Seit über zehn Jahren arbeitet Aneta Antonucci im Seehotel Niedernberg als Spa-Leiterin.
Quelle: Seehotel Niedernberg

„Wellness war mein Plan A“

Seit über zehn Jahren leitet Aneta Antonucci den Spa-Bereich vom Seehotel Niedernberg. Unter ihrer Führung wuchs der einst überschaubare Bereich zum zweiten Standbein des Tagungshotels heran. Im Interview erzählt Aneta Antonucci von ihrem Werdegang, der sie aus Ostpreußen ins Rhein-Main-Gebiet und vom Germanistik-Studium in die Ausbildung zur Spa-Managerin führte.

Sie sind studierte Germanistin, Frau Antonucci. Wie kommt es, dass Sie die Vitaloase im Seehotel Niedernberg leiten?

Der Beruf Spa-Manager war mein Jugendtraum. Als Akademikertochter durfte ich diesen Weg allerdings nicht gehen, da meine Eltern etwas voreingenommen waren. Stattdessen sollte ich etwas „Vernünftiges“ machen. So studierte ich Germanistik und Rechtswissenschaften. Aber meine Leidenschaft galt der Beauty- und Wellness-Branche. Das war stets mein persönlicher Plan A fürs Leben.

Waren Sie bereits nach Deutschland gezogen, als Sie die Ausbildung zur Kosmetikerin und Spa-Managerin machten?

Ich kam schon während meines Germanistik-Studiums für zwei Semester nach Deutschland. Hier lebte ich mich gut ein und blieb zwei weitere Semester bis zum Ende des Studiums. Dann arbeitete ich als Assistentin in einem Büro in Frankfurt am Main. Aber die Arbeit gefiel mir nicht, also stellte ich den Job auf Teilzeit um und begann die Ausbildung zur Kosmetologin und Wellness-Therapeutin. Von 8 Uhr bis 15 Uhr hatte ich Schule, danach arbeitete ich bis spät am Abend im Büro.

Das klingt nach einer harten Zeit. Aber es hat sich gelohnt, schließlich kamen Sie so zum Seehotel Niedernberg…

Genau, seit über zehn Jahren arbeite ich hier. Ich liebe die Atmosphäre, sowohl was die Landschaft betrifft, als auch das Team. Das Hotel ist als ein kleines, halbrundes Dorf konzipiert und liegt direkt am See. Sogar eine kleine Halbinsel mit einem Beach Club gehört dazu. In unserem Dorf am See gehen wir sehr respektvoll, ehrlich und offen miteinander um.

Aneta Antonucci
Aneta Antonucci (Quelle: Fotostudio Michels)

„Die Büroarbeit gefiel mir nicht und meine Leidenschaft galt der Wellness-Branche. Also stellte ich meine Arbeit auf Teilzeit um und machte nebenzu eine Ausbildung zur Kosmetologin, Wellness-Therapeutin und Spa-Managerin.”

Aneta Antonucci, Spa-Leiterin Seehotel Niedernberg

Haben Sie nicht zwischenzeitlich woanders gearbeitet?

Ich bekam ein sehr lukratives Angebot im Bereich der medizinischen Kosmetik und wollte dort noch mehr dazulernen. Aber bald habe ich gemerkt, dass diese hektische und etwas oberflächliche Schönheitsbehandlung nicht das ist, womit ich mich wohlfühle. Viele Kundinnen kamen in der Mittagspause aus einer Bank oder von der Börse zu uns. Dann musste es schnell gehen. Das Tragische war, dass viele Kundinnen nie zufrieden mit sich waren. Bügelte man die eine Falte aus, fanden sie die andere. Vielleicht machten ihnen die in den Medien präsentierten Ideale Druck, oder ihre Ehemänner verlangten, dass sie immer perfekt waren. Jedenfalls sahen sie alle toll aus, aber sie empfanden das niemals so. Als eine Mutter mit ihrer 18-Jährigen Tochter zu uns kam, die schon drei Schönheitsoperationen hinter sich hatte und nun die Oberschenkel schmaler gemacht bekommen wollte, da wusste ich endgültig: Das ist nicht meine Welt.

Was ist anders bei der Arbeit im Spa-Bereich?

Hier geht es um den ganzen Menschen. Natürlich sollen die Anwendungen auch gesund und gut für das Aussehen sein, aber im Vordergrund steht das seelische Wohlbefinden. Anstatt jede Falte auszubügeln lernt der Wellnessgast, gelassen und zufrieden mit sich zu sein. Es geht hier nicht darum, perfekt auszusehen, sondern glücklich zu sein. Dafür nehmen sich die Gäste auch die Zeit, denn sie wollen entspannen. Bei uns entkommen sie der Hektik und dem Zeitdruck der Großstadt.

Kommen viele Frankfurter zu Ihnen?

Ja, viele Geschäftsleute kommen zu uns und erholen sich. Daher erlebt die Wellnessbranche auch in den letzten Jahren einen Boom: Das Leben wird immer schneller, immer muss man erreichbar sein. Dadurch entsteht ein riesiger Bedarf nach Erholung. Aus Frankfurt sind es mit dem Auto nur 30 Minuten. Obwohl es auch in der Großstadt Wellnesshotels gibt, kommen viele Gäste zu uns.

Der Spa-Bereich vom Seehotel Niedernberg war einmal klein, aber unter Ihrer Führung wuchs er. Was haben Sie anders gemacht?

Ich habe den Spa-Bereich stets so geleitet, als wäre er mein eigenes Unternehmen. Dabei bin ich zwei Vorbildern gefolgt: Das erste ist der britische Unternehmer Richard Branson, der sagte: „Kümmert euch um eure Mitarbeiter, denn sie werden sich um eure Kunden kümmern.“ Nur ein harmonisches Team kann dem Gast Wellness schenken. Mein zweites Vorbild ist Hermine Bareiss, die 1910 eine kleine Pension gründete und daraus ein Wellnesshotel der Luxusklasse machte. Sie sagte: „Für den Gast gibt es kein Nein.“ Wenn ein Gast einen Wunsch äußert, den wir ihm nicht erfüllen können, dann sagen wir niemals: „Nein, tut mir leid.“ Stattdessen bieten wir eine spannende Alternative an, sodass er nicht das Gefühl hat, ein Nein gehört zu haben. Diesen Grundsatz beherzigen meine Mitarbeiter jederzeit.

Was tun Sie, damit sich ihre Mitarbeiter wohlfühlen?

Ganz einfach: Ich interessiere mich für sie. Wenn sie zur Arbeit kommen, frage ich, wie es ihnen geht. Oft sieht man ja, wenn ein Mensch bedrückt ist, auch wenn er darüber schweigt. Ich weiß, was meine Mitarbeiter persönlich bewegt. Jeder hat eine Familie, Eltern, Kinder oder Haustiere, um die er besorgt ist. Wenn da etwas im Argen liegt, nehme ich Rücksicht darauf. Alles basiert auf Gegenseitigkeit. So bekomme ich auch unaufgefordert sehr viel von meinen Mitarbeitern zurück.

Dann ist Menschlichkeit Ihr Erfolgsrezept?

Menschlichkeit und Empathie, aber auch fachliche Expertise. Wir beraten unsere Gäste sehr intensiv. Bucht eine Kundin zum Beispiel eine Feuchtigkeitsanwendung, aber wir bemerken, dass der Zustand ihrer Haut eher nach einer Detox-Anwendung verlangt, dann bieten wir das an. Auch bei den Kosmetikprodukten gilt es, zu beraten und eine gute Auswahl zu treffen. Merkt ein Gast ein paar Tage nach der Anwendung, dass sich der Zustand seiner Haut merklich verbessert hat, dann kommt er auch gerne wieder. So funktioniert Kundenbindung.

Worauf achten Sie, wenn Sie neue Mitarbeiter einstellen?

In erster Linie schaue ich mir den Menschen an, der da vor mir sitzt. Natürlich beachte ich auch seine Zertifikate, aber da ich den Kandidaten ohnehin für die neue Arbeit schulen muss, sind die Qualifikationen zweitrangig. Wichtig ist es, zu sehen, ob ein Mensch das Herz am richtigen Fleck trägt. Denn so finde ich Menschen, die sich gut ins Team einfügen, bei denen sich die Gäste wohlfühlen und die lange bei uns bleiben.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Antonucci.

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Im Westen Islands, nahe des Northern Lights Institutes, liegt das für sein Umweltbewusstsein bekannteHotel Húsafell. Es wurde als erstes Hotel nordischer Länder in die National Geographic-Liste der einzigartigen Lodges der Welt aufgenommen und zeichnet sich durch seine Nachhaltigkeit, Authentizität und exzellentem Service aus. Mehr über das Hotel lesen Sie hier.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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