Bei der Frühjahrstagung des Freien Arbeitskreises der Krankenhaus-Küchenleiter drehte sich alles um KI.
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Von Bio bis KI: Insights vom Arbeitskreis der Krankenhaus-Küchenleiter 2025

Am 30. April 2025 fand in der Friedrich-Husemann-Klinik in Buchenbach bei Freiburg die diesjährige Frühjahrstagung des Freien Arbeitskreises der Krankenhaus-Küchenleiter/innen statt. Die 30 Teilnehmer waren sowohl beeindruckt vom Verpflegungskonzept des Gastgebers Bernd Wenzler als auch von den aufgezeigten Möglichkeiten, die neueste KI-Technologien auch Krankenhausküchen bieten.

30 Mitglieder des Freien Arbeitskreises der Krankenhaus-Küchenleiter informierten sich über KiI &Co.
Quelle: Freier Arbeitskreis der Krankenhaus-Küchenleiter

Nachhaltiges Fundament: Die Bio-Küche der Friedrich-Husemann-Klinik

Zum Auftakt stellte Bernd Wenzler, Küchenleiter der Friedrich-Husemann-Klinik, das Ernährungskonzept der Küche vor, die zu einem großen Teil mit Zutaten aus dem hauseigenen Garten versorgt wird. Mehr zum Anbau, der Demeter-Richtlinien folgt, und der Zusammenarbeit berichtete zudem Werner Braun vom angeschlossenen Echinos e.V. Garten. Durch den Einsatz regionaler Bio-Produkte aus eigenem Anbau verbindet die Friedrich-Husemann-Klinik Qualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit.

„Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger, Bio-Intelligenz ist aber mindestens genauso wichtig.“

Werner Braun, Echinos e.V.

Die Friedrich-Husemann-Klinik war Gastgeber des Freien Arbeitskreises der Krankenhaus-Küchenleiter.
Quelle: Friedrich-Husemann-Klinik

„Die leisen Kräfte sind es, die das Leben tragen“, betonte Werner Braun in diesem Zusammenhang, angelehnt an den Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini. Dieses Leitmotto stellte er in den Kontext der Bio-Intelligenz, die in einer zunehmend technologisierten Welt nicht vernachlässigt werden dürfe. Sein Fazit, das quasi ein warnendes Statement in Hinblick auf das folgende Tagungsprogramm gab: „Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger, Bio-Intelligenz ist aber mindestens genauso wichtig.“

Potenziale von KI und ChatGPT für Krankenhausküchen

Den inhaltlichen Schwerpunkt der Tagung bildete der Vortrag von Patrick Merke, Leiter der Frankfurter Akademie für neue Arbeitskultur & Geschäftsführer Fit für KI GmbH, zum Thema „KI & ChatGPT in der Gemeinschaftsverpflegung“.
Zwar konnte er nicht persönlich vortragen, doch selbst kurzfristig online zugeschalten fesselte Merke das Publikum. Sein Schwerpunkt lag auf der grundlegenden Funktionsweise und dem praktischen Umgang mit ChatGPT und anderen großen Sprachmodellen (LLMs) sowie auf den Chancen und Risiken dieser Technologie.

Achtung rechtlicher Rahmen von KI

„Geben Sie keine vertraulichen Daten bei ChatGPT ein. Wer dies tut, ist entweder naiv, unschlau oder kriminell.“

Patrick Merke, Leiter der Frankfurter Akademie für neue Arbeitskultur & Geschäftsführer Fit für KI GmbH

Ein wichtiger Teil des Vortrags widmete sich den rechtlichen und ethischen Aspekten. Merke warnte ausdrücklich vor der Eingabe sensibler oder personenbezogener Daten in Systeme wie ChatGPT, da diese Informationen unkontrolliert weiterverarbeitet werden könnten.
Darüber hinaus verwies er auf mögliche Urheberrechtsverletzungen, die bei der Veröffentlichung KI-generierter Inhalte auftreten können.
Unternehmen sollten daher klare Regeln für den Einsatz von KI definieren und sicherstellen, dass deren Nutzung im Einklang mit den eigenen ethischen Standards steht. Sein deutlicher Hinweis: „Geben Sie keine vertraulichen Daten bei ChatGPT ein. Wer dies tut, ist entweder naiv, unschlau oder kriminell.“

Tipps zur Arbeit mit ChatGPT und zum Prompting

Im Anschluss stellte Merke praktische Tipps für die Arbeit mit ChatGPT vor. Er betonte, dass die Qualität der Ergebnisse maßgeblich von der Qualität der Eingaben – den sogenannten Prompts – abhängt. Wer präzise Anweisungen gibt, erhält bessere Antworten.

Er erläuterte die wichtigsten Grundprinzipien des Prompting:

  • Rollen definieren: Die KI sollte immer in eine Rolle versetzt werden, beispielsweise als „erfahrener Küchenplaner“ oder „Projektleiter für Nachhaltigkeit“.
  • Konkrete Handlungsanweisungen geben: Je genauer die Aufgabenstellung, desto relevanter die Antwort.
  • Struktur vorgeben: Anweisungen wie „erstelle eine Übersicht in drei Abschnitten“ oder „formuliere eine Schritt-für-Schritt-Anleitung“ helfen, klare Ergebnisse zu erhalten.
  • Stil festlegen: Der gewünschte Kommunikationsstil, etwa motivierend oder sachlich, sollte explizit angegeben werden.
  • Iterativ arbeiten: Nachbessern, verfeinern und die KI-Antwort Schritt für Schritt optimieren.

Darüber hinaus stellte er erweiterte Prompting-Strategien vor, wie das RACE-Modell (Role, Action, Context, Expectations) oder das RTF-Modell (Role, Task, Format). Diese helfen, Prompts noch klarer zu formulieren und die Antworten gezielt zu steuern. Auch das sogenannte Negative Prompting sei hilfreich, um unerwünschte Inhalte zu vermeiden, etwa durch den Zusatz „Vermeide Fachbegriffe und englische Ausdrücke“.

Zum Abschluss fasste Merke die wichtigsten Erkenntnisse zusammen: KI sei ein leistungsfähiges Werkzeug, das jedoch nur so gut sei wie die Menschen, die es bedienen.
Prompt Engineering, also die Fähigkeit, die richtigen Eingaben zu formulieren, werde zu einer Schlüsselkompetenz für Führungskräfte in der Gemeinschaftsverpflegung. Wer heute beginne, KI sinnvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren, sichere sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Sein Fazit lautete: „Künstliche Intelligenz braucht menschliche Intelligenz.“

Die Möglichkeiten die Chat GPT bietet, lösten bei den Großküchen-Praktikern teils große Verwunderung aus und es wurde intensiv diskutiert. Die Vor-und Nachteile wurden hervorgehoben und teils kritisch hinterfragt.

Foodscanner revolutioniert Patientenernährung

Ein weitere technische Innovation für Krankenhausküchen präsentierte Mike Schälchli, CEO von Nutrai in Form des sogenannten Foodscanners. Dieser setzt auf KI-gestützte Kameras, um Patientenernährung und Food Waste präzise zu erfassen. Hierfür sind einerseits Kameras über der Speisenportionierung angebracht, um Daten wie Patientenname, Portionsgröße und enthaltene Nährstoffe des Essens einzulesen. Eine weitere Kamera hängt über dem Abräumband vor der Spülmaschine und scannt die von den Patienten retournierten Teller. So lässt sich feststellen, welche Nährstoffe der Patient tatsächlich aufgenommen hat.

Laut Mike Schälchli belegen 40 Prozent weniger Lebensmittelabfälle, eine schnellere Genesung durch gezielte Ernährungstherapie und ein ROI von 13,7× im ersten Jahr den Nutzen der Technologie. Die Lösung könnte die Dokumentation der Nahrungsaufnahme revolutionieren und gleichzeitig das Pflegepersonal entlasten.

Smarter Küchenleitstand

Abschließend stellte Christofer Wesseling von Weslink das System Kibi Scada vor, das den ursprünglich geplanten Vortrag zur Küchenplanung ersetzte.

Die Plattform Kibi Scada vernetzt Küchengeräte herstellerübergreifend und damit komplett unabhängig. Sie ermöglicht eine rechtssichere rein digitale HACCP-Dokumentation, eine lückenlose Temperaturüberwachung und effiziente Fernsteuerung – das Ganze in einer Plattform für den gesamten Prozess vom Wareneingang bis zur Ausgabe. Kibi Scada spart Zeit und minimiert Ihren Aufwand durch proaktive Geräteüberwachung, vorausschauendes Wartungsmanagement und Alarmierung bei Abweichungen.
Sogar KI-gestützte Assistenzsysteme für Küchenleiter lassen sich laut Christofer Wesseling bei Bedarf künftig anbinden.
Die Teilnehmer zeigten sich besonders interessiert an den Möglichkeiten zur Energieeinsparung und prozessoptimierten Steuerung.

Fazit

Die Tagung machte deutlich: Die Zukunft der Krankenhausverpflegung liegt in einem Spagat zwischen Tradition und Innovation, der Verbindung von nachhaltigen Ernährungskonzepten und modernster KI-Technologie. Während Bio-Intelligenz die Basis für gesunde Ernährung bildet, bietet Künstliche Intelligenz neue Wege für Effizienz, Qualität und Ressourcenschonung.

Quelle: Freier Arbeitskreis der Krankenhaus-Küchenleiter

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