KI-Tools unter die Lupe genommen: Das macht unser Digitalisierungsexperte Markus Wessel, Inhaber von Küchenherde, in einer Serie für den GVMANAGER.
Quelle: B&L MedienGesellschaft/Midjourney

KI-Tools für Köche – Teil 5: Food Waste Cam

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Arbeitswelt – auch in der Gastronomie. In einer neuen Serie stellt Digitalisierungsexperte Markus Wessel, Inhaber von Küchenherde, ausgewählte, praxiserprobte Lösungen vor, die den Arbeitsalltag deutlich erleichtern. In Teil 5 geht es um die Analyse und Vermeidung von Food Waste mithilfe einer Kombination aus Kamera, Waage und KI.

„1 Kilogramm Lebensmittelabfall entspricht rund 7 Euro Warenwert – ohne Entsorgung, Energie, Lagerung und Personal. Da rechnet sich jede eingesparte Gabel.“

Markus Wessel, Inhaber Küchenherde

Markus Wessel, Inhaber von Küchenherde, stellt in einer Serie für den GVMANAGER verschiedene KI-Tools für die Gastronomie vor.
(Quelle: Wessel)

Food Waste Cam: Ermittlung der Speiseabfälle mit KI

Wir bezahlen Speisereste insgesamt viermal: beim Einkauf, während der Lagerung, in der Produktion und beim Entsorgen. Und damit ist nicht nur die Tonne gemeint, die abgeholt wird – auch das Klima zahlt mit.

Ich frage Gastgeber gerne, ob sie wissen, wie hoch ihr Verwurf pro Portion ist. 99 Prozent antworten, dass sie monatlich 55 volle 120-Liter-Tonnen bezahlen. Das hilft wenig. In einem Krankenhaus konnten wir konkret tracken: 600 Gramm Verwurf pro Portion. Eine wichtige Zahl. Aber noch wichtiger: ­ Woraus bestehen diese 600 Gramm? Erst wenn ich das weiß, kann ich gezielt gegensteuern.

Was kann Kitro?

Erkenntnisse könnte die Food Waste Cam von Kitro liefern. Kitro ist ein KI-gestütztes System zur Messung und Reduktion von Lebensmittelabfällen in Großküchen. Die Lösung kombiniert Kamera und Waage: Jedes Mal, wenn Essensreste entsorgt werden, dokumentiert das System automatisch Gewicht und Inhalt. Eine Künstliche Intelligenz erkennt die Art des Abfalls und analysiert die Daten. Im Dashboard gibt es konkrete Einblicke und sogar Handlungsempfehlungen zur Abfallvermeidung – von zu großen Portionen bis hin zu schlecht angenommenen Speisen.

Kitro liefert nicht nur Zahlen, sondern auch messbare Ergebnisse. Viele Betriebe reduzieren ihren Lebensmittelabfall innerhalb weniger Monate um bis zu 60 Prozent. Die Einsparungen können bis zu 8 Prozent der jährlichen Lebensmittelkosten ausmachen – der Return-on-Investment stellt sich oft schon nach kurzer Zeit ein.

Wer braucht sowas?

Kitro eignet sich überall dort, wo täglich viele Portionen auf den Tisch kommen. Übrigens: 1 Kilogramm Lebensmittelabfall entspricht rund 7 Euro Warenwert – ohne Entsorgung, Energie, Lagerung und Personal. Da rechnet sich jede eingesparte Gabel.

Die Installation ist einfach – ein Stromanschluss und Internet genügen. Innerhalb von 15 Minuten ist das System betriebsbereit. Die Hardware misst ca. 1,70 Meter in der Höhe und lässt sich flex­ibel platzieren.

Expertenfazit

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Umsetzung und das Onboarding sehr schnell erledigt sind und die versprochenen Einsparungen realistisch sind. Die Kamera ist robust und eine Umstellung der Prozesse in der Spülküche ist nicht notwendig.

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass nicht alles ab dem ersten Tag zu 100 Prozent funktioniert. Wenn Lebensmittel nicht erkannt werden, muss man der KI zwischenzeitlich beibringen, worum es sich konkret handelt. Nach einer gewissen „Lernzeit“ werden aber nahezu 100 Prozent aller entsorgten Lebensmittel erkannt. Es lohnt sich also zumindest einmal ein Gespräch zu führen um zu prüfen, ob ein Einsatz im eigenen Betrieb Sinn macht.

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Kommunikation via Chatbot

Das Telefon in der Großküche klingelt zum zehnten Mal, gleichzeitig trudeln E-Mails für die Dienstagskonferenz ein, und der Koch meldet sich per Whats­App krank. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann ist Chatlyn vielleicht genau das Richtige: Mehr dazu in Teil 4 der Serie KI-Tools für Köche.

Quelle: Markus Wessel für B&L MedienGesellschaft

Bild von Sarah Hercht

Sarah Hercht

Sarah Hercht ist als Chefredakteurin des Fachmagazins Schulverpflegung, stv. Chefredakteurin des Fachmagazins GVMANAGER und als verantwortliche Redakteurin für die Online-Auftritte unter dem Dach von blgastro.de verantwortlich. Der Schritt in die nun mehr als zehnjährige journalistische Tätigkeit wurde durch ein Studium der Oecotrophologie (B.Sc.) geebnet, in dem sie sich in ihrer Abschlussarbeit bereits mit den verschiedenen Produktionssystemen im Bereich der Schulverpflegung widmete – und Wissen aus dieser Zeit, auch heute noch in die redaktionelle Tätigkeit einfließen lässt. Ihr Ziel: relevante Informationen für die Praktiker der Branche praxisgerecht und leicht verständlich zu Verfügung zu stellen, damit diese direkt in die Umsetzung gehen können – um Herausforderungen des Alltags zu Chancen der Zukunft zu machen.