Welches Potenzial bergen Micro Markets als Lösung für die 24/7-Speisenversorgung?
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Im Kleinen groß

Als einer der ersten Micro Markets eröffnete ein Amazon Go im Dezember 2016 in Seattle, um Kunden von da an 24/7 einen Einkauf zu ermöglichen. Seitdem hat sich der Markt für Micro Markets vergrößert, sodass sie mittlerweile auch in Unternehmen zur Mitarbeiterverpflegung zu finden sind oder in Hotels über die Öffnungszeiten des Restaurants hinaus Speisen für Gäste bereitstellen – und das ohne zusätzlich Personal zu benötigen. „Mini-Markets bergen großes Potenzial“, weiß Alexander Hannekum, Business Development Manager – 24/7 Hotel Mini-Markt bei Wanzl Hotel Services, und ergänzt: „Mit einem gut geplanten Shop bieten Hoteliers ihren Gästen ein Plus an Service- wie Aufenthaltsqualität und können zusätzliches Umsatzpotenzial für ihr Haus erschließen. Gleiches gilt auch für Unternehmen, die für ihre Mitarbeitenden ein Zusatzangebot generieren möchten.“

Auch Viessmann hat das Potenzial von autonomen Shops erkannt und arbeitet aktuell zunächst im Bereich Lebensmitteleinzelhandel für digitale Verkaufsstellenkonzepte mit der Technologie von Pixevia zusammen. „Die digitale Automatisierung hilft den Unternehmen u. a., die Abläufe zu optimieren, indem sie sich auf die wertschöpfenden Bereiche konzentrieren und ein neues Kundenerlebnis in ihren Räumlichkeiten bieten“, hebt Alejandro Jalon, Business Development Manager von Viessmann hervor und gibt einen Ausblick: „In der Tat arbeiten wir derzeit an Projekten mit Partnern, die sich neben dem Convenience- und Lebensmitteleinzelhandel auch auf das Hotel- und Gaststättengewerbe in ganz Europa konzentrieren.“

Bezahlen = Kinderspiel

Bei der Konzeptlösung von Wanzl ist der Bezahlvorgang für den Kunden denkbar einfach: Kunden oder Gäste bezahlen die Ware an einem sogenannten Self-Check-Out (SCO), wie sie mittlerweile auch in vielen Lebensmittelmärkten zum Einsatz kommen. „Die Ware wird mit Barcodes versehen und muss nur vor den Scanner gehalten werden. Sind alle Produkte gescannt, erscheinen diese auf dem Display und man kann gegebenenfalls noch korrigieren“, erklärt Alexander Hannekum den Prozess. Gezahlt wird dann per EC- oder Kreditkarte, Apple-Pay oder anderen elektronischen Zahlungsmöglichkeiten. „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Fehlerquelle hier bei nahezu null liegt. Nur vereinzelt gibt es noch Anwendungsschwierigkeiten bei Erstnutzern. Wir lösen dies mit einem intuitiven Kassensystem und Hinweisschildern bzw. Erklärvideos“, berichtet er.

Beim gemeinsamen Konzept von Viessmann und Pixevia ermöglichen aus technischer Sicht Sensoren und Kameras, die mit einem Server vor Ort verbunden sind, die Autonomie der Verkaufsstelle. Je nach Konzept können auch andere Elemente, z. B. Eingangstore, integriert werden.

Sicherheitsfaktor

Sicherheit sollte allerdings nicht nur beim korrekten Bezahlvorgang gewährleistet, auch die Kunden sollten sich während ihres Einkaufs – egal, ob tagsüber oder mitten in der Nacht – sicher fühlen. Wanzl bietet dafür z. B. ein Überwachungspaket an, individuell nach Objekt-Lage und Kundenwünschen zusammengestellt. Klassischerweise arbeitet das Unternehmen mit einer Videoüberwachung, die den gesamten Markt erfasst, sowie mit einer Sensor-Verfolgung. „Dieser Sensor erkennt Kunden als ,Punkt‘ und begleitet sie durch den Shop. Verharrt der Kunde über längere Zeit an einer Stelle, löst das System per Push-up einen Alarm aus. Infolgedessen kann sich der Betreiber per Smartphone unmittelbar auf die Kameras schalten. Somit können sich Kunden sicher sein, dass sie bei Schwierigkeiten jederzeit Hilfe erhalten“, erklärt Alexander Hannekum. „Wir empfehlen zudem, einen Notfallknopf gut sichtbar anzubringen, der beispielweise mit dem Wachschutz des Gebäudes verbunden ist.“

Was tun im Störfall?

Sollte es wider Erwarten zu einer Störung kommen, bieten die meisten Software-Anbieter einen 24/7-Support an, an den man sich jederzeit wenden kann. Hier haben wir keine festen Partner, sondern arbeiten immer mit den Systemen, die der Kunde bereits einsetzt oder auswählt. Außerdem verfügen nahezu alle Hotels parallel über eine rund um die Uhr besetzte Rezeption oder einen Nachtdienst. Alternativ ist dann dort eine Bezahlung möglich.

Viessmann und Pixevia haben ihr Fachwissen mit dem Benutzer zusammengelegt, um Probleme zu vermeiden und die Protokolle für die Fortsetzung des Betriebs im Bedarfsfall festzulegen, einschließlich Software, Hardware und Ausrüstung.

Riesenpotenzial?

Apropos Software: „Wir haben extra für unsere Zwecke eine Software programmieren lassen, aktuell kann diese etwa 50 Prozent davon, was wir in den nächsten fünf Jahren mit dieser vorhaben, z. B. in Richtung Nudging“, erzählt Jan Dinter über die Marke eurekantine.de. Mit dieser gehen sein Geschäftspartner Oliver Meisner und er einen Schritt Richtung Zukunft. Die Marke steht für eine mitarbeiterwertschätzende Gemeinschaftsverpflegung. Entwickelt wurde das Konzept während der Corona-Pandemie, um auf die neuen Arbeitswelten reagieren zu können. So ist eurekantine.de z. B. die passende Lösung bei einer 24/7-Versorgung, an Schwachlasttagen oder bei weitläufigen Produktionsgeländen – ergänzend zur stationären Kantine.

Was dahinter steckt? Digitalisierte Smart Vending Machines, gefüllt mit hochwertigen frischen Mittagsgerichten, die nach dem Erwerb gefinisht werden. Zur Auswahl stehen aktuell über 200 Rezepturen wie Rosmarin-Rinder-Polpette mit Erbsen-Gremolata, Hackbällchen mit Frankfurter Grüner Sauce oder gezupfter Teriyaki-Lachs mit Sesam-Karotten, die vom strategischen Partner Dussmann zubereitet werden. Der wöchentliche Speiseplan wird besteht aus täglich zehn Gerichten.

Automatisch skeptisch

Geliefert werden die Speisen täglich frisch – entsprechend der Bestellung der Gäste. Trotzdem begegnen viele dem Konzept zunächst einmal skeptisch, „weil gelernt ist, dass Automatenverpflegung nicht hochwertig ist und weil wir mit Mikrowellentechnik arbeiten“, erklärt Jan Dinter und ergänzt: „Wir lösen diese Barrieren im Kopf, indem wir potenzielle Kunden die Gerichte schnellstmöglich probieren lassen. Der Geschmackstest überzeugt dann.“

Die Bestellungen durch die Gäste erfolgen am Vortag, ausgegeben in Mehrweggeschirr von Vytal bzw. Relevo – „hier hatten wir mit mehr Zurückhaltung gerechnet“, erzählt Jan Dinter. Die Kunden erhalten mit der Bezahlung der Bestellung einen QR-Code, der am Ausgabeautomaten ausgelesen wird. Die Speise wird freigegeben. „Auf dem Mehrweggeschirr befinden sich ebenfalls ein QR-Code – am Finishing-Tower wird dieser von der Mikrowelle gescannt und die Speise entsprechend erhitzt“, erklärt Jan Dinter.

Weiter in die Zukunft gedacht

Was sich künftig noch ändern soll? „Mithilfe von KI wollen wir das Speisenangebot künftig noch passgenauer abbilden. Wir bereiten z. B. vor, dass Aspekte wie das Wetter für die darauffolgende Woche bei der Speiseplanung berücksichtigt werden sollen“, gibt Jan Dinter einen Ausblick, der sich künftig auf ein völlig individualisiertes, vollautomatisiertes Speisenangebot freut, ergänzt um eine auf die einzelne Person individualisierte Speisenauswahl zur Bestellung. „Wenn man sich die rasante Entwicklung im Hospitality-Bereich anschaut, sind in Zukunft zahlreiche Szenarien denkbar. So könnten beispielsweise Gäste per App einen Einkaufskorb zusammenstellen, der im Anschluss aufs Zimmer gebracht wird. Der klassische Room-Service wird sich mit Blick auf den herrschenden Personalmangel sowie der Implementierung von immer mehr Mini-Märkten ebenfalls neu definieren müssen. Denken wir an dieser Stelle weiter, könnten hierfür selbstverständlich auch Roboter-Kollegen eingesetzt werden, die den Einkauf aufs Zimmer fahren“, blickt auch Alexander Hannekum von Wanzl in die Zukunft und auf das Potenzial von Micro Markets.

Nachgefragt

Wie wird sich die Nachfrage nach Micro Markets resp. 24/7-Konzepten in Zukunft entwickeln?

Alexander Hannekum, Business Development Manager – 24/7 Hotel Mini-Markt, Wanzl Hotel Services:

„Die Nachfrage nach unseren Lösungen ist aktuell enorm groß, denn viele Hotels stehen vor den gleichen Herausforderungen. Insbesondere der Fachkräftemangel zeigt seine Folgen: Hoteleigene Restaurants und Bars sind vielerorts nur noch eingeschränkt geöffnet. Hinzu kommt, dass die Minibar seit Jahren ein defizitäres Geschäft ist. Mini-Märkte sind darum für viele die optimale Lösung, um den zurückgehenden Umsätzen entschieden entgegenzuwirken. Meiner Meinung nach steht die Hotellerie vor einer Zeitenwende und das Gesamtbild der Hotellobby wird sich in den nächsten zehn Jahren deutlich verändern. Schon heute sind Check-in-Terminals stark im Kommen. Wie diese werden Mini-Märkte in Zukunft ein geläufiger Bestandteil der Hotellobby sein.“

Alejandro Jalon, Business Development Manage, Viessmann:

„Der Betrieb von Verkaufsstellen rund um die Uhr, die Senkung der Betriebskosten und die Steigerung des Umsatzes helfen allen Anwendern, einschließlich Gastronomiebetrieben, ihre Rentabilität zu verbessern. Außerdem bietet ein solches Konzept viele Möglichkeiten, den Kunden ein neues Erlebnis zu bieten. Unternehmen in verschiedenen Foodservice-Segmenten, die sich auf die Digitalisierung und neue Geschäftskonzepte konzentrieren, können von der Einführung digitaler Innovationen als Schlüsselelement ihrer Entwicklungs- und Wachstumsstrategie profitieren.“

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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