Janina Briese, Bereichsleiterin für Catering bei der Johannesstift Diakonie Services GmbH, ist nominiert als GV-Managerin des Jahres 2024. Dabei beeindruckte sie im Auswahlverfahren besonders durch ihre konsequente Nachhaltigkeitsorientierung, die charismatische und begeisternde Art sowie die Nähe zur Basis.
Janina Briese führt ein Team von 350 Mitarbeitern, darunter 17 Fachkräfte, 20 Führungskräfte und 313 Hilfskräfte. Sie ist verantwortlich für die kulinarische Versorgung von 15 Betrieben mit insgesamt rund 13.000 Mahlzeiten pro Tag, davon etwa 1.000 Personalessen und 3.500 für externe Kunden.
Werdegang von Janina Briese
Ihren Beruf lernte Janina Briese von der Pike auf. Mit einer Ausbildung zur Diätassistentin startete sie zudem von Anfang an in der Branche der Gemeinschaftsverpflegung. „Damals sind wir noch regelmäßig auf die Kessel geklettert, um die Lüftung zu reinigen“, erinnert sie sich. Bereits mit 27 Jahren übernahm sie ihre erste Führungsposition – eine Herausforderung, bei der ihr die langjährige praktische Erfahrung an der Basis zugutekam. So verschaffte sie sich rasch Respekt und Anerkennung auch bei älteren und erfahrenen Kollegen. Der pragmatische Führungsstil der „Macherin“ tat sein Übriges.
Ihr beruflicher Werdegang führte sie über verschiedene Positionen als Diätassistentin bis hin zu einem operativen Managementposten bei der Vivantes, wo sie auch den Betriebswirt Hotellerie und Gastronomie absolvierte. In 2014 wechselte sie schließlich zur Johannesstift Diakonie Services und übernahm die Leitung des Catering-Bereichs.
Nachhaltigkeit ist Herzenssache von Janina Briese
Für Janina Briese ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Herzensangelegenheit. Dabei probiert sie vieles schlicht aus, ohne groß darüber zu diskutieren – frei nach ihrem Motto: „Einfach machen“. So hat sie Salz- und Pfeffertütchen zugunsten von Streuern in den Personalrestaurants abgeschafft. In der Patientenversorgung finden sich statt Zuckertütchen und Einzelpackungen von Kondensmilch inzwischen ebenfalls Mehrweggebinde, die vom Personal angereicht werden müssen.
„Ich versuche Stück für Stück die vielen Plastikverpackungen vom Tablett wegzubekommen und wieder mehr selbst abzufüllen. Marmelade würde ich künftig z. B. gerne in Waffelschälchen spritzen, wie wir es bereits mit den vegetarischen Aufstrichen machen“, veranschaulicht sie eine der vielen kleinen Einzelmaßnahmen. „Man muss nur mit offenem Blick durch die Küche gehen und schon stößt man auf ganz viel Verbesserungspotenzial“, ist sie sicher. „Um die Akzeptanz zu fördern, hilft es natürlich auch darüber zu reden, warum nun etwas geändert werden soll. So nimmt man alle mit.“
Auch der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung hat sie sich verschrieben. Und das, was künftig allen Anstrengungen zum Trotz zurückkommt, soll künftig in einer eigenen Biogasanlage entsorgt werden und dem Küchenbetrieb umweltfreundlich Energie liefern – ergänzend zur Solaranlage auf dem Dach, die nicht genug Leistung für den Gesamtbetrieb erbringt.
Verpflegungsphilosophie und Planetary Health-Menüs
Ein zentraler Aspekt der Verpflegungsphilosophie ist eine angestrebte Regionalität der Lebensmittel von 20 Prozent. Ein Ziel, das aufgrund der Größe des Betriebs nicht immer einfach umzusetzen ist. Auch Bio soll ein größeres Thema werden.
Darüber hinaus arbeitet Janina Briese mit ihrem Team daran den Fleischanteil im Speiseplan zu reduzieren und den Anteil vegetarischer Gerichte auf 55 Prozent zu steigern. Als „Nebenprodukt“ dieser Entwicklung entstand das „Planetary Health Menü“. Der Wunsch nach einem solchen Menü wurde von einem Kunden an die Großküche herangetragen. „Ein genauerer auf unser Angebot zeigte, das wir im Grunde schon die Planetary Health-Kriterien erfüllen – nur nicht konsequent umgesetzt im Rahmen einer Menülinie“, erläutert Janina Briese und ergänzt: „Viele Häuser leben die Planetary Health Diet schon durchgehend und bieten nur noch sonntags Fleisch.“ Andere wählen das Angebot dagegen lieber nur als eine von mehreren Menülinien. „Jeder soll weiterhin die Wahl haben. Nichtsdestotrotz zeigen wir den Häusern untereinander die Quoten der anderen auf, um einen gewissen Anreiz zu setzen.“
Ihre Nachhaltigkeitsphilosophie trägt Janina Briese auch gerne nach außen: „Wir wollen als Leuchtturm vorangehen und andere mitziehen“, begründet sie. „Wer, wenn nicht wir als Gesundheitsdienstleister, sind dazu verpflichtet.“
Nominierte ist nah an der Basis
Von den Mitarbeitern wird Janina Briese auch aufgrund ihrer zwischenmenschliche Kompetenz geschätzt. „Sie ist stets in Kontakt mit der Basis, pflegt den ungezwungenen Austausch zu ihren Mitarbeitern, bringt jedem Respekt und Wertschätzung entgegen und packt auch durchaus gerne mal mit an“, veranschaulicht eine Mitarbeiterin. Mit ihrer positiven aufgeschlossenen Art und ihrer Fähigkeit andere für neue Ideen zu begeistern, reißt sie auch ihr Team mit. Mit ihrer bodenständigen und gleichzeitig visionären Führungskultur hat sie es geschafft, ein Team zu formen, das gemeinsam an einem Strang zieht.
Interne Weiterqualifizierung
Ihr Recruiting hat Janina Briese bereits dem Arbeitsmarkt angepasst: „Wir suchen keine Fachkräfte mehr, die alles können. Diese Küchenperlen werden wir nicht mehr finden. Stattdessen nehmen wir die Mitarbeiter, wie sie sind und versuchen das Beste aus ihnen herauszuholen.“
Entsprechend entwickelt sie auch Führungskräfte aus den eigenen Reihen. Ein Beispiel hierfür ist eine Mitarbeiterin, die als Leasingkraft in der kalten Küche anfing und sich durch Eigeninitiative und Engagement zur Vorarbeiterin entwickelte.
In der Küche gibt es klare Strukturen, die es auch ungelernten Mitarbeitern ermöglichen, sich schnell zurechtzufinden. Bilder in der Küche zeigen, wohin welches Geschirr gehört, und helfen, Sprachbarrieren zu überwinden.
Nachgefragt bei Janina Briese
Mehr zu ihrer Führungskultur und zu ihren persönlichen Stärken und Schwächen hat Janina Briese der Redaktion GVMANAGER im Gespräch berichtet:
Frau Briese, was ist Ihnen im Umgang mit dem Personal besonders wichtig?
Ich führe nicht von oben herab, sondern arbeite gerne auf Augenhöhe mit meinem Team. Ja, ich betrachte das Team ein Stück weit wie eine Familie: Es geht darum seinen Schützlingen etwas beizubringen. Wenn sie hinfallen, immer hinter ihnen zu stehen und ihnen aufzuhelfen. Zu ermutigen, aus Fehlern zu lernen. Und ihnen immer mehr Verantwortung zu übertragen. Im Laufe der Zeit wachsen die Mitarbeiter so an ihren Aufgaben. Dieses Wachsen zu begleiten und zu fördern, ist für mich selbstverständlich.
Besonders wichtig ist mir, sichtbar und präsent zu sein. Wenn ich im Betrieb bin, gehe ich durch die Küche, begrüße alle Mitarbeiter und bin ansprechbar. Diese Nähe zur Basis ist mir sehr wichtig, und ich packe auch mit an, wenn es nötig ist. Kürzlich habe ich in der Spülküche geholfen, was bei den Mitarbeitern großes Erstaunen ausgelöst hat. Das hinterlässt einen bleibenden Eindruck, der lange nachwirkt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich laufe meist lächelnd durch die Küche – und da kommt selten etwas Brummliges zurück. Ich glaube, eine positive Grundhaltung kann schon viel bewirken.
Darüber hinaus bekommen die Mitarbeiter sehr großen Gestaltungsspielraum und tragen diese Verantwortung mit großem Stolz. Fallen ihnen Ungereimtheiten auf, haben sie auch keine Hemmungen, mich darauf aufmerksam zu machen, worüber ich sehr froh bin. Ich wertschätze das sehr.
Sehen Sie einen Spagat zwischen Budget und gestiegenen Anforderungen?
Wir müssen die Patienten mit Essen versorgen, das war schon immer so. Aber ja, der Anspruch hat sich geändert, der Patient will nicht mehr das in den Medien oft als ungesund dargestellte Krankenhausessen bekommen. Hier auf mehr Nachhaltigkeit zu setzen, birgt meiner Erfahrung nach auch zugleich die Chance, Kosten zu sparen. Tausche ich z. B. ein Gulasch gegen einen Eintopf mit Grießklößchen, profitiert meine Kalkulation deutlich.
Aber auch an anderer Stelle lässt sich Geld „finden“, das man anderweitig einsetzen kann. Beispielsweise haben wir in einem Projekt mit dem Waldkrankenhaus die Quote von Beköstigungstagen versus Behandlungstagen analysiert. Wir lagen bei 120 Prozent, da meist der entlassene Patient noch ein Mittagessen bekam, ebenso wie der statt seiner neu aufgenommen. Durch eine Optimierung dieser Quote – gekoppelt mit einer klaren Kommunikation den Patienten gegenüber – konnten wir 200.000 Euro einsparen.
Wie sehen Sie Ihren Betrieb für die Zukunft aufgestellt?
Gut! Die Krankenhausverpflegung wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, aber der Fokus wird sich noch stärker auf gesunde und nachhaltige Ernährung richten. Ich bin überzeugt, dass der Wandel in der Branche in vollem Gange ist und freue mich, diesen aktiv mitzugestalten.
Wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus?
Oft erscheint sie meinen Mitarbeitern schlechter, als sie tatsächlich ist, wie sie mir ab und zu widerspiegeln. Was wohl daran liegt, dass ich auch mal nachts um 3 Uhr E-Mails schreibe, wenn ich nicht schlafen kann. Aber ich gleiche das dann auch mit einem frühen Feierabend aus. Für mich ist wichtig, dass die Arbeit erledigt wird, aber jeder muss lernen, Verantwortung abzugeben und sich Pausen zu nehmen. Jeder ist ersetzbar, auch ich.
Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Ich würde mich als jemanden beschreiben, der gerne für andere da ist, anderen etwas beibringt und Verantwortung übernimmt. Besonders wichtig ist mir, meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, sodass sie sich trauen, auch vermeintlich einfache Fragen zu stellen – auch mehrfach. Ich unterstütze sie gerne geduldig, ohne Druck oder Bewertung.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Planetary Health Diet am UK Essen
Ganz im Sinne der Planetary Health Diet stand das Pilotprojekt Green Hospital Food am Universitätsklinikum Essen. Was verbirgt sich dahinter?
Quelle: B&L MedienGesellschaft