Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt, ehemals Union der Wirtschaft, lud zu einem Dialogforum zwischen Politik und der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Branche nach Berlin.
Quelle: Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt

Dialogforum zur Zukunft der Gastwelt

Einen inhaltlichen Austausch auf Augenhöhe mit führenden Politikern zu aktuellen Themen der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Industrie zu führen – das war das Anliegen des Dialogforums am 30. März in Berlin.

Denkfabrik Zukunft der Gastwelt lud zum Austausch

Veranstalter war die „Denkfabrik Zukunft der Gastwelt“ (DZG), bis dato auch besser bekannt als „Union der Wirtschaft e.V.“ (UdW). Der Einladung von Präsident Gerhard Bruder und Vorstandsvorsitzendem Dr. Marcel Klinge in die Räume der Deutsche Parlamentarische Gesellschaft in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Bundestag folgten einige Mitglieder des Bundestages sowie zahlreiche Vertreter der verschiedensten Verbände und Vereinigungen der Tourismuswirtschaft, der Gastronomie und der Hotellerie.

Gastwelt zählt zu den Top-3-Wirtschaftsbranchen

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt, ehemals Union der Wirtschaft, lud zu einem Dialogforum zwischen Politik und der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Branche nach Berlin.
Moderator Alexander Aisenbrey (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Anlass für das Dialogforum bildete die Studie „Wirtschaftsfaktor 360°Gastwelt“, die von der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) durchgeführt wurde.
Der Moderator des Dialogforums Alexander Aisenbrey, Vorstand der Denkfabrik, stellte eingangs ausgewählte Ergebnisse der Studie vor:

  • Gastlichkeit ist das verbindende Element der Branche. Daher sollten die Teilsysteme Tourismus, Hospitality, Catering, Gastronomie sowie Food und Non-Food als erweitertes Business-Ökosystem betrachtet werden.
  • Angesichts dieses erweiterten Blicks zählt sie Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Industrie zu den Top-3-Wirtschaftsbranchen in Deutschland, gemessen an:
    • einer Brutto-Wertschöpfung von 355 Milliarden Euro und
    • 4,1 Millionen bzw. laut Berechnungen des World Travel and Tourism Council (WTTC) sogar 5,8 Millionen direkt und indirekt Beschäftigter.

Der Haken: Das bisherige Konzept der Tourismuswirtschaft nimmt keine ganzheitliche Perspektive auf Gastlichkeit ein. Um dem Abhilfe zu schaffen, hat die Denkfabrik sich zum Ziel gesetzt, mit der Politik in Berlin in den Dialog zu treten. Das Thema des ersten Dialogforums lautete: „Resilienz, Mitarbeitergewinnung und Wettbewerbsfähigkeit – welche Antworten hat die Bundespolitik auf Polykrisen?“

Keynote von Jana Schimke: Tourismus als Arbeitgeber

Jana Schimke referierte beim Dialogforum der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt.
Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Tourismus MdB Jana Schimke (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Den Auftakt im bis auf den letzten Platz besetzten Kaisersaal machte die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Tourismus MdB Jana Schimke (CDU). In ihrer Keynote betonte sie, dass der Tourismus entscheidend zum Bild Deutschlands in der Welt beiträgt. Als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor müsse gerade die Lage kleiner und mittlerer Unternehmen im Tourismus nach der Corona-Pandemie im Fokus der Politik stehen. Zudem sei der Fachkräftemangel sehr real. Die Ursachen sieht sie darin, dass zu wenig ausgebildet wird und die betriebswirtschaftliche Ausbildung oftmals nicht ausreiche, wobei die Auszubildenden auch als potenzielle Unternehmer zu begreifen seien.

Ihre Lösungsansätze: Die Politik müsse die Tourismuswirtschaft stärker als bisher als Schlüsselbranche verstehen. Sie bekräftigte, sie sei bereit dies im Ausschuss zu thematisieren – aber: die Branche müsse dafür stärker auf sie zukommen und die Anliegen in konkreten Anforderungen formulieren. Das helfe dies im Parlament zu lancieren. Der Tourismus sei eben eine echte Zukunftsbranche, gerade weil das Gastgewerbe in Deutschland weitgehend klein- bis mittelständisch strukturiert sei und deshalb brauche es Planungssicherheit und Perspektiven. Zudem müssten Arbeitsbedingungen verbessert und die Digitalisierung in der Branche vorangebracht werden. Obwohl die KI kein Allheilmittel sei, habe sie viel Potenzial, den Tourismus zu verbessern.

Die Politik kann nur Rahmenbedingungen schaffen

Anja Karliczek und Reinhard Houben beim Dialogforum der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt.
Anja Karliczek MdB, Sprecherin für Tourismus der CDU/CSU Fraktion und MdB Reinhard Houben, Wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Anja Karliczek MdB, Sprecherin für Tourismus der CDU/CSU Fraktion und MdB Reinhard Houben, Wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP gingen gemeinsam aufs Podium. Sie verdeutlichten in ihren Statements, dass Politik nur die Rahmenbedingungen schaffen könne und es an den Unternehmen läge diese mit Inhalten auszufüllen. Anja Karliczek, Bundesministerin a.D., die aus einem familieneigenen Hotelbetrieb kommt, verstünde sehr wohl die Anforderungen der Gastwelt, doch in der Opposition sei ihr Handlungsspielraum begrenzt.
Reinhard Houben betonte, um dauerhaft erfolgreich zu sein, brauche die Branche bessere Rahmenbedingungen und daran arbeite man in der Regierung derzeit. Dabei gelte es die Praxistauglichkeit der Gesetze im Gespräch mit der Wirtschaft zu prüfen und zu hinterfragen. Es sei die Aufgabe von Politik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, damit sich diese entwickeln könne. Dazu gehört auch, dass man als Deutscher Bundestag die Hausaufgaben vernünftig erledige.

Reformiertes Einwanderungsgesetz für Fachkräfte

Bernd Rützel referierte beim Dialogforum der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt.
Bernd Rützel MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, der SPD sprach zum Arbeitskräftemangel. (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

In einem sehr eloquenten Vortrag äußerte sich Bernd Rützel MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, der SPD zum Thema Arbeitskräftemangel. Er ist überzeugt: Für das duale Ausbildungssystem in Deutschland werde man im Ausland beneidet, wo es dieses so nicht gebe. Dies führe aber gerade in der Anerkennung von Zertifikaten und Ausbildungsnachweisen von ausländischen Fachkräften zu erheblichen Problemen. Im ganzen Land fehlen Arbeitskräfte und das merke man fast täglich – an der Fleischtheke, im Handwerk, in der Projektplanung oder in der Pflege.

Die Lösung in seinen Augen:

– Die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das das Bundeskabinett nun beschlossen und damit das Startsignal für das Gesetzgebungsverfahren gegeben hat. „Nur so kann man im Wettbewerb um die besten Köpfe bestehen“, betonte Bernd Rützel.

– In diesem Zusammenhang gelte es auch, das Arbeitszeitgesetz anzupassen und eine gesetzliche Verpflichtung zu schaffen, die gesamte Arbeitszeit aufzuzeichnen. „Die Aufzeichnung muss so einfach sein wie möglich, aber auch manipulationssicher. Nur so kann man gewährleisten, dass künftig alle Überstunden bezahlt werden“, betonte der MdB. Es sei also keine Frage von immer mehr Bürokratie, sondern eine Frage der gerechten Entlohnung von Arbeitsleistungen.

Die Tourismusbranche muss klarer mit der Politik kommunizieren

Markus Tressel referierte beim Dialogforum der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt.
Markus Tressel (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Zum Für und Wider der nationalen Tourismusstrategie und deren Anforderung an die Wirtschaft sprach Markus Tressel. Der ehem. MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Tourismus- und Regionalpolitikexperte der Grünen-Bundestagsfraktion kehrte nach 20 Jahren Politik dieser den Rücken und ist heute als Kommunikationsexperte und Präsident des Travel Industrie Clubs (TIC) unterwegs.
Seine Forderung: Es bedarf einer deutlich besseren Koordinierung dieses wichtigen Politikfelds. Eine Antwort auf den Fachkräftemangel müsse aus seiner Sicht gute und faire Ausbildungs- und später Arbeitsbedingungen sein, die die Fachkräfte auch in der Branche halten. In der Kommunikation mit der Politik solle man sich auf wenige, aber wichtige und zentrale Themen konzentrieren. Dabei gelte es von Zustandsbeschreibungen wegzukommen hin zu klaren Handlungsangeboten, die es der Politik ermöglichen, sie in Gesetzbildungsprozesse einzubinden. Tourismuspolitik sei ein Querschnittsthema mit Breitenwirkung, das die Masse der Bevölkerung betrifft. Dennoch genieße die Branche politisch nicht die Bedeutung, die ihr zustehe. Daher lobte er das Dialogforum abschließend für diese Funktion.

Erfolgreicher Austausch von Gastwelt und Politik

Gerhard Bruder, Präsident der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)
Präsident Gerhard Bruder will in der Kommunikation mit der Politik künftig nicht nachlassen. (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Präsident Gerhard Bruder zog zum Abschluss eine erste positive Bilanz: Die Denkfabrik sei in der Wahrnehmung der Berliner Politik angekommen und habe sich zu einem wichtigen Player entwickelt. Sein Ziel: Künftig in der Kommunikation mit der Politik nicht nachlassen, um die wichtigste Stimme der Branche zu werden.

Es braucht die wirtschaftliche Souveränität Europas

Dieter Janecek bei seinem Vortrag
Dieter Janecek MdB, von Bündnis 90/Die Grünen und Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus (Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Im Anschluss, an den Dialog, der nun zweimal jährlich stattfinden soll, lud man erstmals zu einem Parlamentarischen Abend, zusammen mit dem Travel Industrie Club (TIC) ein. Dazu sprach Dieter Janecek MdB, von Bündnis 90/Die Grünen und Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus. Er betonte, dass die deutsche Wirtschaftspolitik vor strategischen Herausforderungen stehe. Die wirtschaftliche Souveränität Europas müsse wieder hergestellt werden, denn die Energie- und Klimakrise würde ein entschlossenes, staatliches Handeln verlangen.

Gastlicher Ausklang

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt, ehemals Union der Wirtschaft, lud zu einem Dialogforum zwischen Politik und der Tourismus-, Hospitality- und Foodservice-Branche nach Berlin.
(Quelle: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt)

Ein Abendessen und der sich anschließende Austausch in lockerer Atmosphäre rundete die Veranstaltung ab, bei der „Gastwirtschaft“ auf Politik traf.
Für den Sommer ist wieder eine Foodtruck-Aktion des Thinktanks am Deutschen Bundestag in Berlin geplant.

Quelle: Dr. Michael Polster für B&L MedienGesellschaft

info

Jobbörse gegen Fachkräftemangel

Auch das Institute of Culinary Art (ICA) macht sich für die Branche stark. Eines der Instrumente gegen Fachkräftemangel ist die Jobbörse mytopjob.de. Welchen Mehrwert diese Verantwortlichen des Außer-Haus-Markts bringt, hat Geschäftsführer und ICA-Präsident Gerhard Bruder im Interview berichtet.

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