Dr. Franziska Delgas hat nach der Geburt ihres Sohnes ein Kinderbuch veröffentlicht, das sich der Welt unserer Ernährung widmet. Ob ihr Blick auf die Verpflegung im Kindergarten dadurch kritischer ist?
Von Montag bis Freitag bekommt der vierjährige Sohn von Dr. Franziska Delgas ein warmes Essen im Kindergarten. „Wir haben das außerordentlich große Glück, eine eigene Köchin im Kindergarten zu haben“, berichtet die Ernährungswissenschaftlerin mit Promotion im Bereich Ernährungsmedizin und führt weiter aus: „Der Speiseplan ist mit viel Motivation sehr abwechslungsreich und bunt gestaltet und es wird täglich frisch gekocht, wofür ich super dankbar bin.“ Kein Wunder also, dass sie und ihr Mann mehr als zufrieden mit der Kitaverpflegung sind. „Diesen Luxus, dass unsere Kinder täglich frisch und abwechslungsreich gekochte Mahlzeiten genießen dürfen, wertschätzen wir wirklich extrem“, betont sie.
Denn die 34-Jährige kennt es auch anders – wenngleich sie auch einräumt, aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes etwas kritischer zu sein als es vielleicht andere Eltern sind. In einer vorherigen Kita sei es so etwa auch schon zu einigen Konfliktgesprächen gekommen, als es um die Speiseplangestaltung für die Kinder im Alter von einem bis drei Jahren ging; hier gab es z. B. fünfmal die Woche einen süßen Nachtisch. „Was in meinen Augen und im Sinne der Ernährungsbildung einer Betreuungseinrichtung eine falsche Erwartungshaltung transportiert – nämlich dass ein Nachtisch quasi immer zu einer Mahlzeit dazugehört“, führt die Mutter von zwei Kindern (vier bzw. ein Jahr) aus.
„Mein Vorschlag war hier damals extrem zuckerhaltige Nachspeisen wie kalter Hund oder Götterspeise zu ersetzen und auch öfter mal Obst – auch in Kombination mit Naturjoghurt – anzubieten.“
Ernährungsbildung wichtig für Bildungseinrichtungen
Das Thema Ernährungsbildung sieht Franziska Delgas als sehr wichtig für Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen. Die Gründe dafür: Zum einen verbringen die Kinder so viel Zeit in der Kita/Schule und an fünf von sieben Tagen die Woche dann eben auch einige Mahlzeiten (oft Frühstück und Mittagessen); Gelerntes können sie hier schnell zur Gewohnheit machen. „Zum anderen ist es für viele Kinder auch der einzige Ort, wo sie etwas über Ernährung lernen, weil es zuhause einfach kein Schwerpunkt ist oder eben auch familiäre Wissenslücken überbrückt werden können“, weiß die Ernährungswissenschaftlerin.
In ihrer Traumvorstellung gäbe es sowohl im Kindergarten als auch in der Schule eine breite Ernährungsbildung, die den Kindern das Thema ohne erhobenen Zeigefinger näherbringt: „Eine bunte und wertfreie Ernährungsbildung ist die Grundlage, um eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen“, betont sie. An der Zunahme von Essstörungen könne man erkennen, wie wichtig ein gesunder Umgang mit Essen sei. „Aspekte, wie die tatsächlich benötigte Menge von gewissen Nährstoffen, das wäre dann erst der nächste Schritt.“

„Der Speiseplan ist mit viel Motivation sehr abwechslungsreich und bunt gestaltet und es wird täglich frisch gekocht, wofür ich super dankbar bin.“
Dr. Franziska Delgas
Buchtipp: Eine Reise durch die Welt der Ernährung
Von der Verdauung bis hin zu regionalen Unterschieden beim Essen – Ernährung umfasst mehr als nur gesunde Lebensmittel. Das zeigt das Kinderbuch „Eine Reise durch die Welt der Ernährung“ von Dr. Franziska Delgas. Mit ihrem Buch strahlt die Autorin vor allem eine Überzeugung aus: Bereits den Kleinsten soll ein gesundes Verhältnis zum Thema Ernährung mit auf den Weg gegeben werden. Unterstützt wird ihr Text durch kindgerechte und bunte Illustrationen von Anika Rickelt.
Mit ihrem Kinderbuch „Eine Reise durch die Welt der Ernährung“ „entführt“ die Zweifachmutter Kinder ab drei Jahren in den kulinarischen Kosmos. „Unsere Ernährung und das Wissen darüber sind von Klein auf wichtig. Als Ernährungswissenschaftlerin und Mutter stellte ich mir die Frage: Wie vermittle ich ein grundlegendes Verständnis von Ernährung, ohne Fachjargon und komplizierte Details?“, blickt sie zurück. So durchforstete sie den Bücher-Markt, doch ein leicht verständliches Buch über die Grundlagen der Ernährung ohne Lehrbuchcharakter fehlte. „So entstand erst in meinem Kopf und bald auf Papier das Konzept zu diesem Buch.“
Das Sachbuch (19,90 Euro), geeignet für Kinder ab drei Jahren bis ins Grundschulalter, ist erhältlich auf der Website zum Buch. Ebenso steht dort Begleitmaterial kostenfrei zum Download verfügbar: So gibt es u. a. Malvorlagen zu den Themen „Mein allerallerliebstes Lieblingsessen“, „Was ich gestern gegessen habe“ sowie zum Gemüse-/Obstanbau, einen Fragebogen an die Eltern, in dem es Fragen wie „Was war das erste Lebensmittel, das ich als Baby probieren durfte?“ und „Gibt es ein traditionelles Gericht in unserer Familie?“ zu beantworten gilt sowie ein Experiment rund um Fett sowie ein Quiz, bei dem es gilt verschiedene Lebensmittel zuzuordnen. Auch in Kita und Schule kann damit das Thema Ernährung spielerisch aufgegriffen werden.

Ein weiteres Buch („Welche Nährstoffe braucht mein Kind? Eisen, Zink, Selen & Co.“) von Dr. Franziska Delgas erscheint im September beim Trias Verlag von Thieme: Hierbei handelt es sich um einen Ratgeber für Eltern zum Thema Nährstoffe für Kinder.

Sarah Wiener Stiftung:
praktische Ernährungsbildung
Sarah Wiener widmet sich mit der Sarah Wiener Stiftung und dem Projekt Ich kann kochen seit 18 Jahren der Ernährungsbildung von Kindern. Wie diese ganz praktische Ernährungsbildung aussieht und welche Motivation dahinter steckt, hat die bekannte Köchin im Interview erzählt.
Quelle: B&L MedienGesellschaft