Der langfristige Trend zu einem geringeren Fleischverzehr in Deutschland setzt sich auch 2023 fort. Auf Basis der neuen Berechnungen sank nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 um 430 Gramm auf nunmehr 51,6 Kilogramm – der niedrigste Wert seit Erfassungsbeginn. Im Jahr 2018 hatte der Fleischverzehr in Deutschland noch 60,9 Kilogramm betragen (s. Grafik) – seither gibt es einen Abwärtstrend.
Fleischverzehr in Deutschland: Mehr Geflügel, weniger Rind und Schwein
Den größten prozentualen Rückgang verzeichnen Rind- und Kalbfleisch: Der Pro-Kopf-Verzehr sank um fast fünf Prozent auf 8,9 Kilogramm pro Person. Auch der Anteil von Schweinefleisch war 2023 rückläufig. Hier reduzierte sich die verzehrte Menge um fast 600 Gramm auf 27,5 Kilogramm pro Person. Ein Viertel der verzehrten Fleischmenge ist Geflügelfleisch, insbesondere Hühnerfleisch. Für Geflügel ergab sich 2023 ein Zuwachs von rund 900 Gramm pro Person. Damit lag der Pro-Kopf-Verzehr von Geflügelfleisch 2023 bei 13,1 Kilogramm.
Der insgesamt abnehmende Verzehr von Fleisch wird von einem Importrückgang von Fleisch, Fleischwaren und Konserven aus Schweinen, Rindern und Kälbern begleitet.
Gründe für den sinkenden Fleischverzehr dürften unter anderem sich verändernde Ernährungsweisen sein. Auch ein generell gewachsenes Bewusstsein, welche Auswirkungen ein hoher Fleischkonsum auf die eigene Gesundheit, Klima und Umwelt haben, dürften eine Rolle spielen.
Ein Zeichen, das Mut macht
ProVeg setzt sich seit Jahren für eine pflanzenbetonte Ernährung ein. Entsprechend positiv bewertet der Verein die Entwicklung und deutet die Zahlen des BLE als ein Zeichen, das Mut macht:
„Fünf Jahre sinkender Fleischkonsum sind ein Zeichen, das Mut macht. Die Menschen in Deutschland treiben die Ernährungswende aktiv voran.
Bei Fleischverzehr und Fleischproduktion beobachten wir derzeit eine klare Abwärtsspirale. Die Branche reagiert offenbar auf den sinkenden Fleischkonsum der Bevölkerung. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland reduziert aktiv den Fleischkonsum – natürlich wirkt sich das auf die Verzehrzahlen aus.“
Matthias Rohra, Geschäftsführer, ProVeg Deutschland
Die sogenannte flexitarische Ernährung zählt neben der pflanzlichen und der vegetarischen Ernährung zu den pflanzenbetonten Formen. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ernähren sich 46 Prozent der Bevölkerung in Deutschland flexitarisch. Als Ersatz für Fleischprodukte empfiehlt Matthias Rohra: „Hülsenfrüchte, aber auch Nüsse und Getreide sind wertvolle Proteinlieferanten, selbst für den gezielten Muskelaufbau.“ Entscheidend ist dabei, die pflanzlichen Proteine miteinander zu kombinieren.
Auch von ernährungswissenschaftlicher Seite wird eine solche Ernährung begrüßt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat erst kürzlich ihre neuen Ernährungsempfehlungen ausdrücklich pflanzenbetonter gestaltet.
Neue Marktchancen nutzen
Auch der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir verweist auf die Chancen, die sich aus dem sinkenden Fleischverzehr ergeben:
„Viele essen heute weniger, dafür bewusster Fleisch – und alle Zahlen sprechen dafür, dass der Trend anhält. An dieser Realität sollten sich Landwirtschaft, Handel und Politik gemeinsam orientieren, um die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest weiterzuentwickeln. Umfragen ergeben regelmäßig, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher sich höhere Standards in der Tierhaltung wünschen und auch bereit wären, dafür mehr Geld zu bezahlen. Natürlich braucht es dafür ein breiteres Angebot und der Handel hat hier wiederholt klargemacht, künftig auf höhere Haltungsformen zu setzen.
Wir sollten die neuen Marktchancen nutzen. Weniger Tiere besser halten – darum geht es. (…) Dafür haben wir mit der Einführung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens und dem Bundesprogramm für den Umbau der Tierhaltung entscheidende Schritte getan. Wir beginnen zunächst mit der Schweinehaltung und unterstützen Betriebe, die ihre Tiere besser halten wollen.
Gleichzeitig setzen wir darauf, dass Landwirtinnen und Landwirte neben tierischen Produkten mit pflanzlichen Alternativen gutes Geld machen können. Schließlich bieten Hafermilch oder Veggieburger ein wachsendes Marktpotenzial für die heimische Land- und Ernährungswirtschaft.“
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Acht Trendthemen der Gastronomie der Zukunft
Acht globale Entwicklungen in der Gastronomie hat Unilever Food Solutions in seinen Future Menus 2024 veröffentlicht – ein Trendreport, der die Zukunft der Gastronomie abbildet. Zu den wichtigsten Veränderungen gehören die steigende Nachfrage nach neuen Geschmackserlebnissen und Gerichten auf pflanzlicher Basis, die Neuinterpretation klassischer Gerichte sowie die Maximierung von Ressourcen, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Mehr über die Future Menus erfahren Sie hier.
Quelle: B&L MedienGesellschaft