Development of technical documentation for building
Quelle: Colourbox.de

Damit die Schulmensa ankommt

Studierende der FH Mรผnster unterstรผtzen den Kreis Herford bei der Planung einer neuen Schulmensa am Berufsschulzentrum Herford. Mit der Frage, wie sich die Akzeptanz der Mensa steigern lรคsst, kamen Vertreter des Kreises auf Wissenschaftler der FH Mรผnster zu. โ€žBisher ist es kaum รผblich, Schรผler aktiv in die Planung einzubindenโ€œ, sagt Prof. Dr. Carola Strassner.

Genau das haben aber Bachelor- und Masterstudierende des FH-Fachbereichs Oecotrophologie โ€“ Facility Management nun mit Methoden der Sozial- und Marktforschung realisiert. In Projekt- und Abschlussarbeiten setzten sich die Studierenden mit verschiedenen Themen rund um die Schulverpflegung auseinander. Betreut wurden sie im gesamten Prozess von den Lehrenden Prof. Dr. Carola Strassner, Lisa Borghoff und Albrecht Fleischer.

Planung der Mensa am Berufsschulzentrum Herford

โ€žAus den Ergebnissen lรคsst sich ablesen, dass die Schuฬˆlerinnen und Schuฬˆler Mitbestimmung enorm wichtig finden. Sie mรถchten mitentscheiden, was und wie es auf den Tisch kommtโ€œ, sagt Lisa Borghoff.

Bei einem Treffen in Herford haben die Studierenden Rena Ideus, Lena Nรถller, Katharina Schulte und Lisa Gรถdecke der Leiterin des Schulamtes im Kreis Herford, Martina Soddemann, dem Planungsamtsleiter Andreas Heistermann sowie einigen Schuฬˆlern und Lehrern ihre Ergebnisse prรคsentiert. Der Kreis hat angekuฬˆndigt, fuฬˆr die weitere Planung mit dem FH-Team zusammenzuarbeiten.

Einblick in die Projektarbeiten

Lisa Borghoff, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Oecotrophologie โ€“ Facility Management der FH Mรผnster, lehrt in den Bereichen Ernรคhrungsรถkologie und Schulverpflegung und forscht zur Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln. Im Interview berichtet sie รผber besondere Herausforderungen bei der Planung fรผr das Berufsschulzentrum Herford und gibt einen Einblick, wie die โ€žTraummensaโ€œ der Schรผler aussehen soll.

Lisa Borghoff
Lisa Borghoff (Quelle: FH Mรผnster)

Frau Borghoff, welche Themen rund um die Schulverpflegung waren hauptsรคchlich Bestandteil der Projektarbeiten?

Die Projektarbeiten beschรคftigen sich mit dem aktuellen Verpflegungsangebot auรŸerhalb des Berufskollegs, dem zukรผnftigen Speisenangebot sowie den neuen Rahmenbedingungen der Verpflegung. Die Arbeiten umfassen also nicht nur das, was zukรผnftig auf den Teller kommen soll, sondern auch das Ambiente, in dem es verzehrt werden wird.

Welches waren die besonderen Herausforderungen fรผr das Projekt, mit denen der Kreis Herford auf Sie zukam?

Am Berufsschulzentrum des Kreises Herford befinden sich drei Berufskollegs, an denen Schรผler unterschiedlicher Ausbildungsgรคnge unterrichtet werden: das Anna-Siemsen-Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Soziales, Gesundheit und Ernรคhrung, das kaufmรคnnische Friedrich-List-Berufskolleg und das gewerblich-technische Wilhelm-Normann-Berufskolleg. Am Standort werden rund 4.500 Schรผler in Voll- und Teilzeit von rund 300 Lehrern ausgebildet. Die Schรผlerschaft ist sehr heterogen in ihrer Zusammensetzung bezรผglich der Ausbildungsform und Altersstruktur; einige absolvieren eine klassische dreijรคhrige Ausbildung, andere nehmen an einjรคhrigen Berufsvorbereitungskursen teil und wiederum andere erlangen hier ihre Fachhochschulreife.

Bisher verfรผgt das Berufskollegzentrum รผber keine Mensa, sondern nur รผber einen Cafeteria-Bereich. Um eine adรคquate Mittagsverpflegung sicherzustellen, wurde der Neubau einer Mensa beschlossen. Das Verpflegungsangebot der Mensa soll gesundheitsfรถrderlich sein und es soll frisch gekocht werden. Neben den Schรผlern und Lehrern vor Ort sollen auรŸerdem drei Fรถrderschulen des Kreises mit den hier zubereiteten Speisen versorgt werden.

Die Herausforderung fรผr die Gestaltung der Mensa besteht vor allem darin, den Anforderungen der verschiedenen zukรผnftigen Gรคste gerecht zu werden, um so eine hohe Akzeptanz der Mensa zu erreichen.

Worin sehen Sie den groรŸen Vorteil, Schรผler in die Befragung/Planung der Mensa einzubeziehen?

Der Einbezug der Schรผler in die Verpflegung an Schulen steigert die Akzeptanz des Schulessens. Mit zunehmendem Alter wรผnschen sich Schรผler mehr Mitbestimmung in der Schulverpflegung. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung bietet fรผr die Schรผlerbefragung bereits Fragebรถgen an, mit denen regelmรครŸig ein Feedback zur Verpflegung eingeholt werden kann. Der Neubau einer Mensa eignet sich besonders fรผr den Einbezug der Schรผler, da deren Wรผnsche dann geprรผft und bestenfalls in die Planung direkt einbezogen werden kรถnnen.

Die Entscheidung, wie in der Mensa gekocht werden soll, sollte stets getroffen werden, bevor die Mensa gebaut wird, da die rรคumliche und technische Ausstattung von der geplanten Art des Kochens abhรคngt. Eine spรคtere ร„nderung, die beispielsweise mit dem Bedarf an anderen technischen Gerรคten einhergeht, ist danach im schlimmsten Fall nur mit Abstrichen mรถglich.

Auch in Bezug auf den Gรคsteraum der Mensa, in dem die Schรผler das Essen verzehren, ist ihr Einbezug vorab sinnvoll. In unserer Untersuchung konnten wir z. B. feststellen, dass sich die Schรผler die Mensa nicht nur als Ort fรผr die Mittagsverpflegung wรผnschen, sondern als Lebensraum, in dem sie sich auch zwischen den Mahlzeiten aufhalten wollen. Die Gestaltung eines solchen Ortes ist mit anderen Anforderungen verknรผpft.

So kann eine Mensa, die nicht nur fรผr die Mittagsverpflegung genutzt wird, mit mehreren Zonen ausgestattet werden. Neben klassischen Mittagstischen kรถnnen Ruhezonen mit Arbeitsplรคtzen, an denen eine gute Internetverbindung und ausreichend Steckdosen fรผr Laptops vorhanden sind sowie ein Loungebereich mit Cafรฉtischen, fรผr eine positive Atmosphรคre sorgen. Der Wunsch der Schรผler nach einer Mensa als โ€žLebensraumโ€œ, in dem gegessen, gearbeitet und entspannt werden kann, war etwas, womit wir zu Beginn der Forschung nicht gerechnet hรคtten. Das Auffinden von Neuem, Unerwartetem ist der groรŸe Vorteil qualitativer Forschungsmethoden. Sie stellen in der Schulverpflegung eine sinnvolle Ergรคnzung zu quantitativen Fragebรถgen dar.

Welche Schlussfolgerungen konnten Sie aus der Umfeldanalyse der Schulmensa ziehen?

Bei der Umfeldanalyse wurde das Umfeld der Berufsschule kartiert und sรคmtliche Verkaufsstellen von Lebensmitteln (z. B. Supermarkt, Imbiss, Restaurant, Tankstelle, Drogerie) festgehalten. Es wurde ein Radius von zehn Minuten FuรŸweg gewรคhlt, da die lรคngste Pause im Schulalltag aktuell 20 Minuten betrรคgt. In einem Radius bis fรผnf Minuten FuรŸweg befinden sich ein Supermarkt, zwei Imbisse und eine Tankstelle. Erst ab einem FuรŸweg von sechs bis zehn Minuten kommt eine Vielzahl an Verpflegungsmรถglichkeiten wie Bรคckereien etc. in Betracht. Durch die Entfernung zum Berufskolleg und die kurze Pausenzeit sind diese Einkaufsstรคtten weniger attraktiv.

Neben dem direkten Umfeld des Berufsschulkollegs wurden mehrere Wege vom Hauptbahnhof bis zum Berufsschulkolleg abgelaufen, da es auch Schรผler gibt, die tรคglich mit der Bahn anreisen. Hier findet sich eine Auswahl an Bรคckereien, Imbissen, Supermรคrkten und Kiosken. Das Verpflegungsangebot im direkten Umfeld des Berufsschulkollegs ist begrenzt, wรคhrend die Verpflegungsmรถglichkeiten bei Anreise mit der Bahn vielfรคltig sind. Besonders bei den Bรคckereien ist es mรถglich, sich auรŸerhalb der Schule mit Frรผhstรผck zu versorgen.

Die geplante Mensa kรถnnte hier ihr Angebot รผber die Mittagsverpflegung hinaus erweitern und zusรคtzlich morgens vor Unterrichtsbeginn ein Frรผhstรผcksangebot (belegte Brรถtchen, Joghurt mit Mรผsli, Kaffeegetrรคnke etc.) anbieten. Dieser Wunsch wurde auch von den Schรผlern in der Fokusgruppe geรคuรŸert.

Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!

Auf einen Blick: So soll die โ€žTraummensaโ€œ am Berufsschulzentrum aussehen

Die Schรผler wรผnschen sich โ€ฆ

  • Mรถglichkeit, sich das Essen dank Menรผkomponenten selbst zusammenzustellen, weniger fertige Menรผs
  • ergรคnzend zu Hauptspeisenangebot: Salatbar
  • Rรผcksicht auf verschiedene Kostformen in Form vollstรคndiger Mahlzeiten (z. B. koscher, vegan)
  • ausgewogene Verpflegung, in der sowohl gesund bewertete Speisen als auch Fastfood Platz finden
  • mรถglichst frisch zubereitete Speisen
  • Wasserspender zum kostenlosen Auffรผllen von selbst mitgebrachten Flaschen sowie ein breites Angebot an weiteren Getrรคnken
  • gรผnstigere Preise fรผr gesunde Angebote wie Mineralwasser und Schorlen im Vergleich zu Limonaden
  • Einbezug der Schรผler aus dem Kolleg fรผr Soziales, Gesundheit und Ernรคhrung bei der Speisenzubereitung (1x wรถchentlich)
  • Ess- wie auch Arbeitsplรคtze mit ausreichend Steckdosen und einem guten W-LAN
  • angenehme Raumatmosphรคre: es soll nicht zu laut sein, hell und sauber
  • AuรŸenbereich fรผr den Sommer
  • Einbindung der Design-Schรผler bei der Gestaltung des Speiseraumes; Ausstellung von Arbeite
  • Berรผcksichtigung von Saisonalitรคt beim Bezug von Lebensmitteln
  • Integration von Abfallvermeidungsstrategien
  • MaรŸnahmen zur Senkung des Strombedarfs bei der rรคumlichen Ausstattung
  • Mensa-Stammtisch oder Mensa-AG fรผr die weitere Mitgestaltung

Quelle: B&L MedienGesellschaft, FH Mรผnster

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