Benjamin Schreiber, Barchef des Fritz & Felix in Baden-Baden, spricht im Interview über gute Drinks, persönliche Favoriten sowie überflüssige bzw. zwingend notwendige Ingredienzien.
Herr Schreiber, seit 2020 sind Sie Barchef im Fritz & Felix – kein leichter Start, mitten in einer Pandemie. Was war für Sie die größte Herausforderung?
Mein Start im Fritz & Felix war in der Tat sehr turbulent, bereits sechs Wochen später zwang uns der Lockdown zur kompletten Schließung des Hotels. Dadurch hatte ich jedoch die Möglichkeit, die eine oder andere Optimierung in puncto Qualität, Ablauf und Drinks umzusetzen.
Eine der größten Herausforderungen war aber tatsächlich der Wechsel von einem kleinen Betrieb mit nur 15 in ein Grand Hotel mit knapp 300 Mitarbeitern.
Haben Sie eine Veränderung bei den Gästen bemerkt? Wird etwa mehr auf Qualität geachtet oder sich mehr gegönnt?
Ich habe das Gefühl, dass ein Restaurant- oder Barbesuch für viele Gäste mittlerweile nicht mehr so selbstverständlich ist wie zuvor. Nach der Wiedereröffnung an Pfingsten hatten wir trotz vieler Unsicherheiten aber sehr starke Monate und einen großen Gästezulauf. Und die meisten Gäste legen seit jeher sehr großen Wert auf Qualität und genießen ihre Besuche bei uns im Fritz & Felix ausgiebig.
Worauf legen Sie als Barchef bei der Arbeit Wert?
Für mich ist es wichtig, ein gut funktionierendes Team an meiner Seite zu wissen. Darüber hinaus setzt mein Beruf ein hohes Maß an Qualitätsbewusstsein, Ordnung sowie Sauberkeit voraus. Nicht zu vergessen, der Fokus, der immer auf dem Gast liegen sollte.
Was muss ein guter Drink Ihrer Meinung nach können?
Er muss mich von Anfang bis Ende begeistern und Lust auf mehr machen. Für mich hat ein guter Drink immer Ecken und Kanten, bleibt damit lange in Erinnerung.
Welchen Drink empfehlen Sie Ihren Gästen am häufigsten und warum?
Auf unserer Barkarte findet sich eine große Auswahl an verschiedenen Negroni-Varianten, welche sehr gut bei unseren Gästen ankommen. Und das wundert nicht, denn Negronis sind perfekte All-Day-Drinks, lassen sich einfach zubereiten und können in unendlich vielen Variationen interpretiert und zubereitet werden.
Und welchen Drink bzw. welches Getränk genießen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
Für einen guten Negroni bin tatsächlich auch ich immer zu haben. Aber auch andere Klassiker wie einen Old Fashioned oder einen Gimlet zähle ich zu meinen Favoriten.
Gibt es Ingredienzien, die Sie als Barchef überflüssig finden? Auf welche können Sie dagegen nicht verzichten?
Für mich persönlich ist der Gin-Hype langsam aber sicher vorbei, der Markt ist überflutet und die meisten Produkte austauschbar. Im kommenden Jahr werden wir uns daher auf unseren eigenen Fritz & Felix Gin fokussieren und das Gin-Regal etwas verschlanken.
Gar nicht verzichten können wir dagegen auf regionale Destillate aus dem Schwarzwald, darunter etwa Gurkengeist oder Brennnesselbrand, die wir für einige unserer Drinks unbedingt brauchen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Entwicklung der Bar-Szene
Wie wird sich die Bar-Szene in den nächsten fünf Jahren entwickeln? Welche Rolle werden dabei alkoholfreie Spirituosen spielen? Die Antworten auf diese Fragen und die Top 3 Drinks für die Weihnachtszeit finden sich in TrinkTime, Ausgabe 4/2021, ab S. 10.
Quelle: B&L MedienGesellschaft