Der Dehoga-Bundesverband fordert von der Ampelregierung, dass Kita- und Schulverpflegung gesund und finanzierbar bleiben. Im Gesprรคch dazu mit Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC.
Quelle: VDSKC

Motiviert ins Schuljahr 2023/24

Der Dehoga-Bundesverband fordert von der Ampelregierung, dass Kita- und Schulverpflegung gesund und finanzierbar bleiben. Im Gesprรคch dazu mit Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC.

Wie es scheint ist Ernรคhrung in Kita und Schule ein immerwรคhrendes Thema in den Bundeslรคndern, an den Schulen und in den Medien. Hat sich seit den Sommerferien die Lage entspannt, oder nehmen die Turbulenzen zu?

Der Dehoga-Bundesverband fordert von der Ampelregierung, dass das Essen in der Kita und Schule gesund und finanzierbar bleibt, denn in der Schule werde der Grundstein gelegt fรผr das spรคtere Essverhalten. Eine Steuererhรถhung auf 19 Prozent stehe im krassen Widerspruch zu den Zielen der Ernรคhrungsstrategie der Bundesregierung. Schulen und Kitas, Eltern und Kinder wie auch die Kita- und Schulverpfleger benรถtigen dringend Planungssicherheit fรผr 2024. Was sagen Kita- und Schulcaterer dazu? Im Gesprรคch mit Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des Verbands Deutsche Schul- und Kitacaterer e.V. (VDSKC), der mittlerweile 40 Mitglieder zรคhlt.

Herr Blauert, die Sommerferien sind vorbei und der Schulalltag fordert auch die Caterer. Wie ist die Branche ins neue Schuljahr gestartet?

Grundsรคtzlich starten wir immer motiviert in ein neues Schuljahr. Themen wie die Inflation und die hohen Preise fรผr Lebensmittel und Energie beschรคftigen uns aber weiter. AuรŸerdem sind viele Caterer angesichts der anstehenden Mehrwertsteuererhรถhung besorgt. Positiv ist, dass einige Stรคdte und Kommunen Unterstรผtzungsangebote auf den Weg gebracht haben, die Eltern entlasten und Caterern Planungssicherheit geben. Leider ist das noch die Ausnahme.

Nach wie vor sind aufgrund der aktuellen Lage vielerorts Preiserhรถhungen fรผr die tรคglichen Schulmahlzeiten geplant. Erhรถhte Essensgebรผhren sorgen derzeit fรผr Gesprรคchsstoff; in Chemnitz und aus Rostock kam die Meldung, dass man zukรผnftig von einem Preis von 8,50 Euro ausgeht. Wer soll das noch bezahlen? Werden wir ein Sterben der kleinen Unternehmen in Ihrer Branche erleben?

Eine Abschwรคchung der Inflation ist รผber die Sommerferien leider nicht eingetreten. Fรผr viele Cateringunternehmen ist die Lage daher weiter angespannt. Natรผrlich kรถnnen die Portionspreise nicht unendlich weiter steigen, denn Preise von acht Euro oder mehr sind niemandem zumutbar.

Wenn es wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist, Gemeinschaftsverpflegung als Geschรคftsmodell zu betreiben, werden sich nicht nur kleine, sondern auch grรถรŸere Unternehmen aus der Branche zurรผckziehen. Diese Entwicklung ist aber nicht unausweichlich. Hier sind politische Lรถsungen gefragt. Zukunftsfรคhige Konzepte, wie Familien entlastet und Bildungsgerechtigkeit hergestellt werden kann, sind in anderen europรคischen Lรคndern lรคngst Realitรคt โ€“ etwa das kostenlose Mittagessen fรผr alle Kita- und Schulkinder. Als Verband setzen wir uns schon lange fรผr die Einfรผhrung in Deutschland ein.

Sie haben jรผngst formuliert, das Schulessen nicht zum Luxusgut werden darf. Ab 1. Januar 2024 sollen wieder 19 Prozent Mehrwertsetuer anfallen, dazu sind bisher noch keine konkreten Entscheidungen gefallen, aber was wรผrde das fรผr die Schul- und Kitacaterer bedeuten?

Die Unternehmen kรถnnen die Steigerung um zwรถlf Prozentpunkte unmรถglich aus eigener Kasse leisten, d. h. die Kosten mรผssten an die Eltern und Kinder weitergegeben werden. Wir tun derzeit alles dafรผr, dass es nicht soweit kommt. Die Entscheidung liegt allerdings bei der Bundesregierung.

Wir kรถnnen nicht nachvollziehen, warum Schulverpflegung โ€“ eine Grundversorgung von Kindern โ€“ รผberhaupt besteuert werden muss, insbesondere, da Mensen an Universitรคten steuerbefreit sind.

Jedes fรผnfte Kind in Deutschland lebt in Armut oder ist davon bedroht. Gibt es eine MaรŸnahme, die insbesondere den รคrmeren Kindern in unserem Land schnell hilft?

Wenn sichergestellt wรคre, dass Kita- und Schulkinder in Deutschland tรคglich eine gesunde, warme Mahlzeit kostenfrei zur Verfรผgung gestellt bekommen wรผrden, wรคre ein riesiger Schritt Richtung Bildungsgerechtigkeit und Gesundheitsfรถrderung getan. Dass dieses Thema bei der Diskussion um Armut und Kindergrundsicherung รผberhaupt keine Berรผcksichtigung fand, ist fรผr uns unerklรคrlich. Es wรคre eine einfache, unbรผrokratische Hilfe, die zielgerichtet bei den Kindern ankommen wรผrde.

Es gibt mittlerweile Studien, die belegen, dass eine qualitativ hochwertige, kostenfreie Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen die Gesundheit und Leistungsfรคhigkeit dauerhaft und bis ins Erwachsenenalter verbessert. Diese Gelegenheit nicht zu nutzen, bedeutet eine Gesellschaft aktiv am Ausschรถpfen ihres Potenzials zu hindern.

Wie sehen Sie die zukรผnftige Arbeit des Verbandes der deutschen Schul- und Kitacaterer? Welche Schwerpunkte setzen Sie fรผr das nรคchste Jahr, wenn die Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz und auf eine adรคquate Mittagsversorgung haben?

Der VDSKC ist in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen. Wir haben viele tolle Cateringunternehmen aus dem ganzen Bundesgebiet als Mitglieder gewonnen und rechnen mit weiterem Zulauf. Daher geht es jetzt vor allem darum, Strukturen zu etablieren, die allen Beteiligten gerecht werden.

Wir leben von der aktiven Mitarbeit und Expertise unserer Mitglieder. Um deren Themen und Herausforderungen bestmรถglich zu adressieren, legen wir den Fokus auf den Ausbau der Landesverbรคnde und Fachressorts. AuรŸerdem wollen wir uns noch stรคrker als kompetenter und zuverlรคssiger Ansprechpartner fรผr die Politik in Ernรคhrungs- und Verpflegungsfragen profilieren.

VDSKC-Mitglieder produzieren tรคglich mehr als 500.000 Mahlzeiten fรผr die Gemeinschaftsverpflegung, 4.000 Mitarbeiter sind deutschlandweit bei unseren Mitgliedsunternehmen tรคtig. Wir haben also mittlerweile genug Gewicht, um auch bei den Entscheidungstrรคgern Gehรถr zu finden. Diese Mรถglichkeit wollen wir nutzen, sodass die Mittagsverpflegung flรคchendeckend qualitativ hochwertig und fรผr jedes Kind zugรคnglich wird.

Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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