In der Woche vom 11. bis 15. November 2024 findet in Deutschland zum zweiten Mal – rund um den etablierten nutritionDay – die Malnutrition Awareness Week statt. Ziel der Themenwoche ist es, die Patientenversorgung zu verbessern und die Strukturen für die Prävention und die Behandlung einer krankheitsbedingten Mangelernährung zu optimieren. Entsprechend breit ist die Zielgruppe der Themenwoche: Sie reicht vom Experten, über betroffene Patienten und Senioren bis hin zu Verantwortlichen in Kliniken, Reha- und Pflegeeinrichtungen.
Denn Mangelernährung ist nicht nur ein Problem in den von Armut oder Katastrophen geprägten Regionen der Welt, sondern betrifft auch etwa 20-30 Prozent aller Klinikpatienten – vor allem Menschen mit chronischen und gravierenden Erkrankungen sowie im höheren Lebensalter. Mangelernährung vermindert die Lebensqualität und erhöht die Komplikationsrate. Die Sterblichkeit während einer Klinikbehandlung ist um das Dreifache erhöht.
Die jährlichen Mehrkosten durch Mangelernährung für das deutsche Gesundheitssystem werden allein im stationären Bereich auf 4 bis 7 Milliarden Euro geschätzt.
Ernährungstherapeutische Maßnahmen sind vergleichsweise einfach, verbessern die Prognose und reduzieren die Behandlungskosten.
Fakt ist: Mangelernährung wird häufig übersehen oder nicht angemessen behandelt. Gründe dafür sind mangelnde Kenntnisse in medizinischen Fachberufen und eine unzureichende Vergütung von ernährungsmedizinischen Maßnahmen.
Programm im Rahmen der Malnutrition Awareness Week
Die Malnutrition Awareness Week will dafür sensibilisieren und aufklären. Entsprechend hat der Initiator dieser Aktionswoche, die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V., ein buntes Programm mit verschiedenen Veranstaltungen und Formaten für unterschiedliche Zielgruppen zusammengestellt, das sich ausführlich als PDF herunterladen lässt. Die Aktivitäten finden online sowie in Kliniken, Reha- und Pflegeeinrichtungen statt.
Zielgruppe Experten
Am 11. November, dem ersten sogenannten Expert*innentag, findet abends ein Webinar zum Thema „Die krankheitsassoziierte Mangelernährung – eine interdisziplinäre Herausforderung“, bei welchem sechs Fachleute referieren werden zur Mangelernährung in der Gastroenterologie, interdisziplinärer Kommunikation und Ernährungsteams, zum DGE-Qualitätsstandard und den Qualitätsverträgen Mangelernährung.
Zielgruppe Politik und Öffentlichkeit
Am 12. November, dem sogenannten Politiktag, sind mittags eine Pressekonferenz und abends eine Podiumsdiskussion angesetzt. Letztere vertieft das Thema „Nährstoffe sind Wirkstoffe für vulnerable Gruppen“ und beleuchtet die Möglichkeiten der Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Diskutanten aus verschiedenen Parteien sowie Experten tauschen sich zu Lösungsansätzen aus, um Mangelernährung in vulnerable Gruppen effektiv zu bekämpfen.
Zielgruppe Patienten
Am 13. November, dem Patient:innentag, wird es praktisch. Der Mittwoch richtet sich besonders an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Über den Tag verteilt werden drei Online-Sprechstunden angeboten, in denen Experten wie M. Ed. Lars Selig vom Universitätsklinikum Leipzig und Dr. rer. nat. Melanie Ferschke vom Varisano Klinikum Frankfurt Höchst Fragen rund um die Mangelernährung beantworten.
Ein weiteres Highlight ist das Kochwebinar „Köstlich & hochkalorisch – einfache Rezepte für mehr Energie“, in dem einfache, kalorienreiche Rezepte wie Thunfischaufstrich oder Gemüsewaffeln live zubereitet und kulinarische Tipps für eine energiereiche Ernährung vorgestellt werden. Betroffene, Angehörige und alle Interessierten können die
vorgestellten Rezepte zu Hause nachkochen und während des Webinars Fragen stellen. Die Rezepte werden nach der
Veranstaltung zum Download bereitgestellt.
Zudem sind Kliniken und Pflegeeinrichtungen eingeladen, eigene Vor-Ort-Aktionen zu veranstalten, um das Bewusstsein für Mangelernährung zu stärken, beispielsweise durch Verkostungen, BIA- und Gewichtsmessungen und Informationsmaterialien. Das MAW-Team unterstützt die Einrichtungen mit kostenfreien Medienpaketen, die auf der Website bestellt werden können.
nutritionDay am 14. November 2024
Der Donnerstag ist der „nutritionDay“, ein weltweites Projekt, das das Wissen und Bewusstsein für Mangelernährung stärken soll. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheime sowie ambulante Praxen und
Einrichtungen/ Ernährungsberatungspraxen weltweit sind am nDay eingeladen, an einer eintägigen Querschnittserhebung teilzunehmen, um umfassende Daten zu sammeln und die Qualität der Ernährungsversorgung zu verbessern. Diese Daten dienen dem internationalen Vergleich und sollen langfristig eine bessere Behandlung und Prävention ermöglichen.
Erhebungsbögen in verschiedenen Sprachen und weitere Informationen zum nDay finden Sie hier.
Zielgruppe Nachwuchs
Am Freitag, 15. November, dem Nachwuchstag, liegt der Fokus auf der Prävention von Mangelernährung in vulnerablen Gruppen. Ein Webinar bietet Einblicke in spezifische Risikogruppen und zeigt, wie Prävention umgesetzt werden kann. Beiträge wie „Die Blackbox der Ernährung – der Magen-Darm-Trakt“ und ein Fallbeispiel aus der Geriatrie verdeutlichen die Herausforderungen und Strategien in der Prävention. Auch das EU-Projekt „Zero Hidden Hunger“ wird vorgestellt, das auf eine nachhaltige Reduktion von Mangelernährung abzielt.
Fazit
Die Malnutrition Awareness Week 2024 bietet somit eine vielfältige Plattform, um das Bewusstsein für Mangelernährung zu schärfen und konkrete Maßnahmen auf politischer, wissenschaftlicher und individueller Ebene zu fördern.
Dabei wird kooperiert mit zehn Verbänden: BDEM e.V, DAEM e.V., DGG e.V., DKG e.V., VDD e.V., VDOE e.V. DGVS e.V., DGE e.V., Nierenkrebs-Netzwerk Deutschland e.V. sowie dem Diätverband e.V.
Pop-up Demenzrestaurant
Wie auch Demenzkranke wieder mit Angehörigen schick essen gehen können, zeigt das Demenzrestaurant Zum Augenblick des gleichnamigen Projektteams der Häuser zum Leben – KWP in Wien. Mehr über das Konzept, dessen Urheber als GV-Team des Jahres 2024 ausgezeichnet wurden.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V.