Energiegewinnung mit den eigenen Speiseresten? Das geht mit sogenannten Kleinbiogasanlagen, die bereits mit unter 10 Kilogramm Speiseresten pro Tag Biogas produzieren. Fรผr den gewerblichen Bereich sind diese jedoch in Deutschland nicht zugelassen. Dr. Michael Meirer, Head of Consulting bei Meiko Green Waste Solutions, will das รคndern und arbeitet an einer wirtschaftlichen Kleinbiogasanalage fรผr gastronomische Betriebe. รber die Herausforderungen bei der Entwicklung und ab wann sich eine solche Anlage lohnt, sprach Michael Meirer mit der Redaktion GVMANAGER fรผr die demnรคchst erscheinende September-Ausgabe.
Doch wie ist es um Biogasanlagen in Deutschland bestellt?
Herr Meirer, Biogasanlagen haben in Deutschland nicht gerade den besten Ruf, oder?
Zum Teil war das in den letzten Jahren leider so ja. Mittlerweile ist das Interesse an Biogasanlagen aufgrund der aktuellen Lage aber sehr stark gestiegen. Dabei hat Deutschland die Technologie schon vor Jahren vorangetrieben, sodass es heute ca. 10.000 Groรanlagen bei uns gibt. Das Problem: Knapp 8.000 davon sind sogenannte Nawaro-Anlagen, sie verwerten also nachwachsende Rohstoffe wie Mais oder Raps. Angesichts der Tank-Teller-Diskussion sind diese stark in die Kritik gekommen โ zu Recht. Sieben Prozent der Flรคche Deutschlands dient dem Anbau von Energiepflanzen. Das ist รถkologischer Wahnsinn, wenn man im Vergleich die Flรคche betrachtet, die unser umfangreiches Straรennetz einnimmt: fรผnf Prozent.
Nichtsdestotrotz steckt in Biogasanlagen noch viel Potenzial, vorausgesetzt sie verarbeiten nur biogene Abfรคlle, also die als Nassmรผll bezeichneten Speisereste, die gastronomische Betriebe fachmรคnnisch entsorgen lassen mรผssen.
Laut einem Offenen Brief des Kompost- und Biogasfachverband, der bereits im Mรคrz an Bundesminister Habeck ging, liegt in Biogas das 2-fache Potenzial โ das wรคren 42 Prozent der Erdgasimporte aus Russland.

Werden denn Speisereste nicht schon in Biogasanlagen verwertet?
Doch, aber die Transportwege sind oft noch sehr weit. Hinzu kommt, dass gerade eine weitere Methode an Zulauf gewinnt, v. a. in รsterreich: Die Co-Vergรคrung in der Klรคranlage. Hier werden die Speisereste als Co-Substrat zugegeben, um eine Art Biogas zu gewinnen. Fรผr Klรคranlagen bzw. kommunale Betreiber ist das ein gutes Geschรคft, da sie dadurch die bestehenden Anlagen besser auslasten kรถnnen. Gastronomische Betriebe steigen zudem gerne darauf ein, weil die Entsorgung manchmal billiger ist. รkologisch ist das Ganze jedoch eine Fehlentwicklung. Denn man betreibt damit Downcycling eines hochwertigen biogenen Substrats. Da die Speisereste mit den Fรคkalien gemischt werden, in denen auch Medikamentenrรผckstรคnde, Schwermetalle & Co. enthalten sind, darf der Gรคrrest โ zumindest in der Schweiz und fast ganz รsterreich โ nicht zurรผck in den landwirtschaftlichen Kreislauf gefรผhrt werden, ganz im Gegensatz zu den Gรคrresten aus reinen Bioabfall-Biogasanlagen.
Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!
Pilotprojekte fรผr Kleinbiogasanlagen
Der Verein Rheintalgas in Liechtenstein (siehe Titelbild) betreibt mit Unterstรผtzung von Meiko Green Waste Solutions bereits eine Biogasanlage im Container โ und das mitten auf dem Dorfplatz:
Auch in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach steht eine solche Anlage โ hier sogar in Publikumsnรคhe:
Quelle: B&L MedienGesellschaft