LAP Coffee Ralph Hage
Quelle: LAP Coffee

LAP Coffee: Kaffee unter Menschen

LAP Coffee – das steht für „Life Among People“ (Deutsch: Leben unter Menschen). In Berlin und München gibt es inzwischen mehrere Filialen, weitere Standorte (auch in Hamburg) sind in Planung. Das Konzept: kleine, kompakte Cafés, ein reduziertes Sortiment, schnelle Abläufe – und trotzdem Spezialitätenkaffee. Während viele Berliner Kaffeebars unter Preisdruck stehen, bietet LAP Coffee Espresso für 1,50 Euro oder Cappuccino für 2,50 Euro an. Kritiker befürchten dadurch einen Preisverfall am Markt. Doch die Betreiber betonen: Effizienz, Prozessdesign und Technologie ermöglichen faire Preise, ohne Kompromisse bei der Qualität.

Im Gespräch mit Kaffee & Co. erklärt Ralph Hage, wie die Preisstrategie funktioniert, warum sie auf Vollautomaten setzen und wie sie Community in den Kiezen leben wollen.

Herr Hage, Sie werben mit dem Slogan „Life Among People“. Was bedeutet das für Sie im Alltag der Cafés?

Die Idee hinter LAP ist es, der jüngeren Generation ein neues, frisches, lokales und unkompliziertes Kaffeeerlebnis zu bieten. Es ist erschwinglicher und gleichzeitig ein Gemeinschaftserlebnis (digital, inklusiv und lokal).

„Life Among People“ (D: unter Menschen leben) funktioniert nur, wenn die Qualität erschwinglich bleibt. Deshalb basieren unsere Preise auf einem durchdachten Prozessdesign – und nicht auf billigeren Bohnen oder gekürzten Löhnen. Ein kleiner Fußabdruck, eine fokussierte Speisekarte und digitale Arbeitsabläufe senken die Kosten pro Tasse, den Abfall und die Wartezeit. Präzise Geräte sorgen für eine gleichbleibende Extraktion, während die Baristas im Mittelpunkt stehen und mehr Zeit für die Gastfreundschaft aufwenden können.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Gäste hochwertigen Kaffee in der Tasse bekommen?

Was die Qualität selbst angeht, beginnen wir bei der Quelle: Wir servieren Spezialitätenkaffee (in der Regel SCA 84 bis 87 – das sind die besten fünf bis zehn Prozent der Kaffeesorten weltweit) von Produzenten wie der Santa Cecilia Farm in Minas Gerais, Brasilien, geröstet von unserem Berliner Partner 19grams, mit langjährigen Beziehungen und ethischer Beschaffung vom Anbau bis zur Tasse.
Wir wählen diese Bandbreite, weil die meisten Gäste den Unterschied zwischen Standardkaffee und Spezialitätenkaffee deutlich schmecken können, während der Preis fair und begründbar ist.

Unser Matcha wird übrigens nachhaltig in Uji, Kyoto, angebaut und ist bio-zertifiziert, schattengewachsen und von zeremonieller Qualität. Er wird regelmäßig auf Schwermetalle getestet.

Kritiker fragen sich, wie man bei so niedrigen Preisen Qualität sichern kann. Wie gehen Sie dabei vor?

Niedrigere Preise sind das Ergebnis einer intelligenten Prozessoptimierung und geringerer Gesamtkosten. Der Erfolg hängt von der Kaffeequalität und Innovation ab, sodass Stammkunden wegen des Geschmacks wiederkommen.
Wir haben die Kostenstruktur neu aufgebaut: Geringer Platzbedarf + effiziente Layouts reduzieren die Einrichtungskosten. Automatisierung und Vorbestellungen reduzieren Fehler und beschleunigen den Service. Straffe SKU-Strategie, aber kreativ und lokal – zuverlässige Beschaffung in großen Mengen. Wir versuchen zu verstehen, was unsere Gäste lieben und als Nächstes wollen, indem wir sie fragen und kontinuierlich nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen, um das zu ersetzen, was nicht funktioniert. Keine Marketingausgaben; wir wachsen durch Community-Pull und Mundpropaganda. So können wir die Kernpreise senken und gleichzeitig eine gesunde Stückkostenstruktur aufrechterhalten.

Wie schaffen Sie es, mit einer einzigen Röstung verschiedene Getränke abzudecken?

Wir rösten auf Vielseitigkeit: Unsere Hausmischung hat ein mittleres Profil, das für das gesamte Menü geeignet ist, sodass derselbe Kaffee einen ausgewogenen Espresso, Cappuccino oder Americano ergibt. Das reduziert Abfall und Komplexität; die Effizienzgewinne zeigen sich in fairen Preisen an der Kasse.

Quelle: LAP Coffee

Können Sie etwas zu Ihrer Brühtechnik und den verwendeten Geräten sagen?

Im Laden bedeutet Geschmack Extraktion plus Konsistenz. In der Praxis bedeutet das, dass der Extraktionsgrad und die Gesamtmenge an gelösten Feststoffen (TDS) innerhalb eines engen, wiederholbaren Bereichs gehalten werden müssen. Wir mahlen mit einer Mahlkönig EK43, um eine enge Partikelgrößenverteilung und geringe Rückstände zu erzielen.

Viele Massenmarkt-Kaffees sind keine Spezialitätenkaffees und werden sehr dunkel geröstet, um Mängel zu überdecken, was die Menschen dazu veranlasst, Milch und Zucker hinzuzufügen, um die verbrannten Noten abzurunden. Unser Filterkaffeemaschine ist eine 3Temp Plus und bietet eine präzise Temperaturregelung und programmierbare Wasserimpulse, die einen V60-Handaufguss mit gleichbleibender Geschwindigkeit und hohem Volumen nachahmen. Wir lieben das Batch-Brewing wegen seiner Einfachheit und Konsistenz für einen skalierten Arbeitsablauf und die Bequemlichkeit, die unsere Gäste benötigen. Das heißt nicht, dass es unausgereift ist; es hat Dutzende von Stunden Forschung und Entwicklung und unzählige Kannen Kaffee gekostet, um unser Batch-Brewing zu entwickeln.

Sie setzen bei Espresso auf Vollautomaten – warum?

Für Espresso verwenden wir vollautomatische Eversys-Technik, um wichtige Variablen in Stoßzeiten zu kontrollieren: stabile Brühtemperatur und -druck, präzise Volumenmessung, Kalibrierung der Mahlzeit und Rezeptverwaltung nach Getränk. Es ist kein Vollautomat, sondern eine traditionelle automatisierte Siebträgermaschine.
Unser Hausrezept hat einen engen Spielraum. Die Milchtextur bleibt dabei eine menschliche Handwerkskunst – wir schäumen sie auf 60–65 °C, um einen feinen Mikroschaum und Süße zu erzielen. Selbst die beste Automatisierung kann das Gefühl und das Gehör eines ausgebildeten Baristas nicht vollständig ersetzen.

Welche Rolle spielt das Gästeerlebnis in Ihrem Konzept?

Die meisten Verbraucher können heute verbrannt von ausgewogen, wässrig von richtig extrahiert, harte Säure von klarer Frische unterscheiden. Wir legen Wert auf diese alltägliche Klarheit statt auf Effekthascherei: weniger Variablen, engere Toleranzen und die Aufmerksamkeit des Personals für den Gast. In Deutschland wird Kaffee unterwegs getrunken – etwa sieben von zehn Tassen sind zum Mitnehmen. Wir bieten eine einfache, schnörkellose Erfahrung, die durch verschiedene Berührungspunkte aufgewertet wird. Unser Format ist kompakt und schnell gestaltet, während die Interaktion menschlich bleibt: Augenkontakt, ein Name, ein fairer Preis.

Ihr Wachstum ist bemerkenswert. Nach welchen Kriterien wählen Sie neue Standorte?

Die gleiche Disziplin leitet das Wachstum. Wir suchen nach Lücken, nicht nach Sättigung. Wir wählen oft zuvor leerstehende Mikrostandorte, die größere Cafés nicht nutzen können, und eröffnen nur dort, wo eine klare Nachfrage besteht und die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Einheiten für sich steht. Jeder Standort spiegelt sein Viertel wider und bewahrt gleichzeitig die DNA von LAP: Erschwinglichkeit, Zugänglichkeit, Service, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht.

Unsere Lösung zu Ladengrößen: Kleine Verkaufsflächen sorgen für faire Preise und schnellen Service. Weniger Sitzplätze, mehr Dynamik – die Atmosphäre findet ihren Weg.

Quelle: Daniel Nguyen/LAP Coffee

Wie setzen Sie den Anspruch einer „Community“ konkret um?

Die Arbeit in der Community ist praktisch und kleinräumig: lokale Einstellungen, Einladungen an Nachbarn und kostenloser Kaffee an Eröffnungstagen, fortlaufende Anreize für wiederverwendbare Becher, Musik und Wandfläche für Künstler aus der Umgebung. Kontinuität über einen längeren Zeitraum ist uns wichtiger als einmalige Events.

Welches Ziel verfolgen Sie mit LAP Coffee langfristig?

Unsere Mission ist es, mit hochwertigen Produkten, fairen Preisen und einer Sauberkeit, die jeden Tag Freude bereitet, tägliche Rituale zu schaffen. Wir respektieren Unabhängige; in einer Stadt mit Tausenden von Cafés ist unser Fußabdruck winzig. Unser Ziel ist es, den Markt zu erweitern, indem wir Menschen, die selten Kaffee kaufen, zu einer täglichen Tasse auf Spezialitätenniveau einladen. Wenn wir das Ziel verfehlen, sagen Sie es uns – wir werden uns anpassen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Kaffee & Co.-Chefredakteur Michael Teodorescu

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Bild von Michael Teodorescu

Michael Teodorescu

Als Chefredakteur der Fachmagazine first class und Kaffee & Co. widmet sich Michael Teodorescu seit 20 Jahren mit Leidenschaft den Themen Getränke, Kaffee und Gastronomie. Mit Gastro-Erfahrung und einem besonderen Gespür für Trends und Innovationen in der Branche verbindet er fundiertes Fachwissen mit einem starken Netzwerk. Sein Ziel: Leser mit spannenden Insights, praxisnahen Tipps und inspirierenden Geschichten rund um Genuss und Gastfreundschaft zu begeistern.

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