Die Rainforest Alliance hat einen neuen Standard für regenerative Landwirtschaft im Kaffeesektor vorgestellt. Die spezialisierte Zertifizierung soll Landwirte im Globalen Süden und Unternehmen dabei unterstützen, Ökosysteme zu regenerieren und zugleich die Lebensgrundlagen von Kleinbauern zu stärken.
Start mit Kaffee, Ausweitung ab 2026 geplant
Ab Anfang 2026 werden erste Produkte mit dem neuen Siegel für regenerative Landwirtschaft im Handel erhältlich sein. Zunächst konzentriert sich die Zertifizierung auf Kaffee, später sollen Kakao, Zitrusfrüchte und Tee folgen. Das bisherige Rainforest-Alliance-Siegel für nachhaltige Landwirtschaft bleibt unverändert bestehen. Der neue Standard für regenerative Landwirtschaft kann optional zusätzlich genutzt oder künftig eigenständig geführt werden; Farmen und Unternehmen dürfen ihre Produkte wahlweise mit einem oder beiden Siegeln kennzeichnen.
Praktiken der regenerativen Landwirtschaft im Fokus
Zu den Kernanforderungen der regenerativen Landwirtschaft zählen der reduzierte Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln, integriertes Schädlings-, Krankheits- und Unkrautmanagement, Zwischenfrucht- und Mischkulturanbau, Agroforstwirtschaft, effizientes Wassermanagement und ein umfassender Biodiversitätsschutz. Der Standard definiert messbare Fortschritte in fünf Wirkungsbereichen: Bodengesundheit, Klimaresilienz, Biodiversität, Wassermanagement und Lebensgrundlagen.
Zitate aus der Branche
„Die Märkte müssen sich weiterentwickeln – von einer ‚Do no harm‘-Mentalität zu einer Mentalität des Reparierens und Wiederherstellens“, erklärt Santiago Gowland, Geschäftsführer der Rainforest Alliance. „Es ist an der Zeit, zu einem neuen Modell der Landwirtschaft überzugehen – einem Modell, bei dem jede Tasse Kaffee dem Land und den Menschen, die es bewirtschaften, mehr zurückgibt, als sie nimmt.“
Eric Ponçon, Präsident der La Cumplida-Cafetalera NicaFrance in Nicaragua, ergänzt: „Regenerieren bedeutet nicht nur Bewahren, sondern Heilen: Böden, Ökosysteme, Beziehungen und unsere eigene Denkweise. Dieser Weg erfordert die Demut, auf die Natur zu hören, und den Mut, langfristig in eine Umwelt zu investieren, die oft das Unmittelbare belohnt.“
Vorteile für Betriebe und Lieferketten
Jüngste Berechnungen der Rainforest Alliance zeigen, dass regenerative Landwirtschaft die Einkommen der Farmer um 20 bis 30 Prozent steigern kann. Für Unternehmen stellt der Bezug von zertifiziertem, regenerativem Kaffee eine strategische Investition in widerstandsfähigere Lieferketten dar. Auf Basis belastbarer Daten lassen sich zudem ESG-Anforderungen besser erfüllen und glaubwürdige Nachhaltigkeitsaussagen gegenüber KonsumentInnen treffen.
Erste Pilotfarmen und Markteinführung
Der Standard für regenerative Landwirtschaft wird bereits auf Kaffeefarmen in Brasilien, Costa Rica, Mexiko und Nicaragua pilotiert. Unternehmen, die von diesen Betrieben beziehen, planen, 2026 die ersten Rainforest-Alliance-zertifizierten regenerativen Kaffeeprodukte auf den Markt zu bringen.
Regenerative Landwirtschaft als Zukunftsmodell
Extreme Wetterereignisse und Umweltzerstörung gefährden weltweit Erträge und Versorgungssicherheit. Mehr als 70 Prozent des globalen Kaffees stammt von Kleinbauern, deren Existenz durch diese Entwicklungen besonders bedroht ist. Die Rainforest Alliance sieht in der regenerativen Landwirtschaft einen zentralen Hebel, um natürliche Ressourcen wiederherzustellen und gleichzeitig wirtschaftliche Perspektiven zu verbessern.
Weitere Details zum Standard für regenerative Landwirtschaft stellt die Rainforest Alliance auf ihrer Website bereit: Rainforest Alliance.