Dass sich Bier nicht nur trinken, sondern auch wunderbar auftischen lรคsst โ ohne danach zu schmecken oder Alkohol zu enthalten, beweist das Start-up Upcircld. Es hat den Biertreber, ein Nebenstromprodukt des Brauprozesses weiterverarbeitet zu sogenannten Brew Bites, einem pflanzlichen Fleischersatzprodukt.
โDer Gedanke, aus einem Nebenprodukt der Bierherstellung etwas wirklich Leckeres zu machen, ist fรผr mich so etwas wie die hohe Kunst der Nachhaltigkeit. Keine zusรคtzlichen Agrarflรคchen fรผr den Anbau, kein zusรคtzliches Dรผngen โ eine groรartige Idee.โ
Guido Wolf, Leiter Hochschulgastronomie, Studierendenwerk Gieรen
Brew Bites in Mensen aufgetischt
Das Produkt feierte am 22. Januar Weltpremiere in den Mensen des Studierendenwerks in Gieรen, Friedberg und Fulda und markierte einen Hรถhepunkt im Rahmen des Speisenangebots zum Veganuary. Spitzenkoch Steve Karlsch hat daraus zusammen mit dem Kรผchen-Team vor Ort in der Mensa Otto-Behaghel-Straรe in Gieรen โBiryani mit Brew Bites-Hack und Reisโ zubereitet. Tags drauf kamen alle Mensa-Gรคste in den Genuss von โRote Linsen mit Tomaten, Garam Masala und Brew Bites-Chunksโ.

Zufrieden mit der Weltpremiere waren die Verantwortlichen des Studierendenwerk Gieรen (v. l. Eva Mohr/ Leitung Unternehmenskommunikation, Gero Lottermann/ Geschรคftsfรผhrung, Guido Wolf/ Leitung Hochschulgastronomie) sowie das Team von Brew Bites (Monika ฤerniauskaitฤ, Wojtek Konieczny, Elvira Bechtold und Steve Karlsch)
(Quelle: Studierendenwerk Gieรen
Entwickelt von Ehemaligen
Das Besondere daran: Das Produkt ist noch nicht auf dem Markt โ das Studierendenwerk hat die ersten 100 Kilogramm exklusiv erhalten. Entwickelt hat das Produkt das Startup Upcircld mit Sitz in Frankfurt am Main. Die drei Kรถpfe hinter Brew Bites โ Elvira Bechtold, Monika ฤerniauskaitฤ und Wojtek Konieczny โ sind ehemalige Angehรถrige der Justus-Liebig-Universitรคt Gieรen und der Hochschule Fulda, die beide โ neben der Technischen Hochschule Mittelhessen โ im Verantwortungsbereich des Studierendenwerks Gieรen liegen.
โWir sind รผberzeugt davon, dass Studierende bewusst essen wollen und fรผr nachhaltige Alternativen nicht nur offen sind, sondern diese aktiv nachfragen werden. Studierendenwerke waren daher als Partner fรผr uns gesetzt. Ehrensache, dass wir aufgrund unserer eigenen Vergangenheit hier an der Uni zuerst im Gieรener Studierendenwerk angeklopft habenโ, so Grรผnder Wojtek Konieczny.
Optik und Konsistenz des Fleischersatzes รผberzeugen



Wie und warum fand das Brew Bites-Hack schlieรlich den Weg in die Mensa? Dazu berichtet Gero Lottermann, seit Januar 2025 Geschรคftsfรผhrer des Studierendenwerks, dass die Mensa-Gรคste im Vergleich zur Gesamtbevรถlkerung รผberproportional hรคufig fleischfreie Gerichte nachfragen und sich Vielfalt im Angyebot wรผnschen. Dem Studierendenwerk sei Nachhaltigkeit auch und gerade in der Mensa immens wichtig, weshalb das Unternehmen immer an innovativen Angeboten auf dem Markt interessiert sei, die idealerweise auf all diese Ziele einzahlten.
โBrew Bites sind fรผr mich ein Meilenstein: Geschmack, Textur und Vielseitigkeit heben sie in eine vรถllig neue Kategorie von Proteinquellen.โ
Steve Karlsch
โDer Gedanke, aus einem Nebenprodukt der Bierherstellung etwas wirklich Leckeres zu machen, ist fรผr mich so etwas wie die hohe Kunst der Nachhaltigkeit. Keine zusรคtzlichen Agrarflรคchen fรผr den Anbau, kein zusรคtzliches Dรผngen โ eine groรartige Ideeโ, schwรคrmt Guido Wolf, Leiter der Hochschulgastronomie. Besonders รผberzeugt hat ihn die Qualitรคt des Fleischersatzprodukts: โZum einen die Optik und die Konsistenz, die an rotes Fleisch erinnern, zum anderen der Geschmack, der in viele gastronomische Richtungen passt โ sei es asiatisch, europรคisch oder die Levante-Kรผcheโ, ergรคnzt er.
Im Gesprรคch mit dem Grรผnder Wojtek Konieczny entstand schlieรlich die Idee mit dem Berliner Spitzenkoch Steve Karlsch, der das Start-up als Culinary Advisor unterstรผtzt, Rezepte zu entwickeln, die groรkรผchentauglich sind und gut in den Speiseplan des Studierendenwerks passen. Auch er ist begeistert von dem innovativen Produkt: โBrew Bites sind fรผr mich ein Meilenstein: Geschmack, Textur und Vielseitigkeit heben sie in eine vรถllig neue Kategorie von Proteinquellen. Ihre Vielseitigkeit, der innovative Nachhaltigkeitsgedanke und die unglaubliche Leidenschaft des Grรผnderteams haben mich sofort รผberzeugt, meine Expertise aus der Spitzenkรผche einzubringen. Dieses Produkt hat das Potenzial, die Art, wie wir pflanzliche Ernรคhrung sehen, komplett zu verรคndern.โ
Biertreber verwerten statt verwerfen
Gefragt nach der Besonderheit ihrer Produkte erlรคutert Grรผnderin Elvira Bechtold: โWir setzen auf Food-Upcycling. Das bedeutet, dass wir Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion, die wir fรผr wertvolle Rohstoffe halten, direkt nutzen wollen, statt dass sie nur als Tierfutter oder Kompost verwendet werden. Vereinfacht gesprochen, รผberspringen wir eine Stufe โ statt Tiere mit Biertreber zu fรผttern und sie dann zu Lebensmitteln zu verarbeiten, machen wir Biertreber direkt essbar. Jรคhrlich fallen allein in Deutschland 1,5 Millionen Tonnen Biertreber an โ mit Brew Bites zeigen wir, wie aus diesem Nebenstrom eine nachhaltige, nรคhrstoffreiche und leckere Proteinquelle werden kann.โ
Proteinreiches Upcycling
Die Brew Bites Chunks, die seit rund einem Jahr in der aktuellen Qualitรคt im Groรhandel verfรผgbar sind, bestehen aus nur fรผnf natรผrlichen Zutaten: Biertreber (Gerstenmalz), Kรผrbiskernmehl, Erbsenprotein, Wasser und Salz.
Sie sind reich an Ballaststoffen und weisen mit 29 Prozent einen hohen Proteingehalt auf.
โMit 100 Kilogramm Brew Bites sparen wir im Vergleich zu Sojaprotein 800 Kilogramm CO2 einโ, so Bechtold weiter. Die Chunks haben einen Upcycling-Anteil von rund 40 Prozent. Mit dem neu entwickelten Hack geht Upcircld noch weiter: Durch die Nutzung von Biertreber und Stoffen, die bei der Hafermilchproduktion anfallen, liegt der Upcycling-Anteil dort bei รผber 70 Prozent.
โNeben dem nachhaltigen Aspekt kรถnnen wir nicht oft genug betonen, wie wichtig uns auch die Qualitรคt ist. Es gibt bereits ein Hack aus Biertreber โ allerding handelt es sich hier um ein Trockenprodukt. Das bedeutet, dass es vor der Verwendung fรผr ein Gericht erst noch aufbereitet werden muss. Unser Hack kann direkt in der Kรผche verwendet werden und hat im Vergleich zu Trockengranulatprodukten einfach mehr Biss. Deshalb sind wir sehr stolz auf unsere gemeinsame Weltpremiere heuteโ, so Konieczny.
Ziel Nebenstrรถme zu Hauptstrรถmen machen
โKurzfristig sollen Brew Bites in mรถglichst vielen Kรผchen etabliert werden. Langfristig mรถchten wir die pflanzliche Ernรคhrung weltweit mitgestalten und Nebenstrรถme aus der Lebensmittelproduktion zu Hauptstrรถmen machen. Groรkรผchen und Mensen haben mit unseren Produkten die Mรถglichkeit, ihre Speiseplรคne nachhaltiger, vielseitiger und genussvoller zu gestalten โ eine echte Bereicherung fรผr eine moderne pflanzliche Kรผcheโ, fasste Konieczny die ehrgeizigen Ziele des Startups zusammen.
Quelle: Studierendenwerk Gieรen