Laut Dr. Urban Uttenweiler, Vorstandsvorsitzender der HGK, und Philipp Nusser, leitender Berater bei Eagle Control, wird die höhere Mehrwertsteuer dem Staat möglicherweise keine Zusatzeinnahmen bescheren. Die HGK und das IT- und Consulting-Unternehmen Eagle Control veröffentlichen gemeinsam die Ergebnisse einer Simulation. Damit werden die Konsequenzen der höheren Mehrwertsteuer für Betriebe und für den Staat abgeschätzt. Womöglich würde der Staat nicht mehr an der höheren Steuer verdienen, da er „die Rechnung ohne den Gast“ mache. Das bedeutet in diesem Fall, dass die ohnehin schon stark gedämpfte Konsumlaune weiter sinken könnte. In der Folge würden Menschen seltener ausgehen, beziehungsweise weniger bestellen und der Branche und dem Staat weniger Geld zuspielen.
HGK und Eagle Control simulieren Steuererhöhung
Grundlage für die Simulation ist ein Betriebsvergleich mit den Zahlen aus den Jahren 2019 bis 2022. Die Kosten, Umsätze und Gewinne vor und nach der Pandemie wurden genau betrachtet und die Mehrwertsteuer-Erhöhung zum 1. Januar 2024 simuliert. Die Ergebnisse zeigen, dass schon heute mit der Hotelgastronomie, die 2019 mit einer Rendite von minus 11 Prozent unterwegs war, kein Geld verdient wird. Die Gesamtrentabilität der Hotels inklusive Logis lag nach Abzug des in 2022 hohen Unternehmerlohns bei nur knapp 4 Prozent vom Umsatz. Wenn die Steuer wieder steigt, könnte das besonders bei kleinen und mittelgroßen Hotelbetrieben (weniger als 2,7 Millionen Euro Umsatz im Jahr) dazu führen, dass nichts mehr übrigbleibt. Laut Philipp Nusser stünden sie vor der schweren Entscheidung, entweder die Preise stark zu erhöhen oder das hoteleigene Restaurant zu schließen.
Die Stimmung könnte kippen
Ein weiteres Problem sei der Personalmangel: Bekommen die Gäste einen schlechteren Service, dann ist es noch unwahrscheinlicher, dass sie die höheren Preise akzeptieren. Bereits vor der Inflation haben einige Unternehmer auf Preiserhöhungen im Verhältnis zur Kostensteigerung verzichtet. Dr. Urban Uttenweiler findet das verständlich, denn Gastgeber haben ein gutes Gespür dafür, wann die Stimmung bei den Gästen kippt und diese nicht mehr bereit sind, den betriebswirtschaftlich erforderlichen Preis zu zahlen. Da Preiserhöhungen mit einer niedrigeren Frequenz, beziehungsweise niedrigeren Durchschnittsrechnungen einhergehen, könnte das Essengehen zum Luxus werden. Die GFK verzeichnet für September eine weitere Verschlechterung des Konsums auf minus 25,5 Prozent. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer werde daher eventuell keine Mehreinnahmen für den Staat bedeuten.
„Während in 23 von 27 EU-Ländern einheitlich ein um etwa 10 Prozent-Punkte niedrigerer Steuersatz auf Speisen und Essen gilt, und zwar unabhängig von Zubereitung oder Verzehrort, treibt der deutsche Sonderweg also nicht allein die Inflation, die es doch gerade einzudämmen gilt. Des Weiteren konterkariert die Koalition mit einem „Zurück zu 19 Prozent“ ihre eigenen Programme und Interessen wie gesunde, nachhaltig erzeugte und dennoch bezahlbare Mahlzeiten in Kitas sowie auch die Erhaltung ländlicher Gasthöfe mit ihrer gemeinschaftsstiftenden Funktion.“
Dr. Urban Uttenweiler, Vorstandsvorsitzender der HGK
Argumentationshilfe gegen höhere Mehrwertsteuer
Der DeHoGa veröffentlicht eine Argumentationshilfe, mit der Gastronomen bei den zuständigen Politikern vor Ort für ein Beibehalten des Steuersatzes von 7 Prozent überzeugen können. Mehr dazu im Beitrag.
Quelle: HGK