Bekannt und populär sind Torsten und Sascha Wett durch Instagram und ihren Foodblog „Die Jungs kochen und backen“. Dass sie nicht nur Essen können, zeigen sie in ihrem neuen Buch Sober Drinks.
Sober Drinks: Zum Aperitif nüchtern bleiben
In ihrem Buch Sober Drinks stellen Torsten und Sascha Wett 50 Cocktailrezepte vor, die ganz ohne Alkohol auskommen. Was ihre Vision ist und warum alkoholfreie Cocktails im Trend liegen, haben sie der Redaktion Trinktime exklusiv im Interview berichtet.
Hallo Jungs! Nun habt ihr ein Buch voller alkoholfreier Cocktailrezepte rausgebracht – aber was macht einen guten Drink überhaupt aus?
Sascha: Ein guter Cocktail überrascht mich! Allerdings nicht mit einem Kater am nächsten Morgen, das ist eher ein Zeichen von schlechter Qualität.
Torsten: Stimmt, die Qualität merkt man am nächsten Tag. Wobei ein Cocktail auch nicht „sprittig“ schmecken sollte – dann ist nämlich schlechter Fusel drin, meistens auch noch zu viel davon.
Euer Thema ist eher Kochen und Backen. Was hat euch motiviert, das Thema alkoholfreie Cocktails anzugehen?
Sascha: Wir haben in unserem Blog auch schon Cocktails vorgestellt. Als dann der Verlag mit dem Thema auf uns zu kam, waren wir gleich interessiert. Es ist ein ganz neues Feld, auf dem man viel experimentieren kann und die Chance hat, stilprägend zu sein.
Torsten: Bei alkoholfreien Cocktails denkt man ja oft an Fruchtsaftmischungen. Wir haben uns gefragt, was da noch geht.
Was bevorzugt ihr persönlich – Drinks mit oder ohne Alkohol?
Sascha: Da möchte ich mich gar nicht festlegen. Wir haben zuhause eine große Spirituosensammlung und manche Aromen entfalten sich auch nur im Alkohol. Aber alles hat seine Daseinsberechtigung. Manchmal gönne ich mir zum Mittwochabend einen Drink und dann brauche ich da keinen Alkohol drin.
Torsten: Ich mag Whiskey und Rum sehr gerne, aber es muss zum Moment passen.
Was ist eurer Meinung nach der Grund dafür, dass immer mehr Menschen alkoholfreie Spirituosen und Drinks nachfragen?
Sascha: So stehen eben die Zeichen der Zeit. Die Menschen entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für das, was sie essen und trinken. Sie fragen sich: Ist das gesund? Auch gewollter Verzicht steht hoch im Kurs.
Torsten: Die Menschen werden sich zunehmend bewusst, dass man Alkohol maßvoll genießt.
Sascha: Umso wichtiger ist es, dass Alternativen angeboten werden. Niemand soll außen vor bleiben, nur weil er generell oder an bestimmten Tagen keinen Alkohol trinkt. Da kommen Alternativprodukte ins Spiel. Es ist ähnlich wie beim veganen Hähnchenfilet: Jeder kann dabei sein, wenn Freunde, Familie und Kollegen essen gehen. Verzicht darf nicht bedeuten, sozial ausgeschlossen zu werden.
Wie nah sollte geschmacklich eurer Meinung nach ein „Sober Drink“ der alkoholischen Version kommen?
Sascha: Diese Erwartungshaltung ist immer schwierig. Wenn man den Leuten verspricht, dass etwas wie das Original schmeckt, werden sie meistens enttäuscht. Es wäre leichter, wenn weniger verglichen würde – reicht es denn nicht, wenn ein Drink einfach gut schmeckt?
Torsten: Manche Spirituosen lassen sich viel leichter nachahmen als andere. Der Geschmack von Gin lässt sich sehr gut über die verarbeiteten Kräuter imitieren. Bei Whiskey ist es schwieriger, ein Ersatz kann allenfalls rauchig sein. Aber alkoholfreier Wodka ist beinahe unmöglich – nach was schmeckt denn Wodka, außer nach Alkohol?
Sascha: Man muss auch bedenken, dass die Alternativen zum Mixen da sind. Der Hersteller entwickelt sie nicht, damit sie pur getrunken werden. Es gibt auch alkoholfreie Spirituosen, die ganz einzigartig schmecken. Nicht immer wollen die Hersteller etwas nachahmen – manchmal entsteht etwas ganz Neues. Und manchmal geht es auch schief: Im schlimmsten Fall schmecken Ersatzprodukte klebrig-süß oder nach künstlichen Aromen. Mit so etwas arbeiten wir nicht.
Warum denkt ihr, dass Konsumenten von Mocktails wünschen, dass diese wie das Original schmecken? Könnte es nicht sein, dass die alkoholfreien Drinks nachgefragt werden, um den Geschmack von Alkohol zu umgehen?
Sascha: Für mich sollte ein gelungener Cocktail sowieso nicht „sprittig“ schmecken. Davon abgesehen wünschen sich die Leute meistens doch etwas, das dem Original sehr nahekommt. Aperol Spritz lässt sich prima nachmachen, da merkt man keinen Unterschied mehr.
Torsten: Sekt und Weine werden auch wie das Original gekeltert und dann entzieht man den Alkohol. Allerdings schmecken Sekt und Wein auch in der alkoholischen Version gar nicht „sprittig“. Also wird jemand, der Sangria ohne Alkohol bestellt, auch nicht erwarten, dass er weniger alkoholisch schmeckt.
Sind eure Cocktails eher alkoholfreie Versionen bekannter Drinks, oder ganz eigene Kreationen?
Sascha: Natürlich haben wir auch Erwartungen zu erfüllen. Aber generell sagen wir immer, unsere Drinks sind „inspiriert von“ einem bekannten Original. Dann verstehen die Leute, in welche Richtung es geschmacklich geht.
Torsten: Einige Rezepte haben wir auch von einem befreundeten Bartender bekommen, der die Woods-Cocktailbar hier in Köln führt. Das waren seine originellen Ideen, von denen er meist alkoholische Versionen auf seiner Karte stehen hat.
Was ist euer jeweiliger Lieblingsdrink aus dem Buch?
Torsten: Ich mag den Malt Sour, auch wenn ich ein Fan von Whiskey-Sour bin und er Geschmack vom Original natürlich abweicht. Aber wir machen den Cocktail natürlich mit Eiweiß, das ist für mich beim Sour ein Muss. Ansonsten finde ich den Firenze mit geeisten Weintrauben und Thymian sehr gut!
Sascha: Mir schmeckt der Berry Mule am besten, weil das Ingwer-Bier richtig gut Geschmack gibt.
Torsten: Unser Mitarbeiter David fand den Nogroni am besten, er trinkt auch sehr gerne Negroni. Viele von unseren Freunden mögen den Nogroni sogar lieber als den Negroni, weil er weniger bitter-scharf ist.
Sascha: Gerade die herben Klassiker sollte man sehr bewusst trinken, auch wenn sie alkoholfrei sind. Auch ein nüchterner Cocktail ist ein Genussmittel, das merkt man auch am Preis – es ist nichts, was man in einem Schluck austrinken sollte. Bewusstes Trinken gehört zur Cocktail-Kultur – ob mit oder ohne Alkohol.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Quelle: B&L MedienGesellschaft