Buy Better Food ist eine von der Europäischen Union initiierte Kampagne, die mit den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und der Farm-to-Fork-Strategie der EU verbunden ist. Mehr ökologische Produktion, kürzere Lieferketten, bessere Arbeitsbedingungen und der Konsum gesünderer Lebensmittel und Getränke in der Gemeinschaftsverpflegung durchzusetzen, sind die Ziele. Zudem sollen bis 2030 mindestens 20 Prozent Bio-Produkte u. a. in der Schulverpflegung eingesetzt werden. Dafür wurde eine Petition für gesunde Schulmahlzeiten in die Öffentlichkeit gebracht; Basis bildet das „Manifest für nachhaltige Lebensmittelbeschaffung“. Das Deutsche Netzwerk Schulverpflegung e. V. engagiert sich für die Aktion.
„Uns geht es vor allem darum, dass alle Schulkinder Zugang zu wenigstens einer ordentlichen Mahlzeit am Tag haben, dass der rasante Übergewichtsanstieg eingedämmt wird und Kinder Esskultur lernen.“
Peter Defranceschi

Was ist Buy Better Food?
Buy Better Food (BBF) ist eine europäische Kampagne, die vom ICLEI koordiniert wird. Das ICLEI ist ein europäisches und global agierendes Netzwerk von kleinen und großen Städten, die entschlossen den Weg der nachhaltigen Entwicklung gehen. BBF setzt sich für eine nachhaltige und gesunde Gemeinschaftsverpflegung ein, besonders in Schulmensen.
Peter Defranceschi von ICLEI, Koordinator von Buy Better Food, im Interview über die Philosophie und den aktuellen Status quo zur Umsetzung der Aktion.
Herr Defranceschi, welches Anliegen verfolgen Sie mit der Aktion Buy Better Food?
Buy Better Food setzt sich für eine nachhaltige und gesunde Gemeinschaftsverpflegung ein, besonders in Schulmensen. Derzeit verfolgen wir zwei Zielsetzungen als konkrete Inspiration für die Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie der EU: Das Manifest für Mindeststandards in öffentlichen Kantinen (bald auch auf deutsch) zeigt Ziele, Beschaffungs- und Nachweiskriterien, sowie weitere Umsetzungsmöglichkeiten für sieben Bereiche nachhaltiger Gemeinschaftsverpflegung:
- gesundes Essen,
- bio und agrarökologisch,
- sozialgerecht,
- fair gehandelt,
- klimafreundlich,
- Unterstützung von kleinen Landwirtschaftsbetrieben und
- Unterstützung von Tierwohl.
Das Manifest wird bereits von mehreren Städten und Regionen offiziell unterstützt. Die Petition für eine gesunde Mahlzeit für jedes Kind in jeder Schule spricht sich für mindestens eine gute (warme) Mahlzeit aus (sozialgerecht, da nicht alle Schulen und Länder Mahlzeiten vorsehen); für ein gesundes Essen und gegen Junkfood (eines von drei Schulkindern in Europa ist bereits von Fettleibigkeit betroffen), und Ernährungsbildung und Kochen in Schulen (Vernetzung mit der Region, Essenskultur und -tradition, Ernährungssicherheit).
Mit welchen praktischen Ergebnissen rechnen Sie?
Mit dem Manifest und der Petition inspirieren wir bereits jetzt viele Kommunen und Regionen. Zusammen mit begleitenden EU-Projekten werden wir die Vorschläge in Ausschreibungen umsetzen. Mitte Oktober 2022 haben wir beide offiziell der Europäischen Kommission übergeben, damit die konkreten Ideen und Kriterien in den Gesetzesvorschlag für nachhaltige Ernährungssysteme einfließen. Dieser sollte bis Oktober 2023 vorliegen.
Wichtig ist, dass es vielen lokalen, regionalen, nationalen und europäischen Entscheidungsträgern bewusst wird, dass Schulen Katalysatoren für eine nachhaltige Ernährungswende sein können und es wichtig ist, dass Kinder gesund essen. Sie sollten von klein auf lernen, was eine gute, verantwortungsbewusste Ernährung im Einklang mit der regionalen Lebensmittelkultur bedeutet.
Wo stehen Sie aktuell mit der Aktion Buy Better Food?
Noch ein paar 100 Unterschriften und wir haben das erste Ziel von 10.000 Unterschriften für gesunde Mahlzeiten mit Ernährungsbildung für jedes Schulkind erreicht. Die Petition liegt nun in zehn Sprachen vor. Von der Europäischen Kommission hinunter bis zu europäischen Kleinstädten ist das politische Interesse groß. Erst kürzlich war sogar eine Delegation von Minister Cem Özdemirs Parteikollegen aus Baden-Württemberg bei uns im Brüsseler Büro. Es tut gut, zu sehen, dass sich einiges bewegt.
Uns geht es vor allem darum, dass alle Schulkinder Zugang zu wenigstens einer ordentlichen Mahlzeit am Tag haben, dass der rasante Übergewichtsanstieg eingedämmt wird und dass Kinder Essenskultur lernen und wo die Lebensmittel aus der Region herkommen. In den Schulen kann die nachhaltige Ernährungsstrategie nachhaltig gedeihen.
Wer kann sich an Buy Better Food beteiligen und mitmachen?
Die Petition kann jeder unterschreiben: umso mehr, desto besser! Wir sind derzeit bei über 9.000 Unterschriften. Wir sind ein Netzwerk von Kommunen und Regionen und unsere Datenbank ist in dieser Hinsicht beschränkt. Politisches und mediales Interesse haben uns sehr geholfen.
Für das Manifest suchen wir eher Kommunen, Regionen und Länder, die zur Unterstützung ihr Logo geben möchten. Wir können dann der Europäischen Kommission zeigen, dass europaweit ein Interesse für das Thema und unsere Forderungen da ist.
Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang das Eckpunktepapier der deutschen Bundesregierung zur Ernährungsstrategie und den darin gemachten Äußerungen zum Schulessen?
Wir verfolgen mit Spannung den partizipativen Prozess der deutschlandweiten Entwicklung einer Ernährungsstrategie. Wir begrüßen den Fokus auf die Förderung der Gemeinschaftsverpflegung und dabei vor allem die Förderung von gesunder und nachhaltiger Ernährung für alle Kinder in Schulen und Kitas. Dies ist auch uns ein großes Anliegen dem EU-Projekt SchoolFood4Change, wo neben Essen und Nürnberg auch die Organisation Speiseräume (Kantine Zukunft) als Projektpartner dabei sind, die auch am partizipativen Prozess der Entwicklung der Deutschen Ernährungsstrategie beteiligt sind.
Mir gefällt, dass die Sache pragmatisch und nicht überheblich angegangen wird: gesundes Kantinenessen für alle, und es ist klar, dass eine pflanzenbetonte Ernährung auch hilft, sich eine nachhaltige, regionale Verpflegung zu leisten.
Ich würde auch Kochen ins Schulprogramm aufnehmen: Das fördert gesündere Ernährungsgewohnheiten, mehr regionale, ökologische Landwirtschaft und wohl auch Ernährungssicherheit, wenn junge Menschen wissen, wie sie saisonale Lebensmittel kochen, anstatt nur die Mikrowelle mit Fertiggerichten zu bedienen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie
Kritiker wie das Bündnis #ErnährungswendeAnpacken bemängeln fehlende konkrete Ziele im Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Cem Özdemir hat sich den Fragen im Interview gestellt.
Quelle: B&L MedienGesellschaft