Wieso es sich lohnt, in ein denkmalgeschütztes Gebäude zu investieren, erklärt Hotelier Thomas Döbber-Rüther.
Herr Döbber-Rüther, was hat Sie an dem Fachwerkhaus in Waren so fasziniert?
Ich bin ein großer Freund und Verfechter des Historischen und der Privathotellerie und so ein Gebäude, wie das, welches wir jetzt gekauft haben, bekommt man heute gar nicht mehr. So ein Haus wird entweder vererbt oder es gehört der Stadt. Deshalb habe ich beim ehemaligen Verlagshaus der Warener Zeitung sofort zugeschlagen… bevor Marco Nussbaum es mir noch vor der Nase wegschnappt (lacht).
Hätten Sie auch ein neues Haus gebaut?
Ich hätte kein neues Haus gebaut, ich habe vielmehr dieses bestimmte Haus gesehen und musste es einfach kaufen. Ich kannte den Besitzer des Gebäudes und wusste, dass er es verkaufen möchte. Er hatte mich angesprochen und dann hat es keine fünf Minuten gedauert bis ich Ja gesagt habe.

„Ich habe dieses bestimmte Haus gesehen und musste es einfach kaufen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis ich Ja gesagt habe.“
Thomas Döbber-Rüther
Wie lauteten die Vorgaben des Denkmalschutzes?
Der Denkmalschutz hat zwei Dinge vorgegeben, die nicht verändert werden dürfen: Die Fassade muss so bleiben, also Farbe, Mauerwerk, Dachziegel und Fenster. Innen im Haus gibt es eine Treppe original aus dem Jahr 1698, da darf auch nichts verändert werden. Sie führt vom Erdgeschoss in den ersten Stock, weshalb ich sie habe einschalen lassen. Denn mir war das Holz aus dem 17. Jahrhundert zu schade für den Hotellalltag. Aber der Handlauf ist komplett original. Aber die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz war kein Problem. Dadurch, dass das Haus schon seit langer Zeit ein stadtbekanntes Objekt ist, ging alles relativ zügig.
Haben Sie irgendwelche Förderungen für den Umbau bekommen?
Unser Haus war geschlossen, als die Pandemie begonnen hat. Deswegen konnten wir keine Förderungen in Anspruch nehmen. Aber in Mecklenburg-Vorpommern gibt es einen Härtefallfond, für den ich mich beworben habe und hoffe, dass er auch bewilligt wird. Sonst gibt es bei uns nichts, was förderungsfähig wäre. Wenn Sie heute ein Hotel kaufen, dann ist das etwas anderes als noch vor 20 Jahren. Damals waren die Förderungen noch höher und auch die Töpfe noch größer.
Aber das war für uns nicht ausschlaggebend, denn wir wollten dieses Haus unbedingt erwerben und so haben wir die Finanzierung ganz klassisch mit der örtlichen Bank gemacht. Und wir haben zwar sehr viel Geld investiert, aber dafür müssen wir die nächsten zehn bis 15 Jahre auch nichts mehr machen, denn wir haben nur hochwertige Materialien verwendet. Alle Materialien, die wir verwenden, kommen aus der Region und sind nachhaltig. Der Fußboden, die Möbel und die Wandpaneele sind aus Eichenholz.
Welche Herausforderungen gab es während des Umbaus?
Die richtigen Materialien auszusuchen und zu finden ist in einer Zeit, in der es nicht alles gibt, sehr schwierig. Durch die Pandemie gab es natürlich auch Lieferengpässe und einige Handwerksbetriebe kamen nicht unbedingt dann, wenn man sie brauchte, denn die haben generell gerade alle sehr viel zu tun. Also es war schon schwierig alles in einem vernünftigen Zeitraum zusammenzubekommen.
Das Hotel Waren an der Müritz ist klimapositiv. Wie steht die Branche Ihrer Meinung nach in puncto Nachhaltigkeit insgesamt da?
Ich bin unter anderem froh, dass sich das Rheinhotel Dreesen früh um Geothermie gekümmert hat. Teilweise fehlt es Betrieben an Struktur. Da hat die Individualhotellerie einen riesengroßen Vorteil gegenüber den Ketten. Sie ist meist viel schneller und effektiver, so auch in der Energiefrage. Auch wenn es um den Fachkräftemangel geht, muss sich die Branche selbst an die Nase fassen. Ich mir selbst auch. Denn wir haben es nicht geschafft, Mitarbeiter so auszubilden, dass es ihnen Spaß macht, in der Hotellerie zu arbeiten. Wir haben das selbst zu verantworten.
Ich habe 1983 als Koch-Azubi bei Steigenberger angefangen. Und ich würde das heute auch wieder machen, denn damals habe ich dort viel gelernt. Man darf Auszubildende nicht als billige Arbeitskräfte einstellen, sondern man muss ihnen auch heute noch etwas beibringen und sich um sie kümmern. Es gibt viele Betriebe in Deutschland, die auch so arbeiten, die Ketten aber z.B. leider gar nicht. Also letzten Endes haben wir den Schwund selbst zu verantworten.
Planen Sie dennoch weitere Projekte?
Es gibt ein Hotel im Müritz Nationalpark, das Hotel Kranichrast mit 30 Zimmern. Da bin ich am überlegen, ob wir das nicht noch dazu nehmen. Das würde sehr gut zu unserem Stadthotel passen…
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Döbber-Rüther!
Hotel Waren an der Müritz
Um mehr Einblicke ins Innere des historischen Hotels zu bekommen, werfen Sie einen Blick in unser Hotelportrait Der Bürgermeister lädt ein.
Quelle: B&L MedienGesellschaft