Die Lausebengel – und Geschäftsführer – sind Janosch Thomsen und Tim Gräsing. Janosch Thomsen ist gebürtiger Berliner: „Ich bin im Nebenhaus aufgewachsen. Als Schuljunge führte mich mein Weg immer hier vorbei. Damals war an diesem Ort das Café Rizz, eine Institution im Kiez.“ Als Janosch Thomsen 2018 erfuhr, dass der Besitzer aus Altersgründen das Café schließen würde, musste er nicht lange überlegen. 2018 wurde der Mietvertrag unterschrieben und umgebaut, eröffnet im Sommer 2019.
Das Lausebengel-Konzept entstand gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und Biersommelier Tim Gräsing aus Hamburg. Beide kannten sich aus ihrer Beratertätigkeit, einem Job, den sie bis heute weiterführen.
Auf Biergeschmack gekommen
Janosch Thomsen bekennt: „Ich war ein Beispiel für jemanden, der ‚Industriebier‘ trinkt. Tim und seine Passion für handgemachtes Bier haben mich neugierig gemacht und nach ein paar Monaten wollte ich kein anderes Bier mehr trinken als handgemachtes.“ Berlin und Bier passen einfach gut zusammen. „Wir wollten aber kein nerdiger Craftbier Laden sein“, sagt Janosch Thomsen, „dennoch war es uns wichtig, die Biervielfalt zu zeigen. Und der Kenner handgemachter Bierspezialitäten bekommt hier etwas Ausgesuchtes genauso wie der Pilstrinker sein Pils – auch ohne ihn belehren zu wollen.“
Bei der Suche nach dem passenden Essen haben sich die beiden mit Leuten beraten, die „umfangreiche Expertise“ haben, so Janosch Thomsen. „Unsere Wahl fiel auf Berliner Küche. Auch wenn es die ‚Berliner Küche‘ eigentlich nicht gibt. Und ansprechend ist sie auch nicht“, er lacht, „wer schaut bei ‚Eisbein‘ schon so richtig begeistert? Also unser Essen soll in die Zeit passen und sowohl die Oma als auch den Enkel ansprechen. Und Berlin-Touristen.“
Das liest sich dann so auf der Karte: „Königsberger Klops, Beete Vinaigrette, Sardelle, Kapern“ und „Flammkuchen mit Blutwurst, Sauerkraut, Senf, Rübensirup“. „Happen“ sind kleine Leckereien wie Blutwurstkroketten (mit Apfel, Passionsfrucht, Zwiebel) und Currywurst mit Darm (mit Ananas, Chili, Popcorn).
Hauptsache Geschmack
Wo beim Essen eher Regionalität angesagt ist, darf es beim Bier auch etwas Süddeutsches sein. „Zehn Hähne können wir nicht allein mit dem Bier aus Berliner Manufakturen füllen. So viele gibt’s hier gar nicht, aber das ‚Berliner Berg‘ und ‚BRLO‘ sind einfach klasse und es war keine Frage, dass wir diese anbieten.“ Regelmäßig schult Tim Gräsing das Team in Sachen Bierkompetenz. Auch Gäste können ihr Bierwissen erweitern und Bierkurse buchen.
Handgemacht sind auch viele Food-Rohstoffe, die in der Küche verarbeitet werden. „Gerne arbeiten wir mit guten Manufakturen zusammen. So kommt die Blutwurst vom bekannten Berliner ‚Blutwurstritter‘ Marcus Benser und der Kaffee von einer Berliner Rösterei.“
Der Name „Lausebengel“ mag den Charakter des Jungen Janosch Thomsen treffen, aber sei vor allem eine „Mischung aus dem Berliner ‚Bengel‘ und dem süddeutschen ‚Lausbub‘, ganz wie die Herkunft einiger hier angebotener Biere“, sagt Janosch Thomsen. „Wir wollten einen deutlichen Berlinbezug, aber eben nicht solche klassischen Bezeichnungen wie ‚Quelle‘, ‚Klause‘, ‚Ecke‘.“
Mitdenken und mitmachen
Seit April öffnet das „Lausebengel“ dienstags bis samstags ab 14 Uhr, vorher war das ausschließlich freitags und samstags am Abend der Fall. „Ja, wir haben ein echtes Mitarbeiterproblem, nach Corona noch krasser als es vorher ohnehin schon war.“ Weil jeder selbst etwas tun muss, – wie erfindet – belegen sein Küchenchef und Restaurantleiter derzeit den Ausbilderschein. „Wir können nicht auf dem Markt warten!“, sagt Janosch Thomsen.
Ein weiterer Hoffnungsstreif ist der Test eines Self Ordering Systems. Derzeit arbeiten drei Angestellte in der Küche, drei im Service. Janosch Thomsen und sein Geschäftspartner Tim Gräsing sind nebenher weiterhin im Beratungsgeschäft tätig: „Pepper con Salting, eine Boutique Beratung, klein, aber fein: Wir unterstützen Unternehmen und Marken aus dem F&B Bereich“, sagt Janosch Thomsen. Das habe ihnen geholfen, durch die Corona-Zeit zu kommen, auch gedanklich, „aber die meiste Zeit und Energie stecke ich hier in den Laden“. Er hoffe, dass das Veranstaltungsgeschäft wieder anziehen möge. „Zwei Monate nach unserer Eröffnung kam Corona.
Aber diese zwei Monate geben Hoffnung. Denn es lief ganz super an. Wir hatten schon an die 50 Veranstaltungsbuchungen bis zum Jahresende“, erinnert er sich. „Dennoch glaube ich, dass sich sehr viel verändert hat, auch in den Gewohnheiten der Gäste. Und wir beobachten das sehr genau und müssen uns anpassen. Alles, was wir hier machen, hängt vor allem mit unserer Leidenschaft zusammen und mit der Hoffnung, dass es jetzt nach Corona und im Sommer für die Gastronomie wieder besser wird.“
Quelle: B&L MedienGesellschaft