Anfang Februar erschien die bereits fünfte Auflage des Trendreports Ernährung, Ausgabe 2025. Veröffentlicht vom Nutrition Hub, bündelt er die Einschätzung von fast 200 Experten rund um die wichtigsten Ernährungstrends.
Inhaltlich haben vier renommierte Organisationen kooperiert: Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), die Dr. Rainer-Wild-Stiftung, EIT FOOD sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn.
Die Befragung unter 199 Ernährungsexperten gibt auf 74 Seiten Einblicke in die zehn wichtigsten Ernährungstrends 2025. Der Grundtenor: Verstärkt konzentrieren sich die Menschen auf die eigene Gesundheit und kombinieren nachhaltige und gesunde Ernährung.

Trend 1: Pflanzenbetonte und flexitarische Ernährung
Der Spitzenreiter unter den zehn Ernährungstrends ist die pflanzenbetonte und flexitarische Ernährung. Statt auf Verbote scheinen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher auf einen entspannten Mix zu setzen.
Als pflanzenbetonte und flexitarische Ernährung definieren die Experten des Nutrition Hub dabei eine bewusste, pflanzenbasierte Ernährungsweise, die den Konsum von Gemüse, Hülsenfrüchten und pflanzlichen Alternativen zu Fleisch und Milch fördert. Sie kombiniert diesen Fokus mit einer flexiblen, undogmatischen Haltung gegenüber tierischen Produkten – sowohl im eigenen Haushalt als auch in der Außer-Haus-Verpflegung.
Trend 2: Personalisierte Ernährung
Eine Ernährung, die perfekt auf Gesundheitsziele, Lebensstil und ganz individuelle Bedürfnisse abgestimmt ist, klingt nach Zukunftsmusik? 69 Prozent der befragten Experten sehen den Trend zur personalisierten Ernährung weiter wachsen – vor allem Fachkräfte aus den Bereichen Beratung und Therapie (73 Prozent) sowie Produktentwicklung (84 Prozent). Individuelle, maßgeschneiderte Ernährungsprogramme sollen zu optimalem Wohlbefinden und besserer Leistung führen.
Die Definition laut Nutrition Hub: Die personalisierte Ernährung setzt auf maßgeschneiderte Ernährungsansätze, die auf die individuellen Bedürfnisse einer Person abgestimmt sind. Dabei werden genetische Faktoren, persönliche Vorlieben und Lebensumstände berücksichtigt, um die Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern. Auch geschlechtsspezifische und situationsabhängige Angebote spielen eine Rolle.
Trend 3: Nachhaltige und klimafreundliche Ernährung
Klimaschutz ist längst nicht nur ein guter Vorsatz: 64 Prozent der befragten Ernährungsprofis sind überzeugt, dass der Ernährungstrend zur nachhaltigen und klimafreundlichen Ernährung immer relevanter wird. Es setzt sich ein neues Bewusstsein durch, das individuelle Gesundheitsziele und Selbstfürsorge mit einer respektvollen Haltung zur Umwelt verbindet.
Laut Nutrition Hub-Definition zielt nachhaltige und klimafreundliche Ernährung darauf ab, die Umweltbelastung zu verringern, indem verstärkt auf lokale, saisonale und Bio-Lebensmittel sowie Ersatzprodukte gesetzt wird. Zudem fördert sie die regenerative Landwirtschaft. Weil darüber hinaus weniger Lebensmittel verschwendet werden, trägt dieser Ernährungstrend dazu bei, Ressourcen zu schonen.
Trend 4: Funktionelle Lebensmittel
Vitamin-Gummibärchen gegen Müdigkeit? Proteinriegel für den extra Power-Boost? Für 63 Prozent der befragten Experten steht fest: Funktionelle Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel werden zunehmend ein fester Bestandteil der Ernährung und der Markt wird weiter wachsen.
Dabei verstehen die Experten unter „Funktioneller Ernährung“ den Verzehr von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, die gezielt die Gesundheit fördern sollen. Erhofft wird unter anderem, auf diese Weise das Immunsystem zu stärken, die Stimmung zu verbessern, die Gehirnleistung zu steigern oder die Hautgesundheit zu unterstützen.
Trend 5: Ernährung für den Darm
Das frühere Tabuthema Verdauung ist ein echter Gesundheits-Hotspot geworden. 59 Prozent der Experten sehen Darmgesundheit als weiter wachsenden Ernährungstrend.
„Ernährung für den Darm“ beschreibt dabei laut Trendreport den Verzehr von funktionellen und fermentierten Lebensmitteln, die die Verdauung unterstützen und die Darmgesundheit fördern sollen. Dazu zählen auch ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, die wichtig für eine gesunde Darmflora sind.
Trend 6: Blutzuckerfreundliche Ernährung
Die blutzuckerfreundliche Ernährung zielt laut Nutrition Hub darauf ab, den Zuckerkonsum und die Aufnahme von Kohlenhydraten zu reduzieren und gleichzeitig den Verzehr von proteinreichen Lebensmitteln zu erhöhen. Sie fördert ein stärkeres Bewusstsein für den Zuckergehalt der Lebensmittel. Das Ziel dabei ist es, den Blutzuckerspiegel so stabil wie möglich zu halten.
51 Prozent der Ernährungsexperten gehen davon aus, dass der Trend zur blutzuckerfreundlichen Ernährung weiter zunehmen wird.
Trend 7: Alkoholfreie und alkoholreduzierte Ernährung
Gin Tonic ohne Gin? Kein Problem! Alkoholfreie Alternativen erobern nicht nur die Gläser der Gen Z, sondern begeistern zunehmend Menschen aller Altersgruppen. Warum? Weil die eigene Gesundheit im Fokus steht. Kein Wunder also, dass 50 Prozent der befragten Ernährungsprofis glauben, dass dieser Ernährungstrend weiter an Fahrt aufnimmt.
Alkoholfreie und alkoholreduzierte Ernährung beschreibt die Entwicklung, vermehrt Getränke mit wenig oder ganz ohne Alkohol zu sich zu nehmen. Das Motiv: gesundheitliche Vorteile, ohne auf Genuss zu verzichten.
Trend 8: Terrapy: natürliche Ernährung
Selbstgemachtes gibt es nur bei Oma? Weit gefehlt! Immer mehr Menschen schwingen den Kochlöffel – und zwar nicht nur für die nächste TikTok-Pasta, sondern als Statement für Gesundheit und Nachhaltigkeit. Laut 44 Prozent der Ernährungsexperten wird sich dieser Trend weiter verstärken.
„Terrapy“, eine „natürliche Ernährung“ setzt laut Trendreport auf den Verzehr von unverarbeiteten und/oder Bio-Lebensmitteln. Die Zubereitung frischer, hausgemachter Mahlzeiten, soll sowohl Gesundheit als auch Nachhaltigkeit fördern. Dieser Ansatz ist ein Gegentrend zum Konsum von hoch- verarbeiteten Lebensmitteln (ultra-processed foods) und betont die Rückkehr zu natürlichen, unverfälschten Nahrungsmitteln.
Trend 9: Snacking
Funktionelle Snacks, cleane Zutaten und ein Fokus auf individuelle Ernährungsziele bestimmen den neuen Snacking-Lifestyle, der laut 34 Prozent der Ernährungsprofis immer relevanter wird.
„Snacking“ beschreibt laut Nutrition Hub eine veränderte Essgewohnheit, bei der das Abendessen zur Hauptmahlzeit wird und Snacks über den Tag hinweg konsumiert werden. Dies geht oft mit einer Zunahme von Fertigprodukten und Mahlzeiten zum Mitnehmen einher.
Trend 10: Achtsamkeit und Bildung
In einer Welt, die von ständigem Tempo und Ablenkungen geprägt ist, hat sich ein Trend etabliert: die Achtsamkeit in der Ernährung. Es geht darum, das Essen bewusst wahrzunehmen, es wertzuschätzen und ein Gespür für die Signale unseres Körpers zu haben. 30 Prozent der Ernährungsexpertinnen und -experten sagen, dass sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren weiter verstärken wird.
„Achtsamkeit und Bildung“ bezieht sich dem Nutrition Hub nach auf eine bewusste, achtsame Ernährungsweise. Diese wird durch gezielte Ernährungsbildung unterstützt. Dies umfasst auch spezielle Angebote für bestimmte Zielgruppen, die sich bewusst und gesund ernähren wollen.
Fazit



„Dieser Trendreport zeigt: Viele sind bereit für Veränderung”, resümiert Dr. Simone K. Frey, Gründerin von Nutrition Hub. „Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern um bewussten Genuss und eigenverantwortliche Entscheidungen.”
Den vollständigen Trendreport Ernährung 2025 gibt es zum Download auf der Nutrition-Hub-Webseite.
Methodik
Der Trendreport Ernährung 2025 basiert auf den Einschätzungen von 199 Fachleuten aus verschiedenen Bereichen des Ernährungssektors wie:
- Ernährungsberatung und -therapie (37 %),
- Wissenschaft, Forschung und Lehre (25 %),
- Content Creation, Kommunikation und PR (13 %),
- Sonstige Bereiche (11 %),
- Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb (10 %) sowie
- Verbraucherschutz und -bildung (5 %).
Die Befragung der Fachleute fand im Zeitraum vom 14. bis 25. Oktober 2024 statt. Die Expertinnen und Experten nahmen freiwillig und unentgeltlich teil.
Der Trendreport Ernährung 2025 wurde von einem Expertenkonsortium unter der Leitung von Dr. Simone Frey gemeinsam mit Dr. Barbara Kaiser (BZfE), Dr. Silke Lichtenstein (Dr. Rainer Wild-Stiftung), Prof. Dr. Carolyn Hutter (DHBW) und Gulsah Uysal (EIT Food Region West) konzipiert und umgesetzt.
Über Nutrition Hub
Nutrition Hub ist Deutschlands größtes Netzwerk für Ernährungsexperten. Das Netzwerk bringt Wissenschaft, Start-up-Szene sowie Entscheider aus der Industrie zusammen, um die Zukunft der Ernährung zu gestalten. Die seit 2025 gemeinnützige Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, eine gesunde und wertschätzende Ernährung durch die Verbreitung von fundiertem Ernährungswissen in der Gesellschaft zu stärken.
Quelle: Nutrition Hub

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