Seit dem 3. Juli 2021 sind in Deutschland (und den anderen EU-Staaten) viele Einwegverpackungen aus Plastik verboten. Doch welche Produkte darf ich als Gastgeber noch nutzen und welche Alternativen gibt es?
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Einwegverpackungen aus Plastik? Bye-bye!

Im Jahr 2020 fielen etwa 19 Millionen Tonnen Verpackungen pro Jahr in Deutschland an. Seit dem Jahr 2000 hat sich die allgemeine Menge an Verpackungen in Deutschland laut dem Umweltbundesamt um 23 % erhรถht. Einwegverpackungen aus Plastik bzw. deren Mรผll erhรถhte sich seitdem um 79 %. Pandemiebedingt stieg das Aufkommen von Verpackungsmรผll noch einmal deutlich an.

Um die Folgen einzudรคmmen, hatte die EU schon 2019 ein Verbot von Plastik beschlossen: Und so gilt seit dem 3. Juli 2021 in Deutschland (und den anderen EU-Staaten) das Verbot vieler Einwegplastikartikel, fรผr die es Alternativen aus anderen Materialien gibt. Auch EU-weit ist die Herstellung bestimmter Gegenstรคnde aus Einwegplastik nicht mehr erlaubt. Eine EU-Richtlinie verbietet herkรถmmliche Einwegprodukte aus Kunststoff, die aus fossilen Rohstoffen wie Rohรถl hergestellt werden. In der EU-Richtlinie 2019/904 vom 5. Juni 2019 ist konkret aufgelistet, fรผr welche Artikel aus Einwegplastik das Aus kommt. Vor allem fรผr den AuรŸer-Haus-Markt essenziell: Besteck, Teller, Trinkhalme, Rรผhrstรคbchen, To-go-Getrรคnkebecher, Fastfood-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehรคlter aus expandiertem Polystyrol (bekannt als Styropor) sind kรผnftig nicht mehr erlaubt.

Meeresabfรคlle bestehen zu 50 % aus Einwegverpackungen aus Plastik

Hintergrund dieser EU-Richtlinie waren รผbrigens jahrelange Monitorings an europรคischen Strรคnden, die die Meeresverschmutzung verdeutlichen. Dabei kam heraus, dass รผber 80 % der Meeresabfรคlle aus Kunststoff bestehen. Allein 50 % davon sind Einwegverpackungen aus Plastik, wie sie bereits genannt wurden. Eben deshalb sind MaรŸnahmen zur Verringerung des Verbrauchs dieser kurzlebigen Einwegprodukte sinnvoll.

Aber nicht nur die Politik beschรคftigt sich mit dem Thema. Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, die sich fรผr ein Umdenken in diesem Bereich einsetzen. So auch Futouris, die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Tourismusbranche, die einen Leitfaden zur Reduzierung von (Einweg-)Plastik in Hotels und Tourismusbetrieben verรถffentlich hat. Dieser wurde im Rahmen des Projektes โ€žPlastikfreier Urlaub auf den Balearenโ€œ entwickelt, hรคlt aber Alternativen bereit, die durchaus auch fรผr Restaurants und Betriebscasinos interessant sind.

Denn die verschiedenen Plastikprodukte werden anhand ihrer Auswirkungen in puncto Nachhaltigkeit dargestellt, sodass Betriebe unkompliziert die fรผr sie am besten umzusetzenden Alternativen wรคhlen kรถnnen. โ€žDie meisten Einwegverpackungen aus Plastik sind leicht zu ersetzen. Aber viele Unternehmen kennen die Mรถglichkeiten nichtโ€œ, ist Prof. Dr. Harald Zeiss, Vorsitzender von Futouris, รผberzeugt. Und genau da setzt der Leitfaden an.

Alternativen, die in Frage kommen

Neue Bio-Kunststoffe sind mitunter eine Alternative zu Einwegverpackungen aus Plastik. Sie schonen heute die fossilen Rohstoffe, bereiten aber noch Probleme bei der zรผgigen Kompostierung oder dem effizienten Recycling. Zudem ist eine bessere ร–kobilanz laut Experten nicht immer gesichert. Denn auch pflanzenbasierte Rohstoffe verbrauchen Flรคchen, Wasser und verursachen Umweltschรคden.

Das Nonplusultra scheinen Mehrweg-Verpackungssysteme zu sein. Sie reduzieren durch ihre Wiederverwendbarkeit nicht nur den Abfall, sondern รผberzeugen durch ihre Langlebigkeit. Schon seit einigen Jahren gibt es immer mehr Anbieter, die solche Systeme regional, kommunal, bundesweit oder gar international in Umlauf bringen.

Dass diese Mehrwegkonzepte funktionieren, zeigen diverse Anwender aus der Branche: So setzt beispielsweise der Caterer Aramark auf die Produkte von ReCup und Vytal. โ€žNicht jeder Gast hat sein eigenes Behรคltnis dabei, wenn er in der Betriebsgastronomie gesundes Essen fรผr unterwegs, fรผrs Home-office oder zu Hause mitnehmen mรถchteโ€œ, erklรคrt Arnd Rune Thomas, Vorsitzender der Geschรคftsfรผhrung Aramark Holding, die Einfรผhrung.

ReCup hat Schalen, Bowls und Cups in verschiedenen GrรถรŸen im Programm. Fรผr alle Behรคlter bezahlt der Ausgabe-Betrieb Pfand an ReCup, das bei der Ausgabe der Gerichte pro Box an den Gast weiterberechnet wird. Der Clou: Das System sieht vor, dass die Behรคlter nicht nur im eigenen Restaurant, sondern bei vielen externen Partnern zurรผckgegeben werden kรถnnen. Hier erhรคlt der Gast sein Pfand zurรผck und die Bowls bzw. Cups werden nach hygienischer Reinigung wiederverwendet.

Mehrwegverpackungen
Mehrweg-Systeme sind eine gute Alternative zu Einwegverpackungen aus Plastik. (Quelle: ReCup/ReBowl)

Bei Vytal wird der Prozess dagegen digital รผber eine App gesteuert, die sich der Gast zum Beispiel auf sein Smartphone lรคdt. Mit seiner Registrierung erhรคlt er automatisch einen persรถnlichen QR-Code, der spรคter fรผr den Bezahlvorgang gescannt wird. Auch die Behรคlter sind mit einem solchen Code versehen. Hat sich der Gast sein Gericht ausgesucht und eingepackt, werden beide Codes gescannt und zugeordnet. Im Anschluss hat er 14 Tage Zeit, um die Schale wieder abzugeben โ€“ entweder in der Betriebsgastronomie oder bei jedem Vytal-Partner. Auch im Handling รผberzeugen die Produkte: โ€žDie Behรคlter sind wรคrmeisolierend, bruch- und auslaufsicher, spรผlmaschinengeeignet und kรถnnen in die Mikrowelle gegeben oder auch eingefroren werdenโ€œ, weiรŸ Arnd Rune Thomas.

Gegen gesundheitsgefรคhrdende Stoffe

Die EU will den Verpackungsmรผll zukรผnftig noch weiter reduzieren. In Brรผssel haben sich Unterhรคndler im Mรคrz 2024 darauf geeinigt, bestimmte Einwegverpackungen aus Plastik ab 2030 zu verbieten, darunter auch die fรผr unverarbeitetes frisches Obst und Gemรผse oder Einzelverpackungen fรผr Zucker- oder Salzportionen. Lebensmittelverpackungen dรผrfen der Einigung zufolge kรผnftig keine sogenannten ewigen Chemikalien mehr enthalten, die besonders langlebig sind und als gesundheitsschรคdlich gelten. Die Mitgliedslรคnder sollen Pfandsysteme fรผr Einweg-Plastikflaschen und Getrรคnkedosen einrichten.

Konkret kรถnnten dann auch Alternativen aus Bambus betroffen sein. Denn Kaffeebecher aus Bambusfasern oder auch Maismehl enthalten nach Angaben des Bundesamtes fรผr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) oft Kunststoffe wie Melamin-Formaldehyd-Harze. Diese kรถnnen nach Aussage der Experten bei hรถheren Temperaturen gesundheitlich bedenkliche Mengen an die Lebensmittel abgeben, zum Beispiel wenn heiรŸe Getrรคnke in die Behรคltnisse gefรผllt werden.

Aber auch fรผr den guten alten Pizzakarton kรถnnte dann Schluss sein. Denn neben der Problematik der Entsorgung โ€“ viele Konsumenten wissen nicht, dass die Kartons gesetzlich nicht im Altpapier entsorgt werden dรผrfen, wenn sie mit Speiseresten und Fetten behaftet sind โ€“ kรถnnen auch Pizzakartons รผber 250 Schafstoffe enthalten. Abhilfe fรผr beide Probleme gibt es in diesem Fall von einem kleinen Familien-Start-up aus Frankfurt am Main: Pergano nutzt ein Blatt Natur, das als Trennschutz zwischen Pizza und Karton liegt. Fรผr die Produktion des Papiers werden nachwachsende Rohstoffe aus FSC-zertifizierten Wรคldern ohne chemische Zusรคtze verarbeitet.

Die Rohstoffe werden mittels Dampf-Walzen einer wiederholten Pressung unterzogen. Dadurch verbinden sich die unterschiedlich langen Naturfasern zu einem robusten und stabilen Papier. Damit bleibt einerseits der Pizzakarton sauber und kann im Altpapier entsorgt werden und andererseits schรผtzt das Spezialpapier die Pizza vor dem direkten Kontakt mit der Verpackung. Das Pizzapapier selbst ist vollwertig kompostierbar und kann รผber die Bio-Tonne entsorgt werden. Justus Herbert, einer der Grรผnder, erklรคrt zudem: โ€žImmer hรคufiger bekommen wir von unseren Kunden die Rรผckmeldung, dass der Konsument bei der Folgebestellung seinen sauberen Pizzakarton wieder mitbringt โ€“ schlieรŸlich kรถnne er ja nun problemlos nochmal verwendet werden.โ€œ

So tragen auch โ€žvermeintlicheโ€œ Kleinigkeiten einen groรŸen Schritt zum Wandel bei. Und wer weiรŸ, vielleicht kรถnnen wir schรถn frรผher als gedacht, dem (Plastik-)Mรผllberg Lebewohl sagen.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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