Waren an der Müritz fand 150 n. Chr. erstmals namentlich Erwähnung in der Geschichtsschreibung Mecklenburg-Vorpommerns und gilt daher als eine der ältesten Siedlungen der Region. Ein Fachwerkhaus mitten im Ort blickt zwar nicht ganz so lang in die Vergangenheit, bewegt ist seine Geschichte dennoch: Heute heißt es Hotel Waren an der Müritz. Bereits 1698 erbaut, beherbergte es ab 1729 als erstes Haus am Platz die Familie des Bürgermeisters. Derselbe fügte damals zwei benachbarte Fachwerkhäuser zusammen und baute auf sein vergrößertes Heim zusätzlich ein drittes Stockwerk. Auf diese Weise gab er dem Gebäude sein finales Gesicht als höchstes in der Altstadt, so wie es der Besucher auch heute noch vorfindet.
Thomas Döbber-Rüther, Geschäftsführer des Rheinhotels Dreesen, hat sich dem architektonischen Schmuckstück vor zwei Jahren gemeinsam mit seiner Frau Mandy angenommen. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde zusammen mit Partnern aus der Region renoviert und verfügt heute über 12 Gästezimmer, die Mandy Döbber-Rüther seit April 2022 unter dem Namen Hotel Waren an der Müritz führt.
Die Geschichte des Hauses sichtbar werden zu lassen war den Hoteliers von Beginn an sehr wichtig. Deshalb erinnert das extra eingerichtete „Bürgermeisterzimmer“, das als Aufenthalts- oder Leseraum für Übernachtungsgäste fungiert, bewusst an vergangene Zeiten. Beim Interieur haben sich die Döbber-Rüthers an historischen Vorgaben des 17. und 18. Jahrhunderts orientiert. „Es gibt Beschreibungen von Möbeln und Materialien aus der Zeit. Wir haben Wandpaneele aus Eichenholz und Textiltapeten in Petrol, weil damals eher dunklere, gedeckte Töne dem Zeitgeist entsprachen“, erklärt der Hausherr.
Geschichte erleben im Hotel Waren an der Müritz
Das Gebäude, in dem sich heute das Hotel Waren an der Müritz befindet, hatte über die Jahrhunderte viele Funktionen. Ab 1841 drückten in den felsigen Gewölbekellern fast einhundert Jahre lang Druckmaschinen die neuesten Nachrichten für die Warener Zeitung aus ihren Walzen. Der gemalte Schriftzug „Warener Zeitung“ an der Fassade des Hauses und Haken zur Befestigung der Druckmaschinen im Keller zeugen von dieser Zeit. „Der Schriftzug über dem Eingang darf auch nicht verändert werden, der steht unter Denkmalschutz“, sagt Thomas Döbber-Rüther.
Nach dem Krieg fanden Flüchtlinge in den Mauern Schutz, die zeitweise auch als Eiersammelstelle oder Supermarkt genutzt wurden. Während der DDR-Zeit stand das Haus überwiegend leer, 1999 entstand darin das erste Mal ein kleines Hotel.
Familiäre Atmosphäre

„Alles, was wir machen, machen wir individuell, davon lebt so ein kleines Haus wie wir.“
Thomas Döbber-Rüther
Wenn alle Betten belegt sind, können bis zu 32 Gäste im Hotel übernachten. Neben frischen Brötchen, hausgemachter Marmelade und Honig vom Imker gibt es deshalb Spiegeleier, Omelette oder Rührei morgens nur auf Bestellung. „Alles, was wir machen, machen wir individuell, davon lebt so ein kleines Haus wie wir“, sagt Thomas Döbber-Rüther. Den vertrauensvollen Umgang mit den Gästen zeigt auch ein Kühlschrank auf dem Hotelflur, dem die Gäste jederzeit Getränke entnehmen können. Bezahlt werden diese in einer „Kasse des Vertrauens“. Das Prinzip funktioniere tadellos, hält Thomas Döbber-Rüther fest.
Nachhaltiger Komfort
Natürlich dürfen die Gäste auch neuzeitlichen Komfort erwarten, wenn sie das Hotel Waren an der Müritz besuchen: Hochwertige Betten der Fränkischen Bettwarenfabrik oder die technischen Voraussetzungen für hybride Meetings im Konferenzraum. Bei der Ausstattung wurde aber ebenso wie beim Speisenkonzept darauf geachtet, dass Produkte aus der Region stammen und so umweltverträglich wie möglich hergestellt sind. Maßnahmen wie Bettwäsche aus recyceltem Plastik und viel Holz sowie ein Belohnungsprinzip für Gäste, die nicht täglich ihr Zimmer gereinigt haben wollen, bescheren dem Haus eine klimapositive Bilanz. Die Döbber-Rüthers begrüßen es zudem, wenn Gäste mit dem Zug anreisen.
Das Hotel hat aber auch einen eigenen Parkplatz, der einst für Kutschen gebaut wurde und deshalb auch schmaler bemessen ist, aber das gehört schließlich zum historischen Ambiente des denkmalgeschützten Gebäudes. „Unsere Gäste kommen vor allem wegen der Geschichte des Hauses zu uns. Sie suchen speziell Hotels wie unseres aus. Wir sind nicht günstig, aber den Gästen ist es das Erlebnis wert“, schließt Thomas Döbber-Rüther.
Privathotellerie bringt Vorteile
Warum Thomas Döbber-Rüther ein Verfechter des Historischen und der Privathotellerie ist, erzählt er im Interview.
Quelle: B&L MedienGesellschaft