse fรผr die nรคchsten Jahre sein.
Pierre Nierhaus: Die Wartetoleranz der Gรคste hat sich deutlich verkรผrzt: Besucher erwarten Flexibilitรคt und buchen spรคter. Sie wรผnschen sich auรerdem eine gastfreundliche Umgebung: Hinderliche Prozesse wie Check-In, Zahlen oder Buchen werden damit komplett digital. Partner aus Netzwerken ergรคnzen eigene Dienstleistungen.
Gรคstegruppen polarisieren zudem mehr: Einige wollen gรผnstig รผbernachten, Andere kommen zum Genieรen. Genieรer-Magnet kann die Hotelgastronomie werden โ oder viel lรคssiger zum Treffpunkt fรผr die Locals. Auch die Zwei- bis Vier-Tage-Reisen nehmen zu, denn das Wochenende findet inzwischen auch wรคhrend der Woche statt.
Andrew Fordyce: Das Preis-/Leistungsverhรคltnis muss mehr als top sein, allerdings mit dem Fokus auf Qualitรคt. Ich bin รผberzeugt, dass der Gast eher geneigt ist, mehr zu zahlen, wenn er dafรผr auch die entsprechende Qualitรคt bekommt.
Er will ein stimmiges Erlebnispaket, das er zwar nicht so oft, aber dann ohne Beanstandung genieรen kann. Gutes Essen ja, aber bitte nicht mit Plastik-Deko vor der Nase, sondern in gepflegtem Design mit frischen Blumendekor. Retro ja, altmodisch nein.
Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!
Weitere Zukunftsaussichten
Wen weitere Prognosen der drei Fachkundigen zu den Aussichten der Branche interessieren, der findet die aufschlussreichen Vorhersagen im Beitrag in der Jubilรคumsausgabe der first class, Ausgabe 12/2022, oder in weiteren Episoden unserer sechsteiligen Online-Serie.
Themen der Beitrรคge:
Teil 1: Kรผnftige Schwerpunkte
Teil 2: Gรคste-Bedรผrfnisse
Teil 3: Trendfelder in der Hotellerie
Teil 4: Umbrรผche in der Branche
Teil 5: Zukunftsmรคrkte
Teil 6: Ratschlรคge an Hoteliers
Quelle: B&L MedienGesellschaft