Bei der Neugestaltung des Standort IV der Datev Gastronomie wurde Barrierefreiheit konsequent mitgedacht.
Quelle: DATEV

Gelebte Barrierefreiheit bei DATEV in Nürnberg

Die Neugestaltung des Betriebsrestaurants der DATEV IV in Nürnberg ist in vielerlei Hinsicht ein „Projekt ohne Grenzen“ – denn Barrierefreiheit wurde hier konsequent von Anfang bis Ende mitgedacht und zum großen Teil umgesetzt.

Gleichberechtigte Teilhabe gehört bei DATEV zu den zentralen Themen – und ist fest in der langfristigen sozialen und strategischen Ausrichtung verankert. So heißt es in der Unternehmensphilosophie u. a.: „Jede:r Kolleg:in, ungeachtet der Vielfaltsmerkmale, hat die Möglichkeit zur gleichberechtigten Teilhabe verdient. (…) In einer Belegschaft, die vielfältig ist und die Vielfalt ausleben darf, wird nachweislich umsichtiger entschieden, innovativer gedacht und produktiver gearbeitet, denn die Mitarbeitenden fühlen sich zugehörig, respektiert und insgesamt wohler in ihrer Arbeitsumgebung.“ Zu den Beschäftigten des Softwarehauses und IT-Dienstleisters – auch in der Gastronomie – zählen sehbehinderte und blinde Personen, solche mit vermindertem Gehör, Personen, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung leiden, und motorisch sowie psychisch eingeschränkte Personen. 

Hoher Stellenwert von Barrierefreiheit bei der DATEV

Barrierefreiheit hat im Rahmen der Inklusionsstrategie einen hohen Stellenwert – auch und gerade in der Betriebsgastronomie als zentraler Treffpunkt. „Unser Betriebsrestaurant am Standort IV haben wir nach umfangreichen Baumaßnahmen neu eröffnet und sehr offen gestaltet“, berichtet Klaus-Jürgen Schumann, Leiter der DATEV-Gastronomie. 

„In puncto Barrierefreiheit setzt der Standort wirklich Maßstäbe. Wir haben die Chance genutzt, alles von Beginn an barrierefrei zu konzipieren, sodass das Betriebsrestaurant ein richtiges Vorzeigeobjekt geworden ist.“ Es dient als Blaupause für die übrigen Standorte

„Die größte Schwierigkeit in puncto Barrierefreiheit ist es, die Lieferanten mitzunehmen und für das Thema zu sensibilisieren. Das sind momentan die Engpassfaktoren.“

 Klaus-Jürgen Schumann, Leiter der DATEV-Gastronomie  

Klaus-Jürgen Schumann, Leiter der Datev-Gastronomie in Nürnberg, spricht über Barrierefreiheit in der Betriebsgastronomie.
(Quelle: DATEV)

Mitarbeitenden werden im Prozess aktiv eingebunden 

Barrierefreie Lösungen in der Gastronomie entstehen in enger Zusammenarbeit verschiedener interner Bereiche – etwa dem Inklusionsteam, der Schwerbehindertenvertretung, der Arbeitssicherheit, dem Betriebsrat, der internen IT und dem Facility Management. Das Unternehmen setzt auf internes Know-how, ergänzt durch u. a. den Austausch mit betroffenen Mitarbeitenden. „Wenn wir eine neue Anwendung einführen oder eine bestehende überarbeiten, greifen wir auf unseren Software-Portfolio-Check zurück. Dabei ist Barrierefreiheit ein zentraler Bestandteil. Schon früh binden wir das Barrierefreiheitsteam ein und holen Feedback von Test-Usern ein, z. B. von sehbehinderten Mitarbeitenden“, berichtet Klaus-Jürgen Schumann.

Ein wichtiger Grundsatz: Barrierefreie Lösungen sollen allen Mitarbeitenden nützen – ohne als Sonderlösung hervorzustechen. So wird gleichberechtigte Teilhabe selbstverständlich gelebt. 

DATEV Gastronomie: von A bis Z barrierefrei 

Doch wie sieht Barrierefreiheit in der Betriebsgastronomie konkret aus? Von A wie Aufwerter bis Z wie Zahlsysteme hat DATEV dabei alles durchdacht. Den Anfang machten bauliche Maßnahmen – etwa spezielle Maße für Küchenbau und Mobiliar.

Es folgten taktile Beschriftungen an Automaten, Sprachausgaben an Aufwertern und digitale Preisauszeichnungen. Ein ganz konkretes Beispiel: „Wir haben die Kartenhalterung leicht angewinkelt, nachdem wir beobachtet haben, dass Rollstuhlfahrende Schwierigkeiten hatten, ihre eingekaufte Ware zu halten und gleichzeitig zu bezahlen. Jetzt lässt sich der Mitarbeitendenausweis sicher einlegen – die Karte bleibt an Ort und Stelle, der Betrag wird automatisch abgebucht. Danach kann die Karte entnommen und die Ware ohne Probleme mitgenommen werden“, berichtet Klaus-Jürgen Schumann. „Das mag banal wirken – aber gerade diese kleinen Dinge machen den entscheidenden Unterschied. Und auch Menschen ohne Einschränkung haben manchmal die Hände voll – dann ist solch eine Lösung einfach praktisch.“ 

Weniger Fläche im Betriebsrestaurant von DATEV IV

Bei der Neugestaltung der Betriebsgastronomie am Standort IV holten sich Klaus-Jürgen Schumann und sein Team Unterstützung von Christian Meissner, Geschäftsführender Gesellschafter der Profi-Tabel Resultants aus Stuttgart.

Entstanden ist eine gastronomische Fläche, die deutlich offener gestaltet ist als zuvor – und sich nun auch hervorragend für Sonderveranstaltungen eignet. „Das Bistro hat beispielsweise keine Tür mehr und es gibt keine abgetrennten Bereiche. Auf der linken Seite erfolgt die Essensausgabe mit Bedienung, auf der rechten – die relativ weit entfernt ist – als reine Selbstbedienung“, führt Klaus-Jürgen Schumann aus.

Dazwischen befinden sich mobile Kühlinseln, die bei Bedarf einfach weggefahren werden können. „Den gastronomischen Bereich können Sie sich wie einen großen, verglasten Kreis vorstellen, der in die Landschaft übergeht – mit Blick auf einen angelegten Teich“, beschreibt er. „Das sieht schon toll aus.“

Trotz aller Weitläufigkeit hat die Gastronomie eigentlich an Fläche verloren, „weil wir den Fokus stärker daraufgelegt haben, dass man sich freier bewegen kann“. Dadurch sind es 80 bis 90 Sitzplätze weniger. „Rollstuhlfahrende haben im neuen Restaurant deutlich mehr Platz – sie können problemlos wenden und sich frei bewegen.“

Offener Marktplatz

Seit der Fertigstellung ist die Nutzung des neuen Betriebsrestaurants deutlich gestiegen – es hat sich zu einem lebendigen Marktplatz entwickelt. „Ein Ort, an dem ich den ganzen Tag vorbeischauen, mir etwas Kleines holen und mich in entspannter Atmosphäre mit anderen vernetzen kann“, freut sich der Gastronomieleiter über den Wandel. Gerade in Zeiten von Homeoffice gewinnt persönliche Begegnung an Bedeutung – das neue Restaurant schafft dafür den passenden Rahmen.

„Unser neuer Slogan für die Gastronomie lautet daher: ,Mit Genuss wohlfühlen und vernetzen‘“, erklärt Klaus-Jürgen Schumann. „Der Genuss bezieht sich natürlich auf das hochwertige Essen – unsere Produktionstiefe liegt bei 70 Prozent, und der Großteil der Lebensmittel stammt aus der Region. Das Wohlfühlen entsteht durch das neue Ambiente – mit warmem Licht, viel Vollholz-Eiche, weißem Kunststein und dunkelgrüner Grundfarbe.“

Trotz aller Weitläufigkeit hat die Gastronomie mit der Neugestaltung eigentlich an Fläche verloren, weil der Fokus der DATEV stärker darauf lag, dass man sich freier bewegen kann.
Trotz aller Weitläufigkeit hat die Gastronomie mit der Neugestaltung eigentlich an Fläche verloren, weil der Fokus der DATEV stärker darauf lag, dass man sich freier bewegen kann. (Quelle: DATEV)

Unterstützung und Engagement

In einigen Bereichen setzt DATEV noch auf unternehmenseigene Lösungen – etwa bei der Speiseplan-App, die künftig durch ein externes, barrierefreies System ersetzt werden soll. In anderen Projekten ist das Unternehmen hingegen auf die Unterstützung von Industriepartnern angewiesen. Doch genau das stellt ihm zufolge eine der größten Herausforderungen dar: „Die größte Schwierigkeit ist es, die Lieferanten mitzunehmen und für das Thema zu sensibilisieren. Das sind momentan die Engpassfaktoren.“

Dafür brauche es Überzeugungskraft – und engagierte Menschen, die das Thema aktiv vorantreiben. „Barrierefreiheit ist bei DATEV – auch in der Gastronomie – seit Langem ein wichtiges Thema. In den letzten zehn Jahren hat es allerdings noch einmal spürbar an Dynamik gewonnen.“

Ein aktuelles Beispiel aus der Kaffeetechnik: Ab September 2025 sollen die Kaffeevollautomaten am zentralen Cafépoint des Betriebsrestaurants vollständig barrierefrei nutzbar sein – auch für seheingeschränkte und blinde Mitarbeitende. Projektpartner ist hierfür WMF Professional Coffee Machines. „Die sind aktuell noch mitten in der Entwicklung“, berichtet Klaus-Jürgen Schumann. Geplant ist eine Steuerung per Smartphone.

Events nehmen bei der DATEV zu

Für Klaus-Jürgen Schumann steht fest: Wirkliche Barrierefreiheit gelingt nur, wenn die Betroffenen selbst mit am Tisch sitzen und wenn man ihnen zuhört und ihre Perspektiven ernst nimmt. Einfach loszulegen, ohne sie einzubeziehen, führt seiner Meinung nach nur dazu, an den eigentlichen Bedürfnissen vorbeizuplanen. Auch wenn das Thema viel Geduld erfordert, bleibt der Gastronomie-Leiter motiviert – gerade weil er im Alltag sieht, wie sehr die Lösungen den Mitarbeitenden helfen. „Für ein modernes Unternehmen – und das wollen wir auch in Zukunft sein – wird entscheidend sein, wie man mit seinen Mitarbeitenden umgeht. Da wollen wir Maßstäbe setzen“, sagt er zum Abschluss.

Dass dieser Anspruch gelebte Realität ist, zeigt sich am neu gestalteten Standort IV: Trotz einer hohen Homeoffice-Quote steigen die Essenszahlen kontinuierlich – ebenso wie die Nachfrage nach Sonderveranstaltungen wieder. 120 große Events mit 150 bis 1.000 Gästen richtet das Gastro-Team inzwischen pro Jahr aus. Und manchmal steht dabei sogar Ente mit Klößen und Rotkohl auf dem Programm – serviert im praktischen Kleinformat, damit das Vernetzen auch im Stehen ein Genuss bleibt.

Zusammengefasst: Betriebsrestaurant DATEV IV, Nürnberg

  • Neueröffnet nach Umbau: März 2025
  • Dauer des Umbaus: Planung 2019, Umbau 24/25
  • Planer: Profi-Tabel Resultants, Stuttgart
  • Besonderheit:
    • Gestaltung als offener Marktplatz – Slogan: „Mit Genuss, Wohlfühlen und Vernetzen“
    • fahrbare Elemente, damit Fläche für Sonderveranstaltungen genutzt werden kann
    • weitflächig, barrierefrei gestaltet (u. a. Rampen statt Treppen/Stufen, Ausgabehöhe/-tiefe)
    • teils in Bedienung, teils in SB
  • Verpflegungsphilosophie:
    • hohe Produktionstiefe (70 %)
    • zum Großteil Einsatz regionaler Lebensmittel
    • moderater Einsatz von Salz, Zucker und Fett
  • Gastronomie:
    • bestehend aus Mittagsangebot von 11.30 bis 13.30 Uhr (drei Menülinien)
    • Cafépoint mit Kaffeevollautomaten von WMF zur Selbstbedienung
    • bediente Barista-Bar
    • Bistro in Selbstbedienung soll nach der Pilotphase bis zum Abend geöffnet bleiben
    • kostenlose Wasserbrunnen
    • Sonderveranstaltungen und Konfenrenzcatering gewinnen an Bedeutung
  • Essenszahl: insgesamt 1.450 Menüs am Tag im Durchschnitt, Standort DATEV IV bis zu 400 Menüs am Tag (insgesamt 200 Menüs mehr als 2024, die Achillesverse bleibt der Freitag!)
  • Essenspreis: einheitlich 4,40 Euro (Mischkalkulation), bezahlt/abgerechnet über Mitarbeitendenausweis (Verpflegung wird bezuschusst)
  • Mitarbeiterzahl DATEV Nürnberg (gesamt): 9.051, davon 6,84% Schwerbehinderte

Bereits umgesetzte Maßnahmen in puncto Barrierefreiheit

  • Digitale Systeme und Geräte
    • Intranet-Speiseplan: Der Speiseplan im Intranet ist barrierearm gestaltet und kann mit Screenreadern oder ähnlichen Tools gelesen werden.
    • Digitale Preisschilder: Die digitalen Preisschilder in den Bistros verfügen über QRCodes, mit denen die Inhalte bequem über das Smartphone ausgelesen werden können.
    • Aufwerter: Die Geld-Aufwerter sind so angebracht, dass sie unabhängig von Körpergröße oder Mobilität bedienbar sind – auch für Rollstuhlfahrende sowie für blinde Mitarbeitende dank integrierter Audioausgabe.
    • Kaffeemaschinen (WMF): Die aktuellen WMF-Kaffeemaschinen sind ebenfalls barrierearm gestaltet und können unabhängig von Mobilität oder Körpergröße bedient werden. Ab voraussichtlich September 2025 wird auch eine Bedienung durch seheingeschränkte bzw. blinde Mitarbeitende möglich sein.
    • Wasserspender: Bedienarmatur auf Höhe eines Rollstuhlfahrenden.
    • Kartenleser an den (Haupt)Kassen: Durch die angewinkelte Halterung der Kartenlesegeräte ist eine barrierearme Nutzung gewährleistet – insbesondere für mobilitätseingeschränkte Kolleg*innen, z. B. im Rollstuhl.
  • Bauliche und infrastrukturelle Gegebenheiten am umgebauten Standort DATEV IV
    • Essensausgaben: Alle drei Essens-Counter sind barrierefrei erreichbar, gut einsehbar und leicht bedienbar. Die Wege zu den Ausgaben sind kreuzungsfrei und großzügig gestaltet.
    • Casino (Sitzbereich): Der Sitzbereich ist sowohl über Treppen als auch über eine lange Rampe zugänglich. Die gesamte Raumgestaltung fördert eine kreuzungsfreie Bewegung im Gastraum.
    • Service-Stationen (z. B. Kaffee- und Wasserstationen): Die neuen Service-Counter sind leicht erreichbar und intuitiv bedienbar.
  • Bistroverkauf
    • Selbstbedienungsbereich: Dieser Bereich soll künftig von 6 Uhr bis in die Abendstunden kreuzungsfrei und über eine Vertrauenskasse nach der Pilotphase nutzbar (DATEV IV) sein.
    • Servicebereich: täglich von 8 bis 15 Uhr geöffnet, mit persönlicher Beratung und Bedienung über die Verkaufstheke – auch für mobilitätseingeschränkte oder sehbeeinträchtigte Personen gut nutzbar.
    • Barista-Maschine: Während der Servicezeiten steht zusätzlich eine Barista-Maschine zur Verfügung. Diese kann ebenfalls über die Theke hinweg bedient werden – inklusive individueller Beratung (DATEV ITC und DATEV IV).

Noch ausstehende Maßnahmen, die zeitnah bei der DATEV umgesetzt werden (sollen)

  • Barrierefreier Speiseplan auf der App
  • Zahleinheiten und Automaten so platzieren, dass sie auch für Kleinwüchsige und Rollstuhlfahrende zugänglich sind
  • Barrierefreiheit bei Kaffeemaschinen (über Verbindung mit mobilem Endgerät)
  • Bei baulichen Veränderungen von Altbeständen Barrierefreiheit

Quelle: B&L MedienGesellschaft, DATEV

Jetzt uneingeschränkten Zugang
zu allen News bekommen!

Einfach kostenfrei registrieren.

Die Registrierung beinhaltet unsere kostenlosen Newsletter für den Außer-Haus-Markt. Den Newsletterbezug können Sie jederzeit über Ihren Account anpassen.

Sie haben jederzeit die Möglichkeit der Verwendung Ihrer Daten zu wiedersprechen. Benutzen Sie dazu den in der Newsletter-Mail befindlichen Abmelde Button. Hier finden Sie unsere Datenschutzerklärung und die Widerrufsbelehrung.

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
DSGVO Einwilligung