Die Gastronomie des Pfalzklinikums Klingenmünster kooperiert seit April 2021 mit der Organisation Foodsharing und gibt an diese Lebensmittel weiter, die sie selbst nicht mehr weiterverwenden kann, i.d.R. Reste des Tagesessens.
Besonders spannend für Nachahmer aus dem Bereich Gemeinschaftsgastronomie: Der Verein Foodsharing übernimmt mit der Abgabe der Lebensmittel an die Foodsaver die volle Verantwortung für deren weitere Verwendung.
Mehr dazu, wie die Kooperation zustande kam und wie das Prozedere ist, hat Andreas Adam, Teilbereichsleiter Gastronomie der Pfalzklinikum Service gGmbH, der Redaktion GVMANAGER im Interview berichtet.
Nachgefragt bei Andreas Adam zum Thema Lebensmittelverschwendung
Herr Adam, woher kam die Idee, mit Foodsharing zu kooperieren, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden?
Die Idee hatte eine Mitarbeiterin des Pfalzklinikums. Sie hat mich auf das Konzept angesprochen. Sie selbst ist Organisatorin bei Foodsharing.
Welche Lebensmittel werden gespendet und warum?
Wir spenden Lebensmittel, die vom Tagesessen übrigbleiben. Trotz sorgfältiger Planung bleiben leider immer Speisen übrig. In unserer Personalkantine möchten wir für alle Mitarbeitenden in der Regel alle drei Tagesessen bis zum Ende der Ausgabezeit anbieten.
Welche Hürden gibt es bei der Weitergabe?
Eigentlich keine, wir haben mit Foodsharing eine Vereinbarung abgeschlossen, welche uns aus der Haftung nimmt. Foodsharing verkauft die Lebensmittel nicht, diese werden unter den Mitgliedern der Organisation verteilt.
Wie viel Mehrarbeit bedeutet die Zusammenarbeit für Sie?
Die Mehrarbeit besteht darin, die Speisen zu verpacken und bis zur Abholung kühl zu stellen. Die Verpackungen sind zumeist Einwegeimer von Joghurt oder Quark. So erhalten auch diese ein zweites Leben.
Wie entscheiden Sie, was weitergegeben wird, und wer kümmert sich um die Logistik?
Wir stellen nur Speisen zur Abholung bereit, welche die Küche nicht verlassen haben. Die Speisen werden von Foodsharing bei uns in der Küche abgeholt. Das funktioniert superpünktlich!
Wie viele Lebensmittel konnten so schon vor der Tonne gerettet werden?
Zweimal in der Woche werden die Speisen abgeholt, etwa 20 Kilogramm jeweils – mal mehr, mal weniger. Im Jahr macht das dann doch zwei Tonnen. Hört sich erst einmal viel an, bei 240.000 Beköstigungstagen sind das jedoch nur etwa 10 Gramm pro BKT. Die Speisen müssen nicht vernichtet werden und es entstehen weniger Kosten für Entsorgung – also eine Win-win-Situation.
Mal ehrlich: Wäre es nicht besser, die übrigen Lebensmittel würden gar nicht erst anfallen?
Ja, da haben Sie recht. Da wir unseren Patienten und Mitarbeitenden jedoch eine gewisse Auswahl – und kurzfristige Änderungsmöglichkeiten einräumen, kommen wir nicht ohne Überproduktion aus. Diese so gering wie möglich zu halten, ist natürlich unser Ziel.
Weshalb haben Sie sich für Foodsharing entschieden und nicht etwa für die Zusammenarbeit mit den Tafeln o. Ä.?
Von anderen Organisatoren ist niemand an mich herangetreten. Zudem ist die Verantwortliche von Foodsharing eine Kollegin aus dem pflegerischen Bereich. Da sind die Wege kurz. Interessant bei der Kooperation mit Foodsharing ist zudem, dass der Verein mit der Abgabe der Lebensmittel an die Foodsaver die volle Verantwortung für deren weitere Verwendung übernimmt. Wir werden durch einen Haftungsausschluss davon entbunden.
Wie lautet Ihr Fazit nach zweieinhalb Jahren?
Ich bin sehr zufrieden. Wir haben den Aufwand bewusst klein gehalten. Also keine Mehrwegbehältnisse angeschafft, die gespült werden müssen. Stattdessen werden die Einwegeimer von Joghurt oder Quark bei uns gespült und für Foodsharing weiterverwendet. Ansonsten würden sie bei uns im Müll landen.
Es entwickelt sich ein Bewusstsein für das Thema Ressourcenschonung, unsere Abfallkosten haben sich reduziert. Und zu Weihnachten werden wir von Foodsharing mit
selbst hergestelltem leckerem Schoko-Bananenkuchen im Glas, Konfitüren oder Keksen aus geretteten Lebensmitteln verwöhnt. Passt doch!
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Projekt zur Lebensmittelverschwendung in Österreich
United Against führte ein Projekt mit drei österreichischen Krankenhäusern durch. Dabei zeigte sich, die freie Gängewahl reduziert den Lebensmittelabfall nicht zwingend. Mehr dazu lesen Sie hier.
Quelle: B&L MedienGesellschaft