Thomas Eifert, Geschäftsführer von Gastromenü und Gastorevents in Ulm, im Gespräch.
Quelle: Gastromenü

Traumjob gefunden

Thomas Eifert, Geschäftsführer von gastromenü und gastroevents in Ulm, kam wie die Jungfrau zum Kind zu seinem Beruf, den er heute als Traumjob bezeichnet. Was er daran so mag und wofür er sich einsetzt, hat er im Interview verraten.

Jetzt mal ehrlich, Thomas Eifert!

Herr Eifert, wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?

Zu meinem heutigen Beruf bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Eigentlich habe ich ein Ingenieurstudium mit der Fachrichtung Produktionstechnik/Maschinenbau absolviert. Sehr früh, mit 18 Jahren, habe ich aber auch bereits die Frau meines Lebens kennengelernt. Meine Schwiegereltern haben seit 1969 eine Großküche mit Metzgerei betrieben, in der ich in meinen Semesterferien immer ausgeholfen habe. In meinem fünften Semester hat mich mein Schwiegervater mal zur Seite genommen und gesagt: „Du könntest dieses Unternehmen führen, hast du Lust?“ Denn seine drei Töchter hatten bis dato kein großes Interesse daran. Und auch ich selbst war zunächst perplex, da ich einen ganz anderen beruflichen Weg für mich ins Auge gefasst hatte. Die Idee hatte mich aber gereizt, sodass ich nach dem abgeschlossenen Studium zunächst einmal eine Kochlehre absolviert habe – das war meine Bedingung vor der Übernahme 1989. Denn bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht einmal Spiegeleier von Rühreiern unterscheiden.

Seit der Firmenübernahme hat sich einiges getan. Die Entwicklung führte weg von der klassischen Küche mit Metzgerei hin zu einer eigenen Manufaktur. Wie kam es dazu?

Nach der Übernahme hatten wir bereits früh die Idee, uns selbst zu vermarkten – und nicht für den Handel zu produzieren. So gibt es heute in unserer Manufaktur nichts, was wir nicht selbst herstellen. Wir haben eine eigene Bäckerei, Metzgerei, Brauerei, Imkerei, Brennerei, Patisserie, Pastaria und eine große Gemüseküche. Im Gegensatz zum Mainstream, der häufig Convenienceprodukte einsetzt, sind wir bei Gastromenü und Gastroevents zu 90 Prozent Eigenversorger. Denn wir sind leidenschaftliche Lebensmittelentwickler.

Weil ihn die angebotenen Teigwaren nicht überzeugten, entschied sich Thomas Eifert dazu, eigene Pasta herzustellen.
Weil ihn die angebotenen Teigwaren nicht überzeugten, entschied sich Thomas Eifert dazu, eigene Pasta herzustellen. (Quelle: Gastromenü)

Warum haben Sie sich dazu entschieden, die meisten Produkte selbst herzustellen?

Produkte, die wir herstellen, finden wir so nirgendwo anders: Das beginnt bei uns mit der Rezeptur – wir verwenden bis auf Nitritpökelsalz in der Metzgerei keinerlei Zusatzstoffe in unseren Produkten. Das gelingt uns nur, weil zwischen Herstellung und Verkauf höchstens 72 Stunden vergehen. Wir verarbeiten am liebsten frische Ware nach Bedarf und haben nur kurze Lieferketten.

Welches ist die schönste Aufgabe, die zu Ihrem Beruf gehört?

Ich entwickle gerne neue Dinge, ob nun Produkte oder Dienstleistungen bis zur Marktreife mit und freue mich dann immer diebisch, wenn ich mit dem neuen Produkt herausgehen kann, um dieses zu verkaufen.

Gibt es etwas, das Sie und Ihr Team erst kürzlich entwickelt haben?

Neu entwickelt haben wir aufgrund der Coronakrise z. B. unser digitales Event, bei dem wir es Unternehmen ermöglichen, ihre Veranstaltung live und digital an andere Firmenstandorte zu übertragen. Der eigentliche Clou daran: Alle Gäste, egal an welchem Standort, erhalten das gleiche Essen aus unserer Küche. Dieses liefern wir sicher gekühlt und hygienisch verpackt in Glas, also Mehrwegbehältnissen.

Auf welche Aufgabe(n) könnten Sie hingegen gut verzichten?

Etwas, das ich gar nicht leiden kann, ist leidiges Preisverhandeln. Etwas billiger zu machen, hieße auch immer, dass man es schlechter machen muss. Das wusste schon John Ruskin, der im 19. Jahrhundert das Gesetz der Wirtschaftlichkeit formulierte. Dieses verbietet, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Die Denkweise, für weniger Geld dennoch die gleiche hochwertige Leistung erhalten zu wollen, regt mich tierisch auf. Ich bin allerdings auch davon überzeugt, dass jeder die Kunden bekommt, die zu einem passen.

Was in puncto Preisfrage noch bedacht werden sollte: Wir Deutschen sind sehr empfänglich für Handys, Urlaube und lieben unsere Autos: Wenn eine Person heute 1 Liter synthetisches Motoröl kauft, damit sein Auto gut läuft, dann kostet das 25 Euro. Im Gegenzug ist diese Person aber nicht bereit dazu, für Olivenöl bester Pressung Geld auszugeben: 10 oder 15 Euro sind da häufig schon zu viel sind. Da muss ich mich aber schon fragen: Ist dir die Karre wirklich mehr wert als du selbst? Die Wertigkeit für Lebensmittel steigt an, leider aber noch sehr langsam.

Krankt genau an diesem Punkt auch, dass die Gemeinschaftsverpflegung generell und im Speziellen die Kita- und Schulverpflegung eventuell nicht den Wert zugesprochen bekommen, den sie erhalten sollten?

Gutes Kita- und Schulessen kann nicht billig sein. Meiner Meinung nach muss ein Kitaessen heute zwischen 4 und 5 Euro kosten, sonst taugt es nichts. An der Misere rund um Kita- und Schulverpflegung ärgert mich am meisten, dass unser Staat diese mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert – aufgrund der aktuellen Situation natürlich nicht – wenn der Caterer kurz mal die Kelle in die Hand nimmt, um das Essen auszugeben. Und das obwohl der Staat diese Einrichtungen für die Kinder zur Verfügung stellt.

Was sollte bzw. muss in Ihren Augen in puncto Kita- und Schulverpflegung passieren?

Unsere Landwirtschaftsministerin sollte sich dafür einsetzen, dass die Kita- und Schulverpflegung von der Mehrwertsteuer vollständig befreit wird und das Geld dann in die Qualität für Kita- und Schulessen fließen könnte. Allerdings ist es bislang leider so– und das ist für mich völlig unmoralisch – dass der Staat selbst an Kita- und Schulessen den größten Reibach macht.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

E-Mobilität bei Gastromenü

Warum Thomas Eifert künftig auf Elektrofahrzeuge für die Auslieferung der Speisen setzen will und was das mit dem Bau einer eigenen E-Tankstelle auf sich hat, lesen Sie im Interview in der aktuellen Ausgabe unseres Fachmagazins GVMANAGER auf S. 26f. Der Geschäftsführer von Gastromenü und Gastroevents gibt hier einen Einblick zum Status quo von Planung und Umsetzung.

Künftig will Thomas Eifert bei der Auslieferung von Speisen auf E-Mobilität setzen.
Künftig will Thomas Eifert bei der Auslieferung von Speisen auf E-Mobilität setzen. (Quelle: Gastromenü)

Thomas Eifert privat

Welche Hobbys hat Thomas Eifert und wie würden ihn seine Mitarbeiter charakterisieren? Das und mehr erfahren Sie mit einem Klick auf die u. s. Fragen.

Fahren Sie auch privat mit dem Elektroauto? Gibt es etwas, das Sie an einem Auto mit Verbrennermotor vermissen?

Ich selbst fahre einen Porsche Taycan und kann nur sagen, wenn Sie das Auto einmal gefahren sind, dann vermissen sie das klassische Auto nicht mehr. Ich finde das Fahrgefühl überwältigend. Wobei ich nichts verteufle, ich bin auch ein großer Fan von Dieselfahrzeugen – es wird sicherlich noch etliche Jahre beides geben.

Was tun Sie, um vom stressigen Berufsalltag abzuschalten?

Meinen Beruf empfinde ich nur manchmal als stressig; abschalten kann ich davon aber generell sehr gut. Ich habe Hobbys ohne Ende. Ich bin Oldtimer-Fan – aufgrund meines Werdegangs ist es vielleicht nicht verwunderlich, da ich Techniker bin – ich liebe alte Technik und sammle alte Autos. Meine Familie teilt dieses Hobby, sodass wir so manch langen Winterabend damit verbringen, gemeinsam an Oldtimern zu schrauben, bis diese wieder laufen.

Generell geht bei mir nichts über die Familie, sie spielt die wichtigste Rolle: Im Juli bin ich zum ersten Mal Opa geworden – meine Frau und ich könnten die Welt umarmen! Ob wir Zeit beim Grillen auf unserem Bauernhof verbringen oder gemeinsam etwas unternehmen, z. B. Radfahren oder Skifahren – mit der Familie zusammen zu sein, ist für uns das Wichtigste.

Gäbe es alternativ zu diesem einen anderen, den Sie sich für sich vorstellen könnten?

Einen Beruf, den ich mir für mich hätte auch vorstellen können, ist der des Architekten. Das, was mir an dieser Arbeit gefällt – der Entwurf, macht aber nur einen minimalen Bruchteil des Berufs aus. Vielmehr ärgern sich Architekten mit Handwerkern und Bauunternehmen – und das will ich nicht. Deshalb habe ich den für mich absolut richtigen Beruf, mein Traumjob – auch wenn ich mit diesem nicht gerechnet hätte.

Wie würden Ihre Mitarbeiter Sie in wenigen Worten beschreiben?

Das kann ich natürlich nur vermuten, ich denke aber, sie würden sagen: innovativ, sehr verlässlich und berechenbar, denn ich sage jedem, was ich denke und niemand muss hinterfragen, ob ich das so oder anders gemeint habe.

Was ist ihr Leibgericht? Was schmeckt Ihnen hingegen gar nicht?

Meine Leibspeisen sind ganz einfache Gerichte: Wir Schwaben lieben unsere Linsen und Spätzle mit Saitenwürstchen. Zudem mag ich unheimlich gerne gut gemachte Schmorgerichte, wie Rinderrouladen mit einer kräftigen, selbstgezogenen Sauce, Spätzle und schlonzigem Kartoffelsalat.

In unserem Hotel Lago haben wir ja auch ein Sternerestaurant, in das ich hin und wieder gerne gehe – aber eigentlich sind es doch die einfachen, bodenständigen, aber gut gemachten Gerichte, die ich liebe und mit denen ich aufgewachsen bin. Jagen kann man mich hingegen mit jeglicher Art von Innereien.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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